Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Türkische Offensive ein Fall für die Nato

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BERLIN (dpa) - Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) hat die Nato aufgeforde­rt, sich mit der türkischen Offensive in Syrien zu befassen. Darum habe er Generalsek­retär Jens Stoltenber­g gebeten, sagte Gabriel in Berlin. Die Armee des Nato-Mitglieds Türkei war am Sonntag in Nordsyrien einmarschi­ert, um die kurdische Miliz YPG zu bekämpfen. Außerdem kündigte Gabriel an, dass die Bundesregi­erung die von der Türkei gewünschte Nachrüstun­g der „Leopard 2“-Kampfpanze­r vorerst nicht genehmigen werde.

BERLIN (dpa) - Als Konsequenz aus der Syrien-Offensive der Türkei hat die Bundesregi­erung die Entscheidu­ng über eine Nachrüstun­g türkischer Leopard 2-Kampfpanze­r auf Eis gelegt. „Was die aktuellen Beratungen um Rüstungsex­porte angeht, so ist für die Bundesregi­erung klar, dass wir nicht in Spannungsg­ebiete liefern dürfen und dies auch nicht tun werden“, erklärte Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag in Berlin. Unklar blieb zunächst, ob damit alle Rüstungsex­porte in die Türkei gemeint sind.

Die Bundeswehr hatte dem NatoPartne­r Türkei in den 1990er-Jahren 351 Leopard 2 aus ihren Beständen geliefert. Die türkische Armee war am Sonntag in Nordsyrien einmarschi­ert, um dort die kurdische Miliz YPG zu bekämpfen. Am Montag waren Bilder aufgetauch­t, die den Einsatz der schweren Kampfpanze­r bei der türkischen Offensive zeigen.

Außenminis­ter Gabriel hatte seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu Anfang Januar zugesagt, die Nachrüstun­g der Panzer mit Minenschut­z zu prüfen. Er begründete das damit, dass die Nachrüstun­g das Leben von Soldaten im Einsatz schützen könne. Im Kampf gegen die Terrororga­nisation IS waren mehrere türkische Leopard 2-Panzer zerstört worden.

Belastungs­probe für Beziehunge­n

Die Zusage Gabriels erfolgte aber vor der türkischen Offensive in Nordsyrien, die am vergangene­n Samstag mit Luftangrif­fen begann. Am Sonntag folgte der Einmarsch türkischer Truppen. Vier Tage später verständig­te sich am Donnerstag Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Gabriel darauf, nicht über die „Leopard“Nachrüstun­g zu entscheide­n, bis eine neue Bundesregi­erung im Amt ist. Gabriel begründete das nach dem Gespräch mit Merkel damit, dass die Rüstungsex­porte in Koalitions­verhandlun­gen eine „herausrage­nde Rolle“spielen werden.

Die Entscheidu­ng könnte zu einer neuen Belastung der deutsch-türkischen Beziehunge­n führen, die Gabriel und Cavusoglu gerade erst auf den Weg der Entspannun­g gebracht haben. Cavusoglu äußerte sich am Donnerstag überrascht über die Berichte über eine Aussetzung der Leopard-Nachrüstun­g. „Von einer Aussetzung oder Annullieru­ng ist keine Rede“, sagte er der staatliche­n türkischen Nachrichte­nagentur Anadolu. „Es hätte sich eine Kommission bezüglich der Leopard-Panzer versammeln sollen. Diese Versammlun­g der Kommission wurde verschoben.“Mit Kommission kann er eigentlich nur den Bundessich­erheitsrat meinen, der über deutsche Rüstungsex­porte entscheide­t. Dem Gremium gehören Merkel, Gabriel und weitere Minister an.

Angesichts der Spannungen in den deutsch-türkischen Beziehunge­n hatte die Bundesregi­erung die Genehmigun­g von Rüstungsex­porten in die Türkei im vergangene­n Jahr zwar eingeschrä­nkt, aber nicht gestoppt. 2017 wurden Geschäfte im Wert von 34,2 Millionen Euro genehmigt.

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