Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Angelsportverein saniert Kinderstuben für Fische
Häfler Verein saniert in mehr als 300 ehrenamtlichen Arbeitsstunden vier Fischreiser im Bodensee
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Zwischen Friedrichshafen und Fischbach unterhält der Angelsportverein Friedrichshafen (ASV) insgesamt vier Fischreiser in der Flachwasserzone des Bodensees. Weil diese in die Jahre gekommen waren, haben die Vereinsmitglieder die Reiser saniert. Jüngst wurde die letzte wieder in den Tiefen des Sees versenkt.
Vergangenen Herbst sowie dieses Jahr stemmte der ASV mit seinen Mitgliedern eine erneute Sanierung der vorhandenen Fischreiser. Ziel der Sanierung ist die Funktionstüchtigkeit der Fischreiser zu erhalten beziehungsweise wieder zu verbessern. Das Projekt konnte Anfang Februar abgeschlossen werden. Mehr als 300 Arbeitsstunden haben die Mitglieder des ASV geleistet, um 30 Unterstandskisten und 50 Baumbündel für die Brut- und Kleinfische zu bauen, um diese in den Bodensee einzubringen.
Aber warum gibt es Fischreiser eigentlich und was versteht man darunter? Fischreiser sind künstlich angelegte Unterwasserrückzugsgebiete für Klein- und Jungfische, informiert der ASV im Bericht. Solche Fischreiser werden zu Recht als Fischbrutstätten oder Fischkinderstube bezeichnet, handelt es sich doch um kleine Schutzgebiete vor Versenkt: Die Mitglieder des Angelsportvereins sorgen mit den Fischreisern dafür, dass sich die Klein- und Jungtiere zurückziehen und in ihrer Kinderstube geschützt heranwachsen können.
Fressfeinden. Die Fischreiser werden mittels Unterstandskisten oder großen Baumreisigbündeln realisiert.
Daher stammt auch die Kurzform: Fischreis(ig). Es sind tatsächlich kleine künstliche Schutzwäldchen oder Reisigfelder. Aufgrund von Uferverbauungen sind am Bodensee wichtige Laich- und Lebensräume für die Fische verloren gegangen. Durch die Fischreiser soll die missliche Lage verbessert werden und den Fischen wieder Lebensräume zurückgegeben werden.
Das Einbringen von Fischreisern hat rund um den Bodensee lange Tradition. Aufzeichnungen sagen, dass seit mindestens 150 Jahren Fischreiser gebaut und gepflegt werden, schreibt der ASV. Dies könne in mehreren Variationen ausgeführt werden. Es gebe beispielsweise Stangenreiser, Kastenreiser oder Großkuppelreiser. Alle Reiser werden anschließend mit Reisig aufgefüllt.
Finanzielle Unterstützung
Bereits im Vorfeld wurde das Projekt durch den Tauchsportclub (TSC) Kressbronn bis zum Abschluss tatkräftig und vorbildlich unterstützt. Schließlich galt es nachzuweisen, in welchem Zustand sich die Fischreiser befanden. Die Taucher stellten fest, dass die Reiser zum Teil nicht mehr in vollem Umfang funktionstüchtig waren. Bilder und Videoaufnahmen brachten dies ans Tageslicht. Ebenso unterstützen die Taucher mit Markierungsarbeiten der Fischreiser, damit die Unterstandkisten und Baumbündel an der richtigen Stelle versenkt werden konnten.
Das Sanierungsvorhaben wurde bei der Fischereibehörde Regierungspräsidiums Tübingen eingereicht und genehmigt. Da der finanzielle Rahmen erheblich sei, wurde das Projekt aus Mitteln der Fischereiabgabe zu 50 Prozent des Materialeinsatzes vom RP Tübingen bezuschusst, heißt es weiter. Einen großen finanziellen Aufwand musste der ASV selbst stemmen. Diesen Einsatz bringe der Verein aber gerne, „da es sich doch um eine Lebensraumverbesserung handelt, die vielen Fischen nutzt“.
Die Unterstandskisten und Baumbündel wurden im Herbst in mehreren Arbeitseinsätzen von den Mitgliedern des ASV zusammengebaut und vorbereitet. Kirschbäume wurden bei Landwirten gefällt und anschließend mit Steinen beschwert, sodass ein Abdriften der Kirschbäume nicht möglich war. Mit Unterstützung eines Schiffes des Instituts für Seenforschung in Langenargen wurden die Unterstandskisten und Baumbündel an zwei Tagen an die vier Fischreiser transportiert und auf wenige Meter genau an den bestehenden Fischreisern versenkt. Somit seien die Reiser wieder für die nächsten Jahre optimal bestückt.