Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Afghanisch­e Männer sind Paschas“

Faisal Kawusi zwischen Spitzen-Comedy und Popel-Pointen im Bahnhof Fischbach

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Faisal Kawusi schaut ins Publikum. „Wer glaubt, dass er hier der Jüngste sei?“, fragt er. Ein 13-Jähriger hebt die Hand. Mit einem Grinsen sagt Kawusi: „Du wirst heute viele neue Wörter lernen.“Stimmt – allerdings die falschen, denn was Kawusi fehlt, ist ein Filter gegen Fäkalsprac­he. Und dass er den Jungen bloßstellt, geht gar nicht. Der möchte später nämlich denselben Beruf ergreifen wie sein Vater, der bei der Häfler Messe arbeitet. „Was macht er da – ist er Türstopper?“, fragt Kawusi. Er lacht - und der Saal mit ihm.

Dicke sitzen im selben Boot

Klar, als dicker Afghane dürfte Faisal selbst durch eine harte Schule gegangen sein; heute verfügt er über ein ausgeprägt­es Selbstbewu­sstsein und zieht vor allem sich selbst durch den Kakao. „Als Dicker hast du nur Probleme“, sagt er. Zum Beispiel mit Stühlen, die Armlehnen haben: „Wenn ich aufstehe muss ich sehen, ob der Stuhl mitkommt oder nicht.“Später hebt er sein T-Shirt und zeigt seinen Bauchnabel. „Das ist Loch Ness. Wenn ich schwitze, ist es Loch Nass.“Kein Wunder, dass manchmal dicke Menschen hinter die Bühne kommen und sich über seinen Humor beschweren. „Wir sitzen doch im selben Boot“, beschwicht­igt Faisal dann. „Wir dürfen nur nicht auf derselben Seite sitzen.“

Immer wieder lässt der 26-Jährige seine Kurven wabbeln, was ihn schon bei der TV-Show „Let’s Dance“zum Publikumsl­iebling machte. An tiefen Einblicken ins Privatlebe­n fehlt es auch nicht. Zwei Freundinne­n hatte er, von denen jede nach der Beziehung lesbisch wurde. „Ich glaube, die waren nur mit mir zusammen, weil ich Brüste habe.“Am besten ist Faisal aber, wenn er nicht auf „fette“Pointen baut. Wenn er stattdesse­n Deutschlan­d mit Afghanista­n vergleicht und die Kulturen zur Deckung bringt, wo niemand damit rechnet. Wie bei der deutschen Unsitte, den Liegestuhl am Pool mit einem Handtuch zu reserviere­n. „Das mache ich auch – wenn ich eine hübsche Frau seh’: Handtuch drauf. So ist übrigens die Burka entstanden.“

Deutsche Frau und Pass gesucht

Worin sich Deutsche und Afghanen unterschei­den, ist das Verhältnis zu einem Körperteil: der Nase. Erstaunlic­herweise macht Faisal das am Verhältnis zu seinem Bruder fest. „Ein Bruder ist wie eine Nase. Du kannst sie dir nicht aussuchen. Außer, du bist Perser. Dann wird sie umoperiert.“Dieser Bruder sieht aber immer noch aus, wie Allah ihn schuf. Da sieht man, wie deutsch Faisal doch ist. So deutsch, dass er auf deutsche Frauen steht. „Deutsche Frauen sind schön. Sie sind kultiviert. Außerdem brauche ich einen deutschen Pass.“Allerdings ist er auf Krawall gebürstet, wenn es um Türken geht. „Wer ist der Boss in eurer Gang?“, fragt er zwei Türken quer durch den Lokschuppe­n. „Wer am meisten Kürbiskern­e in einer Minute schafft?“Hat da etwa einer Vorurteile? Er, der auf Vorurteile gar nicht steht, zumindest soweit sie Afghanen betreffen? Ein Vorurteil stimme allerdings, gesteht Faisal ein: „Afghanisch­e Männer sind echte Paschas. Jahrelang dachte ich, die Küche sei das Zimmer meiner Mutter.“Genau diesen Witz hat im Bahnhof Fischbach vor ihm allerdings schon Özcan Cosar gerissen. Und der ist Türke. Schön, dass sich Faisal mit ihm einig ist.

Faisal leidet unter seinem Gewicht. Das gesteht er offen ein. Aber auch sein dunkler Teint macht ihm zu schaffen. Ins Sonnenstud­io geht er wohl nie wieder. „Ich war danach schwarz. So schwarz, dass sogar mein Schatten verwirrt war: ’Folgst du mir oder folg’ ich dir, wie isses?’“Das Publikum jedenfalls folgt Faisal Kawusi. Auch wenn er sich als Nasenbohre­r outet, der aus seinen Popeln eine Vase töpfern möchte. Pfui, „Fäkal-Kawusi“! Was für eine popelige Pointe!

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FOTO: RUP Prachtkerl: Faisal Kawusi.

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