Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Narren entfachen olympisches Feuer
Verwaltung, Ortschaftsrat und Galleyengeister zeigen sich sportlich
ETTENKIRCH - Trotz aller Gegenwehr hat auch die Ettenkircher Verwaltung den Schlüssel an die Narren abgegeben. Schnell hatten die Galleyengeister das Sagen im „Haus des Sports“. Zunftmeister Christoph Lang hatte seine Galleyengeister zum sportlichen Fackellauf aufgerufen, auf dessen Zielgerade sich das Ettenkircher Rathaus befand. Dem konnte sich auch der olympische Göttervater Zeus, alias Ortsrumsteher Achim Baumeister, nicht mehr widersetzen.
Die Narren erkoren Ettenkirch zur Hochburg des Häfler Breitensports. Unter dem Motto „Haus des Sports“warfen sich Ortschaftsrat und Verwaltungsangestellte in Trikots und Sportleggings. Zur Begrüßung gab es für die Galleyengeister grüne Smoothies, Rohkost mit Dips und Obst. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut“, rief der Ortsrumsteher – der zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon gar nichts mehr im Rathaus zu sagen hatte – „und haben dem Motto entsprechend Mona Foltan eingeladen“. Die Geschäftsführerin des Ettenkircher Gesundheitscenters ließ sich nicht lange bitten und schwupps wurde der Sitzungssaal zum Fitnessraum. Was bei dem einen oder anderen der Anwesenden zu „plötzlichen Lähmungen“und „Beschwerden im Knie“führte.
Zu spät: Bevor die nächste Ausrede kam, standen nach kurzem, aber intensivem Aufwärmtraining Knie- und Armbeugen an. Kraft, Kondition und Koordination waren hier gefragt. Nach diesen drei großen Ks in sportlicher Hinsicht fügte Achim Baumeister dem ein viertes K hinzu: den Kollaps. Als er erschöpft auf dem Boden lag sagte er: „Gut, dass ich jetzt ein paar Tage Ruhe habe.“
Doch ganz so einfach wurde die Verwaltung nicht in die Fasnetspause entlassen. Zunächst mussten die Mitarbeiter die Galleyengeister mit ihrem sportlichen Wissen überzeugen. Fachleute waren hier gefragt, als es um Regeln im Frauensport ging. Dürfen weibliche Ringer Bügel-BHs tragen, erhielten die Frauenfußballerinnen als Prämie zur gewonnenen Weltmeisterschaft Porzellan geschenkt oder macht es für Schwimmerinnen Sinn, sich vor dem Wettkampf den Körper zu rasieren? Nationalhymnen mussten erkannt und kuriose Namen von Sportlern aus aller Welt zugeordnet werden. Viele Fragen, viele falsche Antworten. Ob das Denken durch die vorangegangenen sportlichen Höchstleistungen beeinträchtigt wurde oder nicht, konnte vor Ort nicht geklärt werden. Aber die Galleyengeister hatten Dope mitgebracht. In Form von Blutkonserven und Spritzen wurden ihnen gallertartige giftgrüne, uringelbe und blutrote gallertartige Flüssigkeiten verabreicht, die in Konsistenz und Farbe an Gummibärchensaft erinnern. Die Fasnet ist eben nicht immer lustig. Nachdem Verwaltung und Galleyengeister so hart daran gearbeitet hatten, den Winterspeck loszuwerden, arbeiten sie zum Abschluss mit einem gemeinsamen Pizzaessen wieder an neuen „Frühlingsröllchen“.