Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Smartphone macht Onlineshopping einfacher
Das Handy soll beim Onlineshoppen künftig als Ausweis dienen
BERLIN - Digitale Raubzüge sollen mit einer in Deutschland neuen Technik gestoppt werden. Die Deutschen nehmen es mit ihren Passwörtern im Internet selten genau. Sie ändern es kaum, sind auch nicht sonderlich einfallsreich. Zu den Top Ten gehören trotz aller Warnungen noch immer 123456, hallo oder passwort. Kriminelle knacken sie leicht, klauen so die Identität und gehen mit ihr dann zum Beispiel im Netz einkaufen. Das kann für einen selbst teuer werden. Die drei großen deutschen Mobilfunkanbieter versprechen, dies nun zu beenden.
Die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) führen das System Mobile Connect ein, mit dem das Smartphone zum Ausweis wird: Das Passwort wird überflüssig, ein Benutzername auch. Der User gibt bei einem ShoppingPortal oder einem Internetportal nur noch seine Handynummer ein. Dann bekommt er eine SMS mit einem Link. Klickt er darauf, wird er automatisch auf dem entsprechenden Portal eingeloggt. Die Handynummer wird zu einer Art Generalschlüssel fürs Internet. Künftig soll mit dem Verfahren selbst ein Log-in bei digitalen Behördengängen möglich sein, etwa um einen Personalausweis zu beantragen. Bezahlen lässt sich der Pass damit allerdings noch nicht.
Alles beginnt damit, dass sich der Kunde einmal bei denen, die mit Mobile Connect zusammen arbeiten, registriert, erklärt Dirk Popp von der Datenplattform Verimi. Verimi steht für Verify me: überprüf mich. Dahinter stehen große deutsche Firmen. Dazu gehören etwa der Allianz-Versicherungskonzern, der Axel Springer-Verlag (Welt, Bild), der Autobauer Daimler, die Deutsche Bank und die Lufthansa. Wer künftig auf ihren Internetseiten einkaufen geht, wird einen extra Button für den neuen Service finden.
Gegengewicht zu US-Konzernen
Die deutschen Firmen verfolgen damit ein ganz eigenes Interesse. Sie wollen US-Anbietern wir Google, Facebook und Amazon Konkurrenz machen. Denn noch greifen für ein einfacheres Log-in bei ShoppingPortalen oder Streaminganbietern heute viele auf ihren Facebook- oder Google-Zugang zurück. Ein Problem für Verbraucher dabei: Am Ende liegen dann viele sensible Daten bei Facebook und Co. Nur: Wird das bei Mobile Connect anders sein? Hat das neue System nur Vorteile?
Rainer Knirsch spricht für die Telekom. Er sagt: „ Als Telekommunikationsunternehmen unterliegen wir den Regelungen des strengen deutschen Datenschutzes. Daher werden keine Kundendaten ohne explizite Zustimmung des Kunden weitergegeben.“Die Mobilfunkanbieter glauben auch, dass es keinen Angriff auf ihr System geben wird. Michael Reinartz, der Direktor Strategie und Innovation bei Vodafone Deutschland erklärt: „Mit Mobile Connect werden wir unseren Kunden das derzeit sicherste Verfahren für die Authentifizierung und Abwicklung von digitalen Kaufprozessen anbieten“. Technisch ist aber noch mehr denkbar. Es lasse sich auch eine PIN-Abfrage und der Abgleich von biometrischen Daten in Mobile Connect integrieren, heißt es.
Mittelfristig soll, wer in Onlineshops bestellen will, jedenfalls auch Lieferadresse und Bankverbindung von Mobile Connect automatisch übertragen lassen können. Sie müssen dann nicht mehr per Hand immer wieder eingegeben werden. Kunden müssen dem nur einmal explizit zustimmen. Das ist bequem. Aber so gewährt man anderen immer größere Einblicke in Vorlieben beim Einkauf und Surfen.
Das muss man sich alles klarmachen, bevor man diesen Datenaustausch mitmacht, sich registrieren lässt, erklären Verbraucherschützer ganz grundsätzlich. Mehr sagen sie derzeit noch nicht. Noch ist zu viel im Aufbau. Erst im Sommer wird Mobile Connect starten. Profitieren werden am Ende auf jeden Fall die Shopping-Portale. Wer hat nicht schon mal den Einkauf abgebrochen, weil ihm das Passwort nicht mehr einfiel.