Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Sozialverband löst seine Ortsgruppe auf
SoVD findet für Meckenbeuren-Tettnang seit drei Jahren keine Vorstandschaft – Nahe Ortsverbände als Alternativen
MECKENBEUREN - Den Ortsverband Meckenbeuren-Tettnang des „Sozialverbands Deutschland“(SoVD, ehemals Reichsbund) gibt es nicht mehr. Der Landesverband hat ihn aufs Jahresende 2017 hin aufgelöst und den zuletzt noch etwa 150 Mitgliedern angeboten, sich einem der fünf nächstgelegenen Ortsverbände (Bodman-Ludwigshafen/Friedrichshafen/Kressbronn/Neukirch/Ravensburg) anzuschließen.
Wer sich nicht meldet, wird einem Ortsverband zugeordnet. Erreicht hat die Mitglieder die Nachricht im Dezember. Aufgrund der Kündigungsfrist (drei Monate zum Ende des Kalenderjahres) ist daher ein Austritt auf die Schnelle nicht möglich.
„Wir hatten keine andere Wahl mehr“, blickt die Bezirksvorsitzende Cornelia Boldt auf SZ-Anfrage auf eine Vorgeschichte, die fünf bis sechs Jahre zurückreicht. Aktuell habe das von Reiner Schnarrenberger für 2018 angekündigte Ausscheiden aus dem Vorstand eine Rolle gespielt: Der Schatzmeister sei das letzte verbliebene Vorstandsmitglied gewesen, nachdem sich seit 2015 keine Vorstandschaft mehr gefunden hatte. Die Rückblende bis 2011: Unter der Regie von Paul Mayr begeht der Meckenbeurer Ortsverband das 60-Jährige. Im Jahr darauf folgt Josef Abt auf Mayr, der seinen Rückzug angekündigt hat. Bereits 2013 setzt die erneute Vorstandssuche ein: Andrea Lutz führt nun den hiesigen Ortsverband, dies vom 40 Kilometer entfernten Owingen aus. 2015 zieht die Familie von dort fort – was den SoVD seiner Vorsitzenden und des Schriftwarts (Günter Lutz) „beraubt“und die Lage verschärft.
Bei der Hauptversammlung 2015 schlägt die schwierige Situation in aller Schärfe durch. „Die spärliche Zahl der anwesenden Mitglieder war dann aufgerufen, eine neue Vorstandschaft zu wählen. Drei Personen waren bereit, eine Funktion zu übernehmen, allerdings fand sich kein erster Vorsitzender“, hieß es damals im Pressetext des Verbands.
„Kümmerer“als Interimslösung
Mit den „Kümmerern“folgen Übergangslösungen. Sie sind gewillt, das Vereinsleben und den Ortsverband aufrechtzuerhalten, aber nicht, die Vorstandsfunktion zu übernehmen. Zu den „Kümmerern“im Jahr 2015/16 gehört Annette Daiber, deren Vater Xaver zu den Sozialverband-“Urgesteinen“zählt. Sie berichtet auf Anfrage, dass viel guter Wille, aber wenig Effektivität vorhanden war. Der enorme Aufwand stand für Annette Daiber in keinem Verhältnis zu Ergebnis und Widerhall, sodass sie bei der Hauptversammlung 2016 noch Bericht erstattet, sich dann aber aus der „Kümmerer“-Rolle zurückzieht.
Diese kommt 2016 einem Quintett an Frauen und Männern zu, ergänzt um Cornelia Boldt als kommissarische Ansprechpartnerin. Sie berichtet aus dieser Zeit von einigen wenigen telefonischen Anfragen, die sie erreicht haben. Letztlich sei es darum gegangen, womit man die Mitglieder weniger verärgere – mit einer Auflösung des Ortsverbands oder mit einer Fortführung auf „Sparflamme“und ohne Angebote.
Die letzte Aktion im Ortsverband Meckenbeuren-Tettnang stellte die Weihnachtsfeier 2016 dar, die 15 der 150 Mitglieder besuchten. Zu aktiven Zeiten hatten die Frühjahrsversammlung, der Sommerausflug, eine Advents- oder Weihnachtsfeier und die Hauptversammlung das Jahresprogramm gebildet.
Gar nicht zufrieden mit dem Gang der Dinge zeigt sich Xaver Daiber: „Eine Auflösung sollte unbedingt vermieden werden.“Dass es dennoch soweit kam, macht er an drei Gründen fest: dem Image des Sozialverbands als „Rentnerverein“(was so nicht stimme, da es auch jüngere Menschen gebe, die Hilfe benötigen), die fehlende Unterstützung durch die Bezirksebene und dass es keinerlei Vorbereitung (etwa in Form von Schulungen oder Fortbildungen) gibt, um „neue Gesichter“an die Aufgaben heranzuführen, die eine solche Arbeit in der Verbandsführung mit sich bringt.
Ein Auf und Ab im Ortsverband Meckenbeuren-Tettnang des Sozialverbandes Deutschland (seit 1999 so benannt, 1917 als „Reichsbund“gegründet) hat es schon zuvor gegeben. Xaver Daiber erinnert sich, dass die Ortsgruppe unter Vorsitz von Engelbert Lang bereits um die 250 Mitglieder hatte und dann auf 60 sank. Mit dem Vorsitzenden Paul Mayr (seit 2001) stieg die Mitgliederzahl wieder an bis auf 240.