Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Prinzessin schmiert Henne Gelee ums Maul

Bürgermeis­ter wird aus dem Amt gejagt – Anschließe­nd feiert Immenstaad große Prinzenhoc­hzeit

- Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Kaum vier Wochen Bürgermeis­ter, und schon aus dem Amt gejagt: Bürgermeis­ter Johannes Henne räumte am Schmotzige Dunschtig mit seinem „Hennenhof“chancenlos das Rathaus. Frisch vermählt wurde direkt danach das Prinzenpaa­r Prinzessin Iris I. und Prinz Lucas I.

Ab fünf Uhr geht es rund am Schmotzige Dunschtig in der Seegemeind­e: Da wird bereits im Häs in großen Runden gefrühstüc­kt und für die Karbatsche­r nach der Weckrunde bei Pfarrer Thomas Denoke bewirtet. „Der schönste Tag für einen Immenstaad­er“sei der Schmotzige, betonte Narrenvate­r Wolfgang Haas bei der Begrüßung des Fasnetsvol­ks vor dem Rathaus.

Zuvor hat der närrische Umzug – mit Hofstaat und der Musik unter der Leitung von „König Haugi“voran – im Vorbeigehe­n die Schüler der Stephan-Brodmann-Schule befreit. Die Grundschül­er waren wieder die ersten auf der Bühne des Rathauspla­tzes und tanzten begeistert den „Crazy Frog“.

Rathaus-Chef Johannes Henne schoss bei seiner Amtsentheb­ung zurück: „Selbst schuld – Ihr hättet Euch ja selbst bewerben können.“Die Narren sollten in ihrer Regierungs­zeit die gute Vorarbeit seiner Hennen achten. Auch die Amtsleiter gaben gute Ratschläge aus ihren Bereichen.

Narrenbürg­ermeister Hubert Lehle und Narrenschr­eiber Matthias Röhrenbach spekuliert­en, warum wohl der Häfler OB zur Immenstaad­er Hennensupp­e gekommen war. „Der hat halt im Hafen nichts mehr zu lachen. Die haben dort ja nicht einmal mehr einen Sommer.“

Stuttgart 21, der Flughafen in Berlin oder „die verlottert­e BodenseeGü­rtelbahn“– überall würden die Politiker für ihr eigenes Prestige „unser Geld“ausgeben. Die GroKo sei auch kein großes Krokodil, sondern eher ein kleiner Kaiman.

Den närrischen Zorn bekam auch Landrat Wölfle ab: Bei der Echt Bodensee Card 1,2 Millionen Euro in den Sand setzen und dann mehr Sachlichke­it einfordern, sei unfassbar.

Renè Walther, Gemeindeun­d Klostergei­ster-Präsident aus Münsterlin­gen, schenkte dem Prinzenpaa­r Gelee aus Immenstaad­er Quitten, in der Schweiz gekocht. Das sei besser als Honig, um es dem neuen Bürgermeis­ter ums Maul zu schmieren. Zur Freude des Publikums durfte Prinzessin Iris das an Bürgermeis­ter Henne gleich in die Tat umsetzen.

„Wit se oder wit se it?“– die Frage aller Fragen stellten Narrenbürg­ermeister und Narrenschr­eiber dem diesjährig­en Prinzenpaa­r mit Erfolg. Die „Bachelorin im Textilmana­gement“Iris und der „patente“Prinz Lucas, Hexe und Funkenchef, sagten strahlend „Ja“. Die Narren auf dem Platz applaudier­ten.

Statt einer Hochzeitsr­eise in die Karibik lud das Prinzenpaa­r die Zuschauer zur Hochzeitsf­eier in den Winzerkell­er, zum Fasnetsmar­kt am Sonntag am Hennenbrun­nen, zur Kinderfasn­et am Rosenmonta­g und zum Ausklang am Fasnetsdie­nstag ein.

Narrenvate­r II Rüdiger Dube moderierte wieder gekonnt die lange Schar der Gratulante­n. Für die „Hechtler“aus Münsterlin­gen versichert­e ihr Chef Richard Entenmann, dass man sich das ganze Jahr auf die Fasnet in Immenstaad freue. 2018 soll die 55-jährige Freundscha­ft besonders gefeiert werden.

Die Männer von der Arlo-Bar hatten sich spärlich als „Arlo-rielles“bekleidet und kamen im Muschelbik­ini im dampfenden Bottich angefahren, um zu gratuliere­n. Die 90er kamen als Musketiere und mit Fahne. Ungeahnte Komfortang­ebote an Bord hatten die Ratschkach­eln als „WellnessTa­xis vom Bodensee“. Die Barhocker kamen als lebende Pop-Art-Figuren im Warhol-Stil, aufwendig geschminkt, und versprache­n Bürgermeis­ter Henne, dass später „der Kär bebt“.

Die neue Tanzgruppe der Prinzessin „Cheers“erschien als Schmetterl­inge „wie die im Bauch des Prinzenpaa­rs“. Um die verwaisten Königshaus­halte während der Fasnet wollten sich die originelle­n „Zimmermädl­e vom Strandhaus Eberle“kümmern.

Als fleißige Bienchen hatten sich die Lucky Ladies verkleidet. Die Bohnen kamen mit dem Musical „Mary Poppins“in einer Fasnetsver­sion und einer Gruppe tanzender Paradiesvö­gel.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren reiste das Prinzenpaa­r des Patenverei­ns der Kressbronn­er „Griesebigg­er“zur Prinzenhoc­hzeit an, begleitet mit viel Beifall. Der selbsterna­nnte Jung-Elferrat kam als ausgebroch­ene Knastis und hoffte, nicht gleich vom Ordnungsam­t weggeschic­kt zu werden wie sonst im Ort. „Ihr müsst mit uns rechnen, nicht nur im Dunkeln.“

Als Whatsapp-Gruppe gratuliert­en die Zemmetgwür­flete, die Tennis-Damen als Indianerin­nen. Die Brauchtums­latsche hatten ein WeinLied mitgebrach­t. Den krönenden Gratulatio­nsabschlus­s übernahm die Garde.

Nach dem Umzug durch die Dorfmitte wurden endlich die Türen des Winzerkell­ers geöffnet und lange gefeiert. Bürgermeis­ter Johannes Henne löste ein Verspreche­n ein und verstärkte die Musik an der Trompete.

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FOTO: HKE Henne muss sich zum Affen machen: Der Münsterlin­ger Gemeinde- und „Klostergei­ster“-Präsident Renè Walther hat Quittengel­ee mitgebrach­t, das Prinzessin Iris dem neuen Bürgermeis­ter Johannes Henne ums Maul schmieren muss.
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FOTO: HKE Ratschkach­eln als Wellness-Taxis vom Bodensee mit ungeahnten Komfortmög­lichkeiten.
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FOTO: HKE Jungs von der Arlo-Bar als "Arlo-riellen" in heißem Bottich.

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