Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zverev lässt sich von Federer trösten
MELBOURNE (SID) - In den schweren Stunden des Lebens ist es gut, Freunde zu haben. Besser ist es, wenn Roger Federer dazugehört. Als Alexander Zverev nach seiner nächsten Grand-SlamPleite niedergeschlagen durch die Katakomben der Rod-Laver-Arena in Melbourne schlich, tauchte plötzlich der Maestro aus der Schweiz auf, klopfte dem jungen Hamburger aufmunternd auf die Schulter und fand die passenden Worte. „Ich habe ihm gesagt, sei geduldig. Setz dich nicht unter unnötigen Druck. Lerne aus deinen Fehlern“, sagte Federer. Er riet Zverev: „Bleib ruhig, verbuddel dich nicht in einem Loch. Dafür gibt es keinen Grund.“
Tatsächlich hatte das Gespräch magische Wirkung. „Ich hatte zwei Minuten mit Roger“, erzählte Zverev später, „er hat mir sehr geholfen.“Schon eine Stunde nach der bitteren Fünfsatzniederlage in der dritten Runde der Australian Open gegen den Südkoreaner Chung Hyeon wirkte Zverev aufgeräumt wie selten zuvor nach einem Rückschlag. Seine Grand-Slam-Misere analysierte der Weltranglistenvierte ohne Ausflüchte und Wehklagen. „Ich muss herausfinden, was mit mir in den entscheidenden Momenten bei den Grand Slams passiert. Es ist in Wimbledon passiert, es ist in New York passiert, es ist hier passiert. Diese Turniere bedeuten mir noch zu viel. Bei den Masters bin ich nach meinen zwei Titeln ruhig“, sagte er: „Aber ich mache mir keine Sorgen. Wer hat schon mit 20 Jahren ein Grand-Slam-Turnier gewonnen?“Federer jedenfalls nicht, und heute, 16 Jahre später, spielt er um seinen 20. Titel.
Angelique Kerber ließ der schwachen Maria Scharapowa im Duell der einzig verbliebenen Grand-SlamChampions im Turnier keine Chance und deklassierte die Russin mit 6:1, 6:3.