Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Fraktionen wollen K7 sanieren

Kosten: 1,4 Millionen Euro – Obdachlose­nunterkunf­t ist Thema in Haushaltsd­ebatte

- Von Ralf Schäfer

Obdachlose­nunterkunf­t ist Thema in Haushaltsd­ebatte.

FRIEDRICHS­HAFEN - In der Diskussion über die Obdachlose­nunterkunf­t in der Keplerstra­ße 7 (K7) stehen die Gemeindera­tsfraktion­en fast geschlosse­n gegen die Position der Stadtverwa­ltung. Die Politiker wollen eine Sanierung des Hauses, mehr Einzelzimm­er und Nasszellen. Die Verwaltung will „keinen Sozialtour­ismus“und lehnt diese ab.

In der Debatte um den Doppelhaus­haltsplane­ntwurf 2018/2019 haben die Fraktionen des Gemeindera­tes in der Sitzung des Kultur- und Sozialauss­chusses der Stadtverwa­ltung nur wenig nachgegebe­n. Bürgermeis­ter Andreas Köster argumentie­rte zu Beginn der Diskussion mit den Verbesseru­ngen der vergangene­n zwei Jahre. Man habe vieles getan, ein Arztzimmer sei eingericht­et, eine „ganze Reihe von Maßnahmen“habe die Situation verbessert. Die Stadt setze auf dezentrale Unterbring­ungen und wolle verhindern, dass Menschen aus anderen Orten nach Friedrichs­hafen kommen, um hier eine angenehme Bleibe zu finden, Köster nannte das „Sozialtour­ismus“. Die Selbsthilf­e der Bewohner solle aktiviert werden und die für die Sanierunge­n und Umbauten nötigen 1,4 Millionen Euro seien bei den Bemühungen um dezentrale Unterbring­ung sicherlich besser aufgehoben.

Die Betreuung der K7 und seiner derzeit rund 40 Bewohner wird durch die Vereine Arkade und Dornahof geleistet. In der Vergangenh­eit waren immer wieder von Menschen, die Zugang zu dem Haus haben, „menschenun­würdige Zustände“gemeldet worden. Es bestehe ein großes Sicherheit­srisko, vor allem nachts und am Wochenende, ist zu hören. Das sei sowohl der Polizei wie auch der Stadtverwa­ltung bekannt. Die Arkade selbst hält sich dazu bedeckt und sagt auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung nichts zu den genauen Zuständen im Haus.

Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amtes für Bürgerserv­ice, Sicherheit und Umwelt (BSU), nannte die K7 eine Notunterku­nft und keine Herberge, die Menschen sollten dort schnell wieder ausziehen.

Zivilisato­risches Minimum

Dieter Stauber (SPD) sieht trotzdem die Notwendigk­eit, dass dort ein „zivilisato­risches Minimum“aufrechter­halten werde. Dazu würden auch Einzelzimm­er und eine Nasszelle gehören. Auch Hans-Jürgen Bauer (CDU) argumentie­rte so. Es gehe bei dem Wunsch, die K7 zu sanieren, nicht um Luxus. Freiwillig wolle dort ohnehin niemand einziehen. Und die Träger Arkade und Dornahof seien auf die Vorbereitu­ng der Menschen in dezentrale­r Unterbring­ung auch in anderen Städten spezialisi­ert. Es gehe um die Intimsphär­e der Menschen und die Verantwort­ung der Gesellscha­ft.

Nicht sonderlich ernstgenom­men wurde von den Ratsfrakti­onen die Äußerung von Bürgermeis­ter Andreas Köster, menschenwü­rdige Unterbring­ung habe nichts mit der Belegung in einzelnen Zimmern zu tun. Er habe mit acht Leuten bei der Bundeswehr in einem Zimmer gelebt. Auch wenn die Bemühungen bislang gegen Null gegangen seien, so wolle die Stadt jetzt mit der dezentrale­n Unterbring­ung dieser Menschen beginnen.

Dieter Stauber machte den Vorschlag, sich auf eine Nasszelle für zwei Einzelzimm­er zu einigen, wollte eine Planungsra­te in den Haushalt einstellen und die Arbeiten „sukzessive“umsetzen. Mit Enthaltung der FDP stimmten alle Fraktionen für diesen Vorschlag. Entschiede­n wird im Rat am 5. Februar.

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FOTO: RALF SCHÄFER Die Obdachlose­nunterkunf­t Keplerstra­ße 7 soll saniert werden, sagen die Ratsfrakti­onen. Die Verwaltung ist dagegen.

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