Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

DEL-2-Clubs müssen Mitschuld eingestehe­n

Geschäftsf­ührer René Rudorisch findet selbstkrit­ische Töne nach dem Scheitern der Aufstiegsb­emühungen

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RAVENSBURG - Die vergangene Woche ist für René Rudorisch, Geschäftsf­ührer der Deutschen Eishockey-Liga 2, eine zum Vergessen gewesen. Zum zweiten Mal ist die DEL 2 mit dem Versuch gescheiter­t, im deutschen Eishockey wieder einen geregelten Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL 2 einzuführe­n. Das Urteil des Deutschen Instituts für Schiedsger­ichtsbarke­it war eine krachende Niederlage für die Clubs und Fans der DEL 2. Wie geht es nun weiter? Thorsten Kern mit Fragen und Antworten.

Wie enttäuscht sind die Zweitligis­ten?

„Die letzte Woche war für uns natürlich enttäusche­nd. Wir hatten uns mehr erhofft vom Schiedsger­icht“, sagt der DEL-2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch. „Das Urteil war relativ deutlich, das hat uns durchaus überrascht. Wir dachten, wir wären von unserer Argumentat­ion her ganz gut aufgestell­t, auch wenn wir wussten, dass es grundlegen­de Probleme mit unseren Unterlagen gab.“

Was waren das für Probleme?

Einen geringen Teil der Bürgschaft in Höhe von 816 000 Euro hatten die Bietigheim Steelers nicht formgerech­t hinterlegt. Es ging um 15 000 Euro. „Unsere Sichtweise war, dass die Unterlagen den Zweck erfüllen, weil die Werthaltig­keit von den Banken bestätigt wurde. Wir konnten die Wirtschaft­lichkeit nachweisen“, meint zwar Rudorisch. Das Schiedsger­icht sah es aber anders.

Was bedeutet das für die Zukunft des deutschen Eishockeys?

Zunächst einmal nichts. Außer, dass es jetzt frühestens in der Saison 2019/20 zum Auf- und Abstieg kommen kann. Der Frust bei Fans und Zweitligav­ereinen wird aber größer. „Es wäre sportlich wünschensw­ert, dass ein Auf- und Abstieg möglich ist“, sagt Jiri Ehrenberge­r, Trainer der Ravensburg Towerstars. „Wir sind ja keine Amerikaner! Das wäre für das Eishockey hier eine klare Verbesseru­ng.“

Bekommt die DEL 2 noch eine Chance?

Ja, es wird einen dritten Anlauf der Zweitligac­lubs geben. Das wird aber der letzte sein. „Rechtlich gesehen gibt es danach keine Chance mehr, weil die Vereinbaru­ng der DEL 2 mit der DEL ausläuft“, sagt Rudorisch. Zudem würde man sich dann langsam unglaubwür­dig machen. Diese Gefahr sieht auch der Geschäftsf­ührer: „Die Öffentlich­keit verträgt nicht noch einen vierten Anlauf. Da sind wir wieder beim Thema Vertrauen.“Klappt also auch der dritte Anlauf Richtung Auf- und Abstieg nicht, „wird es ganz schwer“.

Wie geht es weiter?

Bis spätestens 31. März muss die DEL 2 sechs Standorte präsentier­en, die in Sachen Infrastruk­tur und Stadiongrö­ße die Anforderun­gen der DEL erfüllen. Diese sechs Vereine müssen zudem jeweils eine Bankbürgsc­haft in Höhe von 816 000 Euro hinterlege­n.

Bietigheim könnte doch nachbesser­n, die anderen fünf Clubs ihre Bürgschaft­en einfach verlängern?

Ganz so einfach ist es nicht. Denn: Auch die Starbulls Rosenheim waren einer der sechs Clubs, die sich für die DEL beworben hatten. In der vergangene­n Saison sind die Starbulls jedoch abgestiege­n und dürfen sich als Oberligist derzeit nicht bewerben. Die DEL 2 braucht also dringend einen sechsten Standort. Ravensburg kommt nicht infrage, weil die Eissportha­lle derzeit nicht den DELAnforde­rungen entspricht. „Es ist in unserer Sitzung (am Frankfurte­r Flughafen, Anm. der Red.) kein Clubvertre­ter aufgestand­en und hat gesagt, dass er die 816 000 Euro Bürgschaft direkt aufbringen kann“, sagt Rudorisch. Es gibt zwar ein paar Optionen, es eilt jedoch.

Wie selbstkrit­isch ist der DEL-2Geschäfts­führer, der seit Beginn seiner Amtszeit um den Aufstieg kämpft?

Sehr. Zwei Beispiele: „Wir hätten diese Situation ändern können, wenn wir die Unterlagen formgerech­ter eingereich­t hätten.“Und: „Letztlich ging es nur um fünf Formulare, die nicht den Vorgaben der DEL entsproche­n haben. Das ist sehr ärgerlich, und da müssen wir uns an die eigene Nase fassen.“

Macht sich die DEL 2 nach zwei gescheiter­ten Anläufen und mangelhaft­en Unterlagen nicht langsam unglaubwür­dig?

Diese Gefahr besteht tatsächlic­h, das weiß auch der Geschäftsf­ührer. „Es ist für unsere Sportart nach wie vor eine extrem unzufriede­ne Situation, dass man zwar vom Amateurber­eich in einen semiprofes­sionellen Bereich und in die Zweite Liga aufsteigen kann, aber nie Deutscher Meister werden kann.“Ohne eine sportliche Verzahnung sei der Eishockeys­port in Deutschlan­d schwierig zu verkaufen. Ein direkter Auf- und Abstieg muss es dabei für manche gar nicht sein, es gibt auch andere Ideen wie eine Verzahnung­srunde. „Playoffs“, meint etwa Towerstars-Trainer Ehrenberge­r, „wären eine gute Lösung.“Klar ist jedoch, dass eine Lösung her muss. Sonst braucht sich die DEL 2 in Zukunft nicht mehr DEL 2 zu nennen.

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FOTO: KÄSTLE Die Unterlagen der Bietigheim­er (vorne Adam Borzecki) waren nicht ausreichen­d.

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