Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Bundesliga ist wichtiger als die Champions League“
TTF-Präsident Kristijan Pejinovic setzt vor dem Viertelfinale heute gegen Saarbrücken Prioritäten
OCHSENHAUSEN - Die Tischtennisfreunde aus Ochsenhausen haben ein Mammut-Wochenende vor sich, an dem sie die Schönheiten Deutschlands zeitweise von oben begutachten dürfen. Nach dem Champions-League-Hinspiel heute (19.30 Uhr) gegen den Bundesliga-Zweiten 1. FC Saarbrücken steigt der Ligafünfte aus Oberschwaben am Samstag um 10 Uhr in Stuttgart ins Flugzeug, um sich am Sonntag mit dem Ligadritten Werder Bremen zu messen. Beide Clubs liegen in der Tabelle nur zwei Pünktchen vor den TTF.
Beim Tanz auf zwei Hochzeiten setzt TTF-Präsident Kristijan Pejinovic überraschenderweise klare Prioritäten. Das Spiel bei Werder sei wichtiger, sagt er: „Wir wollen wieder in die Play-offs und in die Champions League und dürfen uns in der Liga keine Blöße mehr geben. In der Bundesliga haben wir die größte Chance auf einen Titel, gegen Saarbrücken aber gibt es im Zweifel auch noch ein Rückspiel, in dem die Mannschaft einen Rückstand wettmachen könnte. Wir müssen mit unseren Kräften haushalten und überlegen uns auch, am Freitag einen Spieler zu schonen, den wir am Sonntag noch brauchen.“
Einer wird in jedem Fall nicht geschont: Spitzenkraft Simon Gauzy. Der 23-jährige Franzose, Nr. 9 der Welt, leidet noch immer an seiner Verletzung am Iliosakralgelenk und trainiert täglich nur 30 Minuten mit angezogener Handbremse. Erst im Rückspiel am 9. Februar – dazwischen spielen die TTF kurioserweise auch in der Liga noch gegen Saarbrücken – werde Gauzy wieder mitwirken, sagt der TTF-Chef, der angesichts der diversen Verletzungsprobleme von einer „Seuche“spricht. „Einer ist verletzt, der andere nicht auf Ballhöhe, da merkt man dann: Drei Wettbewerbe inklusive vieler internationaler Turniere sind zu viel.“Bremen etwa verzichtete aufgrund der Strapazen auf seine Teilnahme am ETTU-Pokal.
Calderano gut in Form
Dennoch sind die TTF keinesfalls krasser Außenseiter gegen Saarbrücken. Youngster Hugo Calderano etwa zeigte als Halbfinalist der Hungarian Open und beim 3:0 am Montag gegen Mühlhausen wieder aufsteigende Form, in Budapest ließ er im Viertelfinale dem deutschen Nationalspieler Patrick Franziska, gegen den er im Pokal noch verloren hatte. Auf ihn könnte er auch heute treffen, der Ex-Ochsenhausener Tiago Apolonia, Bojan Tokic und Patrick Baum komplettieren das Team der Gäste.
Bei den TTF wird vieles vom Aufstellungspoker abhängen. Entscheidend werde sein, dass Trainer Dubravko Skoric ins Schwarze treffe, sagt Pejinovic, der nach der Vorrunde nicht mit allen Spielern zufrieden war. Von Jakub Dyjas, Yuto Maramatsu und Joao Geraldo erwarte er mehr, sagte er, im Sommer könnte es sogar zu einem Schnitt kommen bei den TTF. Der Portugiese Geraldo will mehr Einsätze, ihn zieht es nach Frankreich. Und auch hinter dem Japaner Muramatsu steht ein Fragezeichen – möglich, dass er zu seinem Ausbildungsclub zurückkehrt. Möglich sei auch, dass die TTF in diesem Fall von ihrer bisherigen Philosophie etwas abweichen. Da es momentan weder in der clubeigenen Akademie noch in RestEuropa überragende Talente gebe, überlege man sich, einen älteren Spieler von Format zu verpflichten, „der Hugo oder Simon auch mal entlasten kann. Denn klar ist auch: Wir wollen mittelfristig wieder Titel holen, das ist unser Anspruch.“
Ein Talent, an dem die TTF Interesse hatten, der 19-jährige Slowene Darko Jogic aus Bad Königshofen, hat sich derweil der heutige Rivale gesichert – auch aufgrund seines Sponsors. Pejinovic sagt: „Jorgic spielt bei Tibhar, Saarbrücken ist ein TibharClub, da hatten wir keine Chance.“