Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bermatingen wünscht sich weiterhin eine Ortsumfahrung
Beim Themenkomplex Flüchtlinge und Asylbewerber kreisten viele Fragen rund um die gerechte Verteilung. „Es gibt eine Ungleichheit in der Verteilung. Diese Sorge bringe ich mit“, sagte Patricia Mairle aus Uhldingen-Mühlhofen, die extra wegen dieser Frage zu „I mein’ halt“gekommen war. In Mühlhofen gebe es drei Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises, sagte Landrat Lothar Wölfle. „Im Verhältnis zur Gemeinde ist das deutlich zu groß.“Deshalb habe das Landratsamt dort nicht alle Plätze belegt. Die ungleiche Verteilung von Flüchtlingen im Kreis sei auch den Schwierigkeiten in den Jahren 2015/2016 geschuldet. Anfangs habe der Kreis sechs Turnhallen belegen müssen: in Meckenbeuren, Tettnang, Kressbronn und Eriskrich. „Wir haben versucht, die Turnhallen leer zu kriegen und wegen der Wohnungssituation alles genommen, was wir kriegen konnten – teilweise zu sehr hohen Preisen“, sagte er. 2018 werde die Dezentralisierung weiter vorangetrieben, durch Schließungen solle die Zahl an Gemeinschaftsunterkünften weiter reduziert werden. Eine ganz gerechte Verteilung sei allerdings kaum zu erzielen.
Auch das Thema Wohnbau trieb die Zuhörer um, obwohl es nicht ausdrücklich auf der Liste der angekündigten Themen stand. Der Markdorfer Robert Rid wies darauf hin, dass der Bodenseekreis stetig wächst. „In Deutschland gibt es hier den höchsten Zuwachs an Bevölkerung durch Zuzug“, sagte er. Das sei deutlich zu sehen, wenn man den Gehrenbergturm anschaue. „Unvorstellbar, wie es in 50 Jahren aussieht“, sagte er. Doch man sei fleißig dabei, Bauland dem Mammon zu opfern. Wölfle antwortete, dass etwa die Hälfte der Zugezogenen wegen der Arbeit komme. „Wenn es der Wirtschaft weiter gut gehen soll, braucht sie Arbeitskräfte“, sagte er. Zur anderen Hälfte gehörten Menschen, die sich in einer schönen Region zur Ruhe setzen wollten. Das Schlüsselwort für die zukünftige Entwicklung sei „Nachverdichtung“. Man könne es sich nicht mehr leisten, große Wohneinheiten grundsätzlich abzulehnen – auch nicht in der eigenen Nachbarschaft. Diskussionsbedarf gab es auch beim Thema Straßenbau. Bezüglich der Ortsumfahrung Markdorf Süd betonte Wölfle, dass jeder geplante Abschnitt für sich funktionieren müsse, „auch wenn die Ortsumfahrung Bermatingen und Neufrach nicht kommen“. Das sei zwar der Fall, doch funktioniere die Straße deutlich besser, wenn auch die Anschlüsse im Westen gebaut werden. „Bermatingen steht nach wie vor zur Ortsumfahrung“, sagte der Bermatinger Bürgermeister Martin Rupp. Als die Planungen vom Land auf Eis gelegt wurden, sei die Enttäuschung in Bermatingen groß gewesen. „Bei einem Bürgerentscheid würde die Gemeinde heute wieder für die Ortsumfahrung stimmen“, sagte er. Der Markdorfer Grünen-Kreisrat Helmut Faden sprach das Mediationsverfahren in Kluftern an. „Eine Ortsumfahrung Kluftern ist nicht zu rechtfertigen“, sagte er. Zu einer Lösung könne die Bodenseegürtelbahn beitragen, sagte Wölfle. Und: „Wir müssen darauf setzen, das wird Entlastung für die Straßen bringen.“(bbb)