Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Top 100 sind das Ziel
Jakob Sude will 2018 sein erstes Einzelturnier als Tennisprofi gewinnen
FRIEDRICHSHAFEN - Viel besser als mit einem Turniersieg im Doppel hätte das Arbeitsjahr für den Friedrichshafener Tennisprofi Jakob Sude nicht beginnen können. Der 26-Jährige will in seinem Beruf auf der Karriereleiter nach oben steigen.
„Mir macht’s richtig Spaß“, sagt Jakob Sude. Das kann wohl nicht jeder von seiner Arbeit behaupten. Dabei ist das Leben als Tennisprofi hartes Brot. Von montags bis freitags ist Jakob Sude in der Campus Academy in Dornbirn. Vormittags zwei Stunden Training plus Aufwärmen und Cool-down, nach einer zweistündigen Mittagspause eine weitere Trainingseinheit, die mit Aufwärmen und Dehnen knapp drei Stunden dauert. Und zum Abschluss des Tages bitten die Trainer zur Konditionsund Koordinationsübungseinheit. Vor 19 Uhr kommt Jakob Sude selten nach Hause.
Mindestens genauso viel Zeit wie im Campus im Vorarlberg verbringt Jakob Sude bei Turnieren in ganz Europa. In enger Absprache mit seinem Trainer Joachim Kretz legt Jakob Sude fest, welche Turniere er spielt. Meistens meldet er sich zu den Turnieren der ITF Future Tour – nach der ATP World Tour und der ATP Challenger Tour die dritthöchste Kategorie im Profi-Tennissport. Flüge und Hotels buchen, Turnieranmeldung übernimmt der Häfler alles selbst. „Nicht nur, weil ich Management studiert habe“, sagt Sude. „Für mich ist das selbstverständlich, es gehört einfach dazu.“
Vieles selbst bezahlen
Ans große Geldverdienen ist derzeit noch nicht zu denken. Training, einen Großteil der Ausrüstung, Reisen, Hotels müssen Spieler auf der Tennistour immer selbst zahlen. „Die Reisen finanziert man als Spieler durch die Liga-Matches im Verein“, sagt Sude. Wie auch schon im vergangenen Jahr wird er im Juli und August in der Bundesliga für den TV Reutlingen und in der österreichischen Bundesliga für den TC Altenstadt antreten.
Seine Einnahmen als Tennisprofi sind noch überschaubar. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass mich meine Eltern unterstützen“, sagt der 26-Jährige. In der Familie Sude weiß man, was Profisport bedeutet – Vater Burkhard Sude hat in den 1980er-Jahren als erster Volleyballer Deutschlands seinen Lebensunterhalt mit dem Sport verdient. Schwester Julia gehört derzeit mit Partnerin Chantal Laboureur zu den besten Beachvolleyballduos weltweit. Jakob Sude weiß, dass „man erst in den Top 100 richtig Geld verdienen kann“. Und genau da möchte er hin.
Aus diesem Grund ist er im Oktober 2016 in den Trainings-Campus nach Dornbirn gewechselt. Und wie lief‘s bisher? „2017 war ein sehr lehrreiches Jahr“, sagt Jakob Sude vielsagend. Auf Anraten seines Trainers hat er an der Technik gefeilt, „und das dauert, bis es greift“. Mitte November ist dann der Knoten geplatzt: Mit dem Finaleinzug beim „Future“Turnier in Heraklion auf Kreta konnte der Häfler Tennisprofi seinen bisher größten Erfolg im Einzel feiern. Nach einer Erholungspause und Vorbereitungszeit im Dezember ging’s im Januar gleich mit einem Turniersieg im Doppel weiter: Gemeinsam mit seinem türkischen Doppelpartner Altug Cilekbilek schickte er beim „Future“in Antalya alle Gegner mit einer Niederlage vom Platz. Momentan wird Sude in der Weltrangliste auf Platz 405 im Doppel und auf Platz 771 im Einzel geführt.
Dass noch keine Einzeltitel in seiner Vita auftauchen, wurmt ihn und soll sich 2018 unbedingt ändern. Die nächste Chance steht schon ab 28. Januar bevor, wenn Jakob Sude beim „Future“in Glasgow startet. „Future“heißt Zukunft und die hat Sude fest im Blick: „Langfristig möchte ich die Top 100 knacken und mich dort etablieren.“ Jakob Sude hat mit sechs Jahren mit Tennisspielen angefangen und gehörte zu den besten Jugendspielern Deutschlands. Mit 16 ist er in seiner Altersklasse deutscher Meister im Einzel und im Doppel geworden.
Von Anfang 2013 bis Mitte 2016 hat er in den USA sein Bachelorstudium in BWL und International Management absolviert, „nebenher“vier bis fünf Stunden trainiert und für das College Team gespielt.
Nach der Rückkehr nach Deutschland ist er ins Profitennisgeschäft eingestiegen, wohnt wieder in Friedrichshafen und trainiert an der Campus Academy in Dornbirn.