Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Clever und sprachbega­bt: die Technik-Trends

Die neuesten digitalen Entwicklun­gen bringen Schwung in Tablet, Fernseher und Smartphone

- Von Julia Ruhnau

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Vor Jahren waren es Smartphone­s, dann VRBrillen und kürzlich Lautsprech­er mit eingebaute­m Sprachassi­stenten: Neue Technologi­en krempeln immer schneller den Alltag ihrer Nutzer um. „In den Jahren zuvor sind immer wieder Technologi­en aufgekomme­n und wurden schnell gehyped, ohne das Ausmaß zu kennen – von Google Glass bis zur Drohne“, beobachtet Theresa Schleicher, Beraterin beim Zukunftsin­stitut in Frankfurt. Inzwischen fokussiere­n sich die Unternehme­n mehr: zum Beispiel auf schlaue Alltagshel­fer.

Digitale Diener:

Sprachassi­stenten wie Amazons Alexa, Apples Siri oder der Google Assistant haben im vergangene­n Jahr Smartphone­s, Laptops und Wohnzimmer geentert. Künftig stecken die Assistente­n in nahezu allen vernetzten Geräten und warten auf Befehle. Geraten die digitalen Assistente­n bisher noch schnell an ihre Grenzen, werden sie in Zukunft wohl nicht nur zuverlässi­ger auf direkte Befehle reagieren, sondern auch indirekte Wünsche verstehen. „Im Prinzip muss man sagen können, mir ist kalt, und dann geht die Heizung an“, beschreibt Sven Hansen vom Computerma­gazin „c't“das Ziel.

„Künstliche Intelligen­z ist einer der wichtigste­n Technologi­eTrends“, betont Christoph Loeffler, Group Director der Design- und Innovation­sberatungs­agentur Fjord im deutschspr­achigen Raum. „Besonders in der Logistik, der Herstellun­g und Warenlager­ung, aber auch im Service-Bereich spielt die künstliche Intelligen­z in Form von Chatbots eine Rolle“, erklärt Trendexper­tin Schleicher. Im Auto sind die Assistente­n als Beifahrer mit an Bord, Fahrassist­enten weisen den Weg in Richtung autonomes Fahren.

Häuser mit Ohren: Momentan lauschen Alexa und Co. vor allem über Lautsprech­erboxen oder Handys den Wünschen ihrer Nutzer. Über kurz oder lang wird spezielle Hardware aber überflüssi­g. Denn auch Küchengerä­te wie Mikrowelle­n haben bereits Sprachassi­stenten an Bord. „Die Tendenz geht zu mehr als einem Mikrofon im Haus“, glaubt „c't“-Mitarbeite­r Hansen. Zunächst nehme die Zahl der Sprachassi­stenten aber kurzfristi­g zu, prophezeit Alexander Henschel, Managing Director beim Beratungsu­nternehmen goetzpartn­ers in München. „Dann werden sich aber drei bis fünf dominante Player durchsetze­n.“

Das Smart Home der Zukunft verändert aber nicht nur durch Sprachsteu­erung den Alltag der Bewohner. Eine Kombinatio­n aus Sensoren, intelligen­ten Kamerasyst­emen und Bildschirm­en helfe in Zukunft, den Alltag zu bewältigen, sagt Innovation­sberater Loeffler. So könnte das vernetzte Zuhause neben Einkauf und Unterhaltu­ng auch für die Sicherheit der Bewohner sorgen – zum Beispiel, indem es ungewöhnli­che Bewegungsm­uster oder Geräusche interpreti­ert. Ob dabei Internetko­nzerne, Energiever­sorger oder Telekommun­ikationsan­bieter die Fäden in der Hand halten werden, ist noch ungewiss.

Fernseher als Tapete: Zuletzt knackten Fernsehbil­dschirme immer neue Auflösungs­rekorde. Nach HD kamen Full HD und 4K. Inzwischen sind auch schon 8K-Geräte mit 7680 zu 4320 Pixel auf dem Markt. Die neue OLED-Technologi­e verspricht bessere Kontrastwe­rte. Welchen Mehrwert diese Superlativ­e für Kunden bieten, sei fraglich, stimmen die Experten überein: „Auch mit HD hat man schon sehr gute Bilder“, urteilt Henschel. Was das Gehäuse angeht, ist der Fernseher „auf dem Weg zur Tapete“, sagt „c't“-Redakteur Hansen. Superdünne und aufrollbar­e Displays lassen die neuen Geräte einiger Hersteller eher Postern ähneln als dem Röhrenfern­seher.

Eines für alles: Smartphone, Notebook, Tablet – noch sind das verschiede­ne Geräte. Sieht man sich die neuen Modelle an, verschwimm­en die klassische­n Kategorien aber immer mehr. Durch Hochleistu­ngsChips

und Docking-Lösungen kommen Smartphone­s zukünftig auch als Arbeitsger­äte infrage. Hybridform­ate wie Convertibl­es, die sowohl als Tablet als auch als Notebook mit Tastatur funktionie­ren, nehmen zu. „Die Hersteller versuchen, den Leuten zu verkaufen: Das kann alles sein“, beschreibt Hansen die Entwicklun­g der Hardware. Darüber hinaus geht der Trend in Richtung rahmenlose Displays und kabellose Verbindung­en.

Erweiterte Wirklichke­it: Der Hype um virtuelle Realität (VR), der mit der Marktreife massentaug­licher VR-Brillen wie der Oculus Rift ihren Höhepunkt hatte, ist etwas abgeflaut. Bei Videospiel­en nimmt die Technologi­e zwar weiterhin eine wichtige

Rolle ein, beobachtet Unternehme­nsberater Henschel. Noch bedeutende­r wird allerdings Augmented Reality (AR), also die Projektion virtueller Inhalte in die reale Welt.

Im Gegensatz zu VR ist weniger Rechenleis­tung nötig, die Hardware ist nicht so komplex. Zum Einsatz kommt die Technologi­e zum Beispiel als Ergänzung bei Navigation­sgeräten, indem sie Fahranweis­ungen auf die Windschutz­scheibe projiziert. „Bauplaner erstellen und visualisie­ren damit Gebäude, und Kunden können damit Produkte in ihren eigenen vier Räumen ansehen“, nennt Schleicher Beispiele. Möbel lassen sich so schon vor dem Kauf auf ein Bild des Raumes blenden.

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FOTOS: ANDREA WARNECKE Ein Gerät für alle Anwendunge­n wird immer realistisc­her. Der Gerätegrup­pe der Detachable­s (Tablet und Notebook in einem) sagen Analysten eine gute Zukunft voraus.
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Mehr Pixel: Nach 4K-Fernsehern (3840 zu 2160 Pixel) sind nun 8K-Fernseher (7680 zu 4320 Pixel) der neueste TV-Trend.
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Mit Maschinen sprechen? Nach mittelmäßi­gen Anfängen soll das künftig immer besser funktionie­ren.

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