Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kantorei probt schon für Karfreitag
Sänger präsentieren Passionsoratorium „Gethsemane und Golgatha“in der Schlosskirche
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Zu einem intensiven Probenwochenende in Rot an der Rot haben sich kürzlich die Sänger der Kantorei an der Schlosskirche Friedrichshafen getroffen. Dabei haben sie sich für die Aufführung des Passionsoratoriums „Gethsemane und Golgatha“von Friedrich Schneider vorbereitet.
Noten und Aufführungsmaterial dieses Werks sind noch nicht lange verfügbar, somit ist es dem Leiter der Kantorei an der Schlosskirche, Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel, erneut gelungen, eine weitgehend unbekannte Passionsvertonung „auszugraben“, heißt es in einem Bericht der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Das Stück wird am Karfreitag, 30. März, um 17 Uhr in der Schlosskirche in Friedrichshafen mit Solisten und der Kammerphilharmonie BodenseeOberschwaben aufgeführt. Möglich wurde dies durch Wittnebels gute Kontakte zum Notenherausgeber Nick Pfefferkorn aus Leipzig.
„Ich erlebe bei Gethsemane und Golgatha eine so ganz andere Herangehensweise des Komponisten an die Passionsthematik“, schwärmt Wittnebel. Da es noch keine CD-Einspielung gibt, ist Wittnebel selber gespannt, wie sich das Stück zusammen mit dem Orchester darstellen wird. Wirklich das erste Mal in Gänze hören werden Wittnebel und Chor das Werk erst bei den Proben kurz vor der Aufführung. „Gethsemane und Golgatha“ist insofern hochinteressant, weil im 19. Jahrhundert nicht viele Passionsvertonungen entstanden sind. Werke für Sinfonieorchester standen in dieser Zeit im Vordergrund.
„Ich finde es ganz außergewöhnlich, welche strahlenden Farben im Maestoso und im Forte und auch in der Besetzung des Orchesters mit Trompeten, Posaunen und Pauken zu finden sind, wie strahlend das geht“, wird Wittnebel in dem Bericht zitiert. Die Passionen würden ja vom Tod handeln und die Auferstehung hingegen oft nur andeuten, so Wittnebel. Bei Schneiders „Gethsemane und Golgatha“sei es so, dass in den Chören sehr viel Trost sei und gleichzeitig, wie man früher gesagt habe, immer mehr „die Frucht der Passion“hervortritt. Und das sei letzten Endes die Verheißung des ewigen Lebens, erklärt Wittnebel.
Theologisch hochinteressant
„Schneiders komponierte Farben antizipieren dies, und es sei bemerkenswert, am Karfreitag bereits erleben zu können, dass der Karfreitag eigentlich ein Glückstag für uns Menschen ist, an dem die Tür aufgemacht wird, die nach Ostern hin mündet“, so Wittnebel. Von daher sei es auch theologisch hochinteressant.
In Schneiders Tonsprache sei die Harmonik in den Chören mit häufigen Septakkorden erweitert, sogar Nonen- und Undezimen-Vorhalte würden vorkommen, die den ganz besonderen emotionalen Charakter bewirken und gezielt das Gefühl der Hörenden ansprechen, charakterisiert Wittnebel das Werk. „Gethsemane und Golgatha“ist keine Musik, die über den Kopf an die Thematik herangeht,, sondern die über die unmittelbare Wirkung des Klanges, der Harmonie, der Dynamik und somit über die Emotionen uns Menschen erreicht, erklärt Wittnebel.
Der Kartenvorverkauf für das Konzert beginnt ab sofort an allen Reservix-Vorverkaufsstellen und