Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lawinengefahr noch nicht gebannt
Polizei warnt: Skifahrer sollen Pisten auf keinen Fall verlassen
ST. ANTON/GARMISCH-PARTENKIRCHEN (dpa/sz) - In den bayerischen Alpen herrscht vielerorts weiter große Lawinengefahr. In den Allgäuer, Ammergauer, Werdenfelser und teils auch in den Berchtesgadener Alpen galt am Dienstag erneut die Warnstufe vier von fünf, wie der Lawinenwarndienst Bayern mitteilte. Für den übrigen bayerischen Alpenraum wurde die Warnstufe auf drei zurückgenommen, das bedeutet aber immer noch erhebliche Gefahr.
Roland Ampenberger, Sprecher der Bayerischen Bergwacht, berichtet von einer ähnlichen Einsatzhäufigkeit wie 2009: „Wir waren bei drei Lawinenereignissen am vergangenen Wochenende im Einsatz. Für die bayerischen Alpen ist das sehr viel.“2009 gab es von Mitte bis Ende Februar nach starkem Schneefall vier Lawineneinsätze.
In Südtirol wurden nach dem Abgang einer Lawine in Graun im Vinschgau 75 Gäste eines Hotels mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht, wie die italienische Agentur Ansa berichtete. Das Hotel lag an den Ausläufern des Lawinenkegels. Vermisste gab es nicht.
Vor dem Gotthard-Tunnel in der Schweiz ging in der Nacht zu Dienstag eine Schlammlawine nieder und verschüttete eine Autobahn auf 50 Metern Länge. Ein Auto wurde erfasst, es kam aber niemand zu Schaden, wie die Polizei berichtete. Die Aufräumarbeiten begannen, aber Straße und Tunnel blieben gesperrt.
Das Schnee- und Lawinenforschungsinstitut (SLF) in Davos nahm die Lawinenwarnungen für die gefährdetsten Regionen um eine Stufe zurück. Die Gefahr wurde aber immer noch als groß angesehen.
Straßensperre aufgehoben
In dem am Montag von der Außenwelt abgeschnittenen österreichischen Skiort St. Anton am Arlberg wurde die Straßensperre am Dienstag aufgehoben. Horst Spitzhofer, Sprecher der Landespolizeidirektion Vorarlberg, sagte: „Die Situation ist noch angespannt. So langsam lässt die Gefahr aber etwas nach.“Zur Landespolizei Vorarlberg gehört auch die Alpinpolizei, die sich auch mit Lawinenrettung und gegebenenfalls mit der Suche nach der Unfallursache beschäftigt. Spitzhofer warnt: „Skifahrer sollten die Pisten aber auf keinen Fall verlassen. Es herrscht immer noch Lawinenwarnstufe fünf. Das Skifahren im Gelände ist viel zu gefährlich.“Die Alpine Einsatzgruppe ist derzeit in Rufbereitschaft, um rund um die Uhr für den möglichst schnellen Einsatz zur Verfügung zu stehen. Die Polizei befindet sich in ständigem Kontakt mit den Lawinenkommissionen.
In Zermatt in der Schweiz konnten Urlauber sich mit dem Hubschrauber ausfliegen lassen, die Bahnlinie blieb unterbrochen. Zahlreiche andere Orte waren auch noch nicht wieder über Bahn oder Straße zu erreichen.