Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Immer da, wenn es darauf ankommt

Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen haben in dieser Saison eine besondere Qualität

- Von Christian Schyma

BERLIN - Es gibt diese Momente im Volleyball wie im Sport allgemein, da musst du einfach da sein. Da musst du die Big Points machen. Am Mittwochab­end in Berlin war der VfB Friedrichs­hafen beim äußerst intensiven 3:1 (25:23, 22:25, 25:17, 31:29) über den Deutschen Meister im Top-Spiel der Volleyball-Bundesliga einige Male voll da, als es darauf ankam. Wie beim Punkt von Philipp Collin zum 24:23 im Auftaktsat­z. Oder, als Scott Kevorken im vierten Durchgang gegen Berlins Paul Carroll als Ein-Mann-Block zum 19:19 ausglich.

Mit 5:0, 8:3 und 10:5 hatten die Berlin Volleys bereits im vierten Satz gegen die Häfler geführt, der alles entscheide­nde fünfte Durchgang schien für sie zum Greifen nah. „Da haben die Volleys aber eins vergessen“, berichtete VfB-Trainer Vital Heynen nach dem Matchball, „nämlich, dass der VfB sich niemals aufgibt, immer weiter kämpft, nichts herschenkt und sein Spiel durchzieht.“Der Stolz auf seine Mannschaft war dem Belgier deutlich anzusehen. „Kompliment an meine Mannschaft, dass sie sich in diesem schwierige­n Spiel und gegen die 6200 Zuschauer so behauptet hat.“

21 Siege in 21 Spielen

Einmal mehr untermauer­te der Abend in der Max-Schmeling-Halle die besondere Qualität der Häfler in dieser Spielzeit – eben sich auch in den schwierigs­ten Situatione­n zu behaupten und den Kopf oben zu behalten. So haben sie wettbewerb­sübergreif­end jetzt schon 21 Siege in 21 Spielen geschafft, so beträgt der Vorsprung auf Berlin in der Bundesliga bereits acht Punkte. Dabei waren die Voraussetz­ungen alles andere als vielverspr­echend gewesen, in der Mannschaft hatte sich ein MagenDarm-Virus breitgemac­ht. „Wir hatten deshalb einige Schwächeph­asen, die wir sonst so nicht haben“, erklärte VfB-Regisseur Simon Tischer, „nach dem guten Beginn hat uns etwas die Energie gefehlt.“

Die Folge war ein durchwachs­ener zweiter Satz, in dem die Mannschaft vom Bodensee aber ähnlich wie die Gastgeber im ersten Durchgang gegen Ende noch einmal gefährlich aufkamen.

Danach aber fand der VfB seine Konzentrat­ion zurück, blockte gut, spielte solide Side-Outs und legte mit dem Gewinn des dritten Satzes den Grundstein für den verdienten Sieg. Zu einem begeistern­den Krimi für die Zuschauer entwickelt­e sich dann der vierte Satz. Nicht allzu viele Trainer dürften bereits nach fünf Punkten beide Auszeiten genommen haben. Heynen aber gefiel überhaupt nicht, was seine Mannschaft da auf dem Parkett veranstalt­ete. Als der einmal mehr glänzend aufgelegte Athanasios Protopsalt­is erst einen Angriffsba­ll der Berliner glänzend abwehrte, um ihn dann auch noch zum 12:12 zu verwerten, waren die Häfler wieder zurück. Es ging jetzt hin und her, kein Team gab einen Ball verloren. „Da haben wir viele Bälle vom Boden gekratzt“, so Simon Tischer, „und die Berliner keine einfachen Punkte mehr machen lassen wie zwischendu­rch. Unser Block war da, wir haben unsere Fehler reduziert und uns wieder auf unsere Stärken besonnen.“

Die heißen: großer Siegeswill­en und volle Konzentrat­ion in jeder Spielsitua­tion. Auf der anderen Seite unterliefe­n den Gastgebern zu viele unerzwunge­ne Fehler. Berlins Coach Luke Reynolds indes erkannte in dieser Phase noch einen Schlüssel zum Sieg. „Markus Steuerwald hat den VfB im Spiel gehalten, er war im vierten Satz der entscheide­nde Akteur. Die gute Abwehr hat die Partie dann entschiede­n.“Und weiter: „Wir können sicherlich noch besser spielen und das wäre auch nötig gewesen, um den VfB zu schlagen.“

„Noch genug Spiele vor der Brust“

Zumindest die Frage, welche Mannschaft als Erster in die Play-offs gehen wird, dürfte spätestens am Mittwoch entschiede­n worden sein. „Aber das ist nicht so wichtig, ob man als Erster oder Zweiter in die Play-offs geht“, findet Heynen, „wir alle haben noch genug Spiele vor der Brust.“Das Fazit an diesem Abend aber lautet: Der VfB kennt weiterhin nur das Gefühl des Gewinnens, während die Berlin Volleys nach einem guten Start ins neue Jahr nun wieder wissen, wie sich eine Niederlage anfühlt. Im direkten Duell zwischen den beiden Konkurrent­en steht es in dieser Saison jetzt jedenfalls 2:0 für die Mannschaft vom Bodensee.

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FOTO: SEBASTIAN WELLS Gegen diesen Angriff des VfB Friedrichs­hafen konnten die Berliner Paul Carroll (Nr. 12) und Steven Marshall (Nr. 2) nichts ausrichten.

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