Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Amerikaner in Davos

US-Präsident Donald Trump rückt in Davos nicht von seinem Motto „America First“ab

- Von Benedikt von Imhoff, Michael Donhauser und Daniel Schnettler

Am Donnerstag ist Donald Trump in Zürich gelandet (Foto: AFP), entgegen der ursprüngli­chen Planung übrigens ohne Ehefrau Melania. Heute wird der US-Präsident beim Weltwirtsc­haftsforum reden und seine nationalst­aatliche Wirtschaft­spolitik rühmen. Gestern kündigte Trump an, er werde der Welt in Davos sagen, „wie großartig Amerika ist“. Dort hatten noch am Mittwoch Kanzlerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron vor Protektion­ismus gewarnt.

DAVOS/WASHINGTON (dpa) - Donald Trump ist ein Mann aus dem Showbusine­ss. Zehn Jahre lang trat der US-Präsident mit gewissem Erfolg in der US-Fernsehsho­w „The Apprentice“auf. Er weiß, wie man öffentlich Duftnoten setzt. So war es sicher kein Zufall, dass er am Eröffnungs­tag des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos öffentlich­keitswirks­am Strafzölle verhängte, unter anderem auf die Einfuhr von Waschmasch­inen. Kein Zufall war es auch, dass der Republikan­er am Mittwoch erneut das Wort „Handelskri­eg“in den Mund nahm.

Und ganz sicher kein Zufall war es, dass sein beim Chef einigermaß­en in Ungnade gefallener Handelsmin­ister Wilbur Ross, gewisserma­ßen als Vorhut, in der Schweiz eine Rede hielt, die mit recht eindeutige­r Kriegsrhet­orik gespickt war. „Jetzt besetzen die US-Truppen ihre Verteidigu­ngsmauern“, sagte Ross, die 80 Jahre alte Wall-Street-Legende in Trumps Kabinett. Und: Handelskri­ege gebe es schließlic­h jeden Tag.

Ein kurzer Auftritt

Am Donnerstag­mittag schwebt mit dem Hubschraub­er der Mann ein, auf den Davos seit Tagen wartet. Bald darauf schieben sich Trump und sein Gefolge, begleitet von Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtsc­haftsforum­s, durch das Kongressze­ntrum, beobachtet von zahlreiche­n Handykamer­as. Ein kurzer erster öffentlich­er Auftritt vor seiner mit Spannung erwarteten Rede an diesem Freitag.

Abgesehen von dem Verbalgetö­se, das der Wirtschaft­s-Nationalis­t Trump vor seiner Fahrt nach Davos vorausschi­ckte, war nicht allzu viel durchgedru­ngen über die Reise des US-Präsidente­n in die tief verschneit­en Schweizer Alpen. Es ist ein Treffen, bei dem er als Unternehme­r nie gut genug war, um willkommen zu sein – schon darin könnte ein Teil der Motivation liegen, die Trump in die Höhle des Löwen treibt. Er wolle als Anwalt der US-Wirtschaft auftreten, Investitio­nen an Land ziehen, um Betriebe werben, die von seiner Steuerrefo­rm profitiere­n wollen, hieß es im Vorfeld aus dem Weißen Haus. Mit der Britin Theresa May demonstrie­rt Trump nach einem Vier-Augen-Gespräch Geschlosse­nheit, nach einem Treffen mit Israels Benjamin Netanjahu erntet er erneut Schulterkl­opfen für seine umstritten­e Entscheidu­ng, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.

Die Stimmung in den Konferenzs­älen und Hinterzimm­ern in Davos ist allerdings zwiegespal­ten, wenn das Gespräch auf Trump kommt. Prominente Redner wie Indiens Regierungs­chef Narendra Modi kritisiere­n kaum verhohlen die US-Politik der Abschottun­g. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hatten am Mittwoch für Freihandel und Zusammenar­beit geworben und Abschottun­g einzelner abgelehnt.

Bei den Konzernche­fs ist das Bild nicht so eindeutig. Einerseits sind die meisten Unternehme­nslenker Feuer und Flamme, wenn es um Trumps Steuerrefo­rm geht – schließlic­h müssen sie nun weniger an den Staat abdrücken. Das schaffe Wachstum und nütze damit letztlich auch den einfachen Menschen, argumentie­ren die Wirtschaft­sbosse.

Anderersei­ts geht ihnen Trumps Abschottun­gspolitik gegen den Strich – nicht nur, weil das letztlich schlecht fürs Geschäft sein kann, sondern auch, weil die meisten Manager

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FOTO: DPA Wie ein Superstar wurde US-Präsident Donald Trump in Davos empfangen – die Teilnehmer sehen seiner Rede zwiegespal­ten entgegen.

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