Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wolf will Bad Boy sein
Handballer beschwören vor dem entscheidenden EM-Spiel gegen Spanien den „Geist von Krakau“
VARAZDIN (dpa) - Alles oder Nichts: Vor dem EM-Showdown gegen Spanien an diesem Mittwoch (20.30/ ZDF) beschwören die deutschen Handballer den Geist von Krakau. „Wir müssen schon ein wenig die Bad Boys auspacken, um den Spaniern das Fürchten zu lehren“, forderte Torhüter Andreas Wolff vor der Neuauflage des EM-Endspiels von 2016. Und der bisher enttäuschende Kapitän Uwe Gensheimer ergänzte: „Wir brauchen extrem viel davon.“
Im Kampf um den Halbfinal-Einzug in Varazdin würde dem Titelverteidiger ein Sieg reichen, da Mazedonien Tschechien mit 24:25 (13:11) unterlag, was großen Jubel im deutschen Lager auslöste. Nun ist die DHB-Elf gefragt. „Wir haben uns etwas zurechtgelegt“, berichtete Prokop, „ich hoffe, dass wir eine Chance bekommen, ums Halbfinale zu kämpfen. Ich kann zwar nicht versprechen, dass wir gewinnen. Aber ich kann versprechen, dass wir alles dafür tun werden.“
Auf die Bilder vom Gold-Triumph vor zwei Jahren unter seinem Vorgänger Dagur Sigurdsson verzichtete der Bundestrainer aber ganz bewusst. „Das spielte in der Vorbereitung keine Rolle. Vor zwei Jahren hat sich die Mannschaft aus einer geringen Erwartungshaltung heraus in einen Rausch gespielt und das Turnier mit dem Titel gekrönt. Dieses Mal kämpfen wir ums Halbfinale.“
Wolff, der die Spanier damals beim 24:17-Endspielsieg in Krakau zur Verzweiflung trieb, wird wie sein Kollege Silvio Heinevetter wieder ein wichtiger Faktor sein. Es steht viel auf dem Spiel für die DHB-Auswahl. Nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der WM im Vorjahr würde ein erneutes Scheitern die Mannschaft auf dem vom Verband vorgegebenen Weg zum Olympia-Gold 2020 in Tokio weiter zurückwerfen. „Alle sind gewillt“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. „Wenn man uns die Chance gibt, kann man davon ausgehen, dass wir sie nutzen.“Mit einem Scheitern wollte sich der 49-Jährige nicht beschäftigen: „Nach dem Spiel schauen wir, ob wir das Halbfinale erreicht haben oder nicht. Dann ziehen wir Bilanz. Ich hoffe, dass das letzte Puzzle-Teil passt.“
Den trainingsfreien Montag nutzte die Mannschaft zu einem gemütlichen Bummel durch die beschauliche Altstadt von Varazdin mit anschließendem Abendessen. „Es war wichtig, die Köpfe freizubekommen“, sagte Prokop. „Entscheidend wird aber sein, wie wir auf dem Parkett funktionieren. Ich kann nicht sagen, dass eine euphorische Stimmung herrscht. Aber der Zusammenhalt ist da.“