Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Narrenzunft d’Dammglonker setzt „Krafft“-lose Verwaltungsbrut ab
Maskenträger übernehmen Rathaus und feiern den Sieg beim Zunftball
LANGENARGEN - Bürgermeister Achim Krafft hatte am Donnerstagabend gegen die närrische Obermacht beim Rathaussturm in Langenargen das Nachsehen, auch, weil seine „Krafft“-losen Sprüche bei der Narrenschar nicht ankamen. Nach mehrmaligen Versuchen stürmten die Langenargener Narren unter der Ansage von Zunftmeister Lothar Berger und Zeremonienmeister Harald Thierer die Verwaltungsbastion und vertrieben schließlich unter lautem Wehklagen der Betroffenen die „Krafft“-lose Brut aus ihren verstaubten Amtszimmern.
„Sowieso – Allweilno!“: Die Grundschüler der Franz-AntonMaulbertsch-Schule (FAMS) haben am Gumpigen Donnerstag gemeinsam mit den Langenargener Narren und dem klangvollen „Sauhaufa“ausgiebig und fröhlich den Beginn der Fasnetsferien gefeiert. Zuvor stürmten Pfäläller, Argenhexen, Schussengeister, d’Dammglonker sowie Schlossnarren und Seewäscherinnen die Klassenzimmer, um die meist fantasievoll verkleideten Mädchen und Buben aus ihrer Knechtschaft zu befreien. Mit einer schier endlosen Polonaise ging es für die großen und kleinen Mäschkerle anschließend in die närrisch dekorierte Turn- und Festhalle, wo die vier Klassenstufen auf der Bühne ein kurzweiliges, närrisches Programm mit lustigen Tänzen und Gesang zeigten. Auch am Nachmittag ging es in den Gassen, Kneipen und Institutionen fleißig mit dem Schabernack weiter. Ob Fasnetsstimmung im Hospital zum Heiligen Geist, ob ein närrischer Besuch bei Pfarrer Ulrich Steck, oder auch die Party bei der Generation 60 plus in der SBS: „Heute hauen wir auf den Putz und genießen den Beginn des Endspurts unserer fünften Jahreszeit“, sagten die Narren, bevor sie sich für den Höhepunkt, den Rathaussturm samt Zunftballparty im Münzhof, vorbereiteten. Als Beschwerdeminister wollte er sich gegenüber der Presse zuerst ausgeben, der Schultes aus Langenargen,
in Wirklichkeit versteckte sich der oberste Lenker der Gemeinde mehr oder weniger geschickt hinter seinem niederen Gefolge samt Gemeinderäten, die sich an der „Bürger“-Bar sowie in den Zimmern der ehrwürdigen Amtsstube bestens bei Wein, Sekt und reichlich Hopfennahrung lustvoll und freilich kostenfrei amüsierten. Was zu Beginn des Abends noch als gepflegte Geselligkeit erschien, entwickelte sich mehr und mehr zu einem konspirativen Treffen. Freilich unter dem Deckmantel der Maskeraden und des öffentlichen Schweigens, dem die aufgewühlte Narrenschar schließlich ein Ende setzten sollte.
„Jetzt holt die Brut da oben raus und macht dem Schultes den Garaus“, riefen die aufgebrachten Narren und stürmten schließlich unter betörendes Sirenengeheul und zu den Klängen des Fanfarenzugs König Wilhelm das ehrwürdige Gemäuer. Am Ende zeigte sich der Rats-Obernarr einsichtig und übergab, zumindest bis zum Kehraus, den Rathausschlüssel samt Amtsgeschäfte an die NZ d’Dammglonker, bevor die illustre Schar ihren Sieg beim Zunftball im Münzhof gebührend feierte – „Sowieso-Allweilno“.