Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Markdorf bringt Flüchtling­e dezentral unter

Michaela Funke und Rosane Dias-Brücker sind für die Betreuung von Asylbewerb­ern zuständig

- Von Barbara Baur

MARKDORF - In Markdorf leben aktuell rund 260 Flüchtling­e. 100 davon wohnen in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Landratsam­ts, 163 befinden sich in der Anschlussu­nterbringu­ng der Gemeinde. Sie sind dezentral in insgesamt 28 Wohnungen untergebra­cht, die die Verwaltung im gesamten Stadtgebie­t sowie in den Teilorten angemietet hat. „Im Moment sieht es so aus, dass Markdorf in diesem Jahr 30 bis 40 Geflüchtet­e vom Landkreis zugewiesen werden“, sagt Michaela Funke, die Flüchtling­sbeauftrag­te der Stadt Markdorf. Doch diese Prognose könne sich jederzeit ändern. „Wenn Gesetze geändert werden, wie etwa zum Familienna­chzug oder zur Wohnsitzau­flage, hat das Auswirkung­en auf die Kommunen“, sagt sie.

Die Verwaltung ist laufend auf der Suche nach Wohnungen, um die Flüchtling­e, die neu in Markdorf ankommen, unterbring­en zu können. „Wir schauen nach und nach, was wir am Markt bekommen“, sagt Ordnungsam­tsleiter Jürgen Hess, bei dem die Flüchtling­sbetreuung und -unterbring­ung zusammenlä­uft. Das Landratsam­t des Bodenseekr­eises koordinier­e, welche, wann und wieviele Menschen von den Gemeinscha­ftsunterkü­nften in die Anschlussu­nterbringu­ng wechseln.

Strategie gegen Ghettobild­ung

Die Markdorfer Verwaltung verfolgt die Strategie, die Flüchtling­e dezentral in der Stadt und den Teilorten unterzubri­ngen. „Wir machen es bewusst so und haben gute Erfahrunge­n mit dieser Strategie gemacht“, sagt Jürgen Hess. „In unseren Augen erleichter­t es die Integratio­n.“Im Gegensatz dazu fördere die Unterbring­ung in größeren Einheiten eine gewisse Ghettobild­ung.

Wie Michaela Funke berichtet, suchen sich manche Flüchtling­e aus der Anschlussu­nterbringu­ng aus eigener Kraft eine Wohnung. Doch es gibt auch Fälle, wo ganze Familien keine Wohnung finden. „Vor allem große Familien haben es auf auf dem Wohnungsma­rkt in Markdorf schwer“, sagt sie. „Da spielt es eigentlich keine Rolle, ob es sich um Geflüchtet­e oder um Einheimisc­he handelt.“Die Erfahrung zeige, dass eine Wohnung durch persönlich­e Kontakte leichter zu bekommen ist.

Michaela Funke ist zusammen mit der Sozialarbe­iterin Rosane DiasBrücke­r für die Betreuung der Flüchtling­e zuständig. Sie ist über ihr ehrenamtli­ches Engagement im Mehrgenera­tionenhaus zuerst zum Helferkrei­s und dann zur Arbeit mit Flüchtling­en gekommen. Ihre Aufgabe ist es, das Netzwerk zwischen Flüchtling­en, Einheimisc­hen, Landratsam­t und Schulen zu pflegen. Rosane Dias-Brücker ist für die Betreuung der Flüchtling­e zuständig. Sie steht mit ihnen im direkten Kontakt, hilft ihnen im Alltag und versucht, gemeinsam mit ihnen alltäglich­e Probleme zu lösen. Dabei gehe es nicht darum, den Flüchtling­en alles abzunehmen, sondern darum, eine gewisse Selbststän­digkeit zu fördern, sagt Jürgen Hess.

 ?? FOTO: BBB ?? Als Flüchtling­sbeauftrag­te pflegt Michaela Funke das Netzwerk zwischen Flüchtling­en, Ehrenamtli­chen, Bürgern, Behörden und Schulen.
FOTO: BBB Als Flüchtling­sbeauftrag­te pflegt Michaela Funke das Netzwerk zwischen Flüchtling­en, Ehrenamtli­chen, Bürgern, Behörden und Schulen.
 ?? FOTO: JUL ?? Rosane Dias- Brücker
FOTO: JUL Rosane Dias- Brücker

Newspapers in German

Newspapers from Germany