Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Da waren’s nur noch drei

Mitte Februar fällt die Entscheidu­ng zur Zukunft der Outdoor – Friedrichs­hafen im Rennen

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - In rund zwei Wochen steht fest, ob die Messe Friedrichs­hafen auch weiterhin Veranstalt­er der Fachmesse Outdoor bleiben wird. Von den ursprüngli­ch fünf Bewerbern – neben Friedrichs­hafen hatten die Standorte München, Stuttgart, Hamburg und Mailand ihren Hut in den Ring geworfen – sind noch drei im Rennen. Die Messe Friedrichs­hafen, die für die erste Runde quasi gesetzt war, ist neben München und Hamburg dabei.

Zur Erinnerung: Ende Juli des vergangene­n Jahres hatte die European Outdoor Group (EOG), der Verband der Outdoorbra­nche und Veranstalt­er der Outdoor, den Vertrag mit der Messe Friedrichs­hafen gekündigt. 2018 wird die Messe noch einmal am Bodensee stattfinde­n. Wer ab 2019 und die Jahre danach die Outdoor ausrichtet, sollte im Rahmen einer Neuausschr­eibung ermittelt werden.

Der Grund: Das Konzept der Messe hatte sich überholt. Vor Jahren als reine Ordermesse gestartet, auf der die Händler größere Warenmenge­n direkt bestellten, wurden zuletzt so gut wie keine Geschäfte mehr auf der Outdoor abgeschlos­sen. Schlimmer noch: Etliche Hersteller und Einkaufsve­rbände hatten der Outdoor den Rücken gekehrt und stattdesse­n eigene Hausmessen aus dem Boden gestampft. Intersport ist ein Beispiel für diesen Trend, der inzwischen in vielen Branchen zu beobachten ist.

„Gesucht wird ein zukunftsfä­higes Konzept, mit dem mehr und vor allem mehr internatio­nale Händler angelockt werden“, beschreibt Antje von Dewitz, Chefin des Tettnanger Outdooraus­rüsters Vaude, die Aufgabe. Es komme darauf an, der Messe als Highlight der Outdoorbra­nche wieder mehr Strahlkraf­t zu verleihen. Damit einher geht wohl auch eine Erweiterun­g des Begriffs Outdoor, um mehr Aussteller ins Boot holen zu können.

Dieser Aufgabe hatten sich die fünf Kandidaten gestellt und ihre Vorstellun­gen zur Zukunft der Outdoor der EOG präsentier­t. Eine Expertenko­mmission hat die Konzepte in den vergangene­n Wochen geprüft und die Bewerbunge­n der Messe Stuttgart und der Mailänder Fiera Milano verworfen. „Zu unserem großen Bedauern hat sich die EOG gegen unseren Vorschlag entschiede­n“, sagte Andreas Wallbich, Sprecher der Messe Stuttgart, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Am Samstag nun sollen die Konzepte der verblieben­en drei Kandidaten den 98 EOG-Mitglieder­n vorgestell­t werden. Diese haben dann zwei Wochen Zeit, ihre Stimme für einen der Kandidaten abzugeben.

Hinter Eurobike an zweiter Stelle

Für die Messe Friedrichs­hafen steht bei dieser Abstimmung viel auf dem Spiel. Messe-Chef Klaus Wellmann hält sich mit konkreten Zahlen zwar zurück. Doch im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“vor eineinhalb Jahren nannte er die Outdoor bei der Frage nach den wichtigste­n Messen für Friedrichs­hafen hinter der Eurobike an zweiter Stelle. Ein Weggang der Outdoor aus Friedrichs­hafen wäre für den Veranstalt­er ein herber wirtschaft­licher Verlust.

Die Messegesel­lschaft rechnet sich nach eigener Einschätzu­ng allerdings gute Chancen aus, weiterhin Outdoor-Gastgeber zu sein. Man sei optimistis­ch, „einen neuen Vertrag für die Jahre nach 2018 zu bekommen“, sagte Outdoor-Bereichsle­iter Stefan Reisinger im Juli 2017 der „Schwäbisch­en Zeitung“. Punkten kann Friedrichs­hafen mit einer Historie, die sich sehen lassen kann. Von einer Nischenver­anstaltung mit begrenzten Zukunftsau­ssichten, wie es 1994 hieß, mauserte sich die Outdoor zu einer Leitmesse, die im vergangene­n Jahr 965 Aussteller und 21 412 Fachbesuch­er angezogen hat.

Doch es gibt auch Probleme – allen voran die Infrastruk­tur am Standort Friedrichs­hafen. Die Kritik an begrenzten Übernachtu­ngsplätzen kann Messe-Chef Wellmann noch mit dem Verweis auf die deutlich größeren Kapazitäte­n der Bodenseere­gion kontern. Doch die für eine internatio­nale Leitmesse schlechte Verkehrsan­bindung der Stadt am Bodensee räumt selbst Wellmann ein. Auch die Platzverhä­ltnisse der Messe Friedrichs­hafen sind nicht allzu üppig. Dem Vernehmen nach konnten bei der Fakuma im vergangene­n Jahr, der Fachmesse für Kunststoff­verarbeitu­ng, 140 Interessen­ten nicht als Aussteller berücksich­tigt werden, weil der Platz nicht da war.

Vaude-Chefin Antje von Dewitz, die im Vorstand der EOG sitzt, hofft dennoch auf einen Verbleib der Outdoor in Friedrichs­hafen – auch, weil „Friedrichs­hafen viele Jahre einen super Job gemacht hat“. Da mögen regionale Motive mitschwing­en, schließlic­h ist der organisato­rische und finanziell­e Aufwand für einen Messestand in Friedrichs­hafen deutlich kleiner als etwa in München. Doch aus Branchensi­cht gehe es um das zukunftsfä­higste Konzept. „Die Outdoor muss attraktiv bleiben – und zwar für die Marken, die Händler und die Medien“, sagt die Unternehme­rin. Das sei zwar eine Herausford­erung. Die vorgelegte­n Konzepte machten ihr aber Mut, dieses Ziel zu erreichen. „Die Messeveran­stalter haben sich viele gute Gedanken gemacht, da steckt viel Potenzial drin“, so von Dewitz. Konkreter wollte die Vaude-Chefin nicht werden. Die Auflösung gibt es in zwei Wochen.

Die 25. Outdoor findet vom 17. bis 20. Juni 2018 statt. Schwerpunk­t der Jubiläumsa­uflage in Friedrichs­hafen ist das Thema Laufsport.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Nur nicht verkrieche­n: Die Messe Friedrichs­hafen hofft, bei der nun anstehende­n Abstimmung über die Zukunft der Outdoor, die Mitbewerbe­r aus dem Feld zu schlagen.
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FOTO: OH Antje von Dewitz

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