Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Im Visier des Bundestrai­ners

Sven Ulreich verlängert seinen Vertrag bei Bayern und hält gegen starke Schalker dagegen

- Von Michael Häußler

MÜNCHEN - „Die Schalker sind diese Saison nur schwer berechenba­r“, sagte Robin Dutt, seit dem abstiegsbe­dingten Ende seiner Sportvorst­andskarrie­re beim VfB Stuttgart immer wieder zwecks Weiterbild­ung beim FC Bayern vor Ort, schon vor dem Spiel in den Katakomben der Allianz Arena. Er sollte recht behalten. Es war vor allem Bayerns Keeper Sven Ulreich, der seiner Mannschaft das 2:1 (2:1), und damit den 50. Sieg gegen Schalke insgesamt, sicherte. Bayerns Trainer Jupp Heynckes hatte darauf keinen Einfluss: Er lag mit einer Grippe flach und musste zu Hause bleiben.

Löw bringt Ulreich ins Spiel

Bereits in der dritten Minute parierte der langjährig­e Stuttgarte­r nach einem schnellen Angriff der auch in der Folge ziemlich offensiv und mutig auftretend­en Schalker und verhindert­e einen frühen Rückstand. Ulreichs gute Leistung honorierte Bundestrai­ner Joachim Löw bereits in der Halbzeitpa­use bei Sky folgenderm­aßen: „Er ist sicherlich in unserem Blickfeld. Die Spiele, die er gemacht hat, waren sehr, sehr gut“, sagte Löw und erläuterte: „Er macht einen sicheren Eindruck. Im Eins gegen Eins ist er immer gut. Er hat bei den Bayern gelernt, gut mitzuspiel­en von hinten raus“. Womit die Debatte um eine mögliche späte Länderspie­lkarriere des 29-Jährigen, der seit Monaten den an der Hand verletzten Manuel Neuer glänzend vertritt, wieder in der Welt war.

Am Sonntag sicherte sich zumindest der FC Bayern auch für die Zukunft Ulreichs Dienste: Der Stuttgarte­r unterschri­eb bis 2021.

Am Samstagabe­nd wollte Ulreich von seiner anstehende­n Vertragsve­rlängerung noch nichts wissen. „Ich will irgendwann Klarheit haben, aber es gibt noch nichts Neues und keine Tendenzen“, sagte er. Und: „Wenn ich hierbleibe, weiß ich auch, wie die Jobbeschre­ibung aussieht. Ich vertrete Manu, wenn er nicht spielen kann.“

Dass er dies womöglich auch bei der Nationalel­f tun könnte, glaubt er nicht. Löws Lob freute ihn. „Das ist eine Ehre.“Und es sei natürlich „ein Traum, mit zur WM zu fahren“. Aber: „Es wäre fast unfair, wenn da einer mitfahren würde, der weniger spielt und sonst eher auf der Bank sitzt“, sagte er. Auch Kapitän Thomas Müller, der an beiden Toren des Rekordmeis­ters beteiligt war, weiß um dessen Qualitäten. „Die Anerkennun­g hat er sich erarbeitet und ich hoffe, dass er weiter alles dafür tut, um im Blickfeld zu bleiben“.

Viel Lob von der Mannschaft gab es außerdem auch für Co-Trainer Peter Hermann, der den Platz von Jupp Heynckes in der Coachingzo­ne einnahm. „Ich habe heute schon geflachst. Wenn die Bayern das Spiel verlieren, dann wird Jupp zum Gott“, hatte Dutt vor dem Anpfiff gesagt.

Aber die Bayern können auch ohne ihren Jupp gewinnen, auch gegen starke Schalker, die eigentlich sehr viel richtig machten. Viel verkehrt machte aber natürlich auch der Serienmeis­ter nicht. Und wenn im Spiel der Bayern alles passte, kamen so schöne Szenen dabei heraus, wie diejenige, die zum 1:0 in der sechsten Minute führte: kurze und schnelle Kombinatio­nen über den linken Flügel, bis der Ball vor dem Tor landet. Müllers harten Schuss aus rund 25 Metern lässt Keeper Ralf Fährmann abprallen, Robert Lewandowsk­i staubt ab. Es war der elfte Treffer des Polen im elften Heimspiel. Das war vorher in der Bundesliga nur einem anderen gelungen: Jupp Heynckes. Auch beim zweiten Treffer in der 35. Minute ins kurze Eck durch Thomas Müller gab Fährmann eine eher unglücklic­he Figur ab.

Schalkes Coach Domenico Tedesco klebte übrigens förmlich an der Linie seiner Coachingzo­ne fest, stand oftmals auch direkt an der Auslinie des Felds – 90 Minuten lang. Er flippte, wedelte, dirigierte. Vor allem beim Ausgleich in der 28. Minute durch Franco Di Santo, der nach der Flanke von Breel Embolo und verpasstem Seitfallzi­eher von Leon Goretzka verwandelt­e.

Eher selten in der Coachingzo­ne zu sehen war dagegen Bayerns Kurzzeittr­ainer Hermann. Und wenn, dann winkte er seine Spieler nach vorn oder klatschte nach einem Wechsel ab – und das genügte auch. Die Nervosität des Cheftraine­rs für einen Tag hatte sich zumindest nicht auf die Mannschaft übertragen. „Ich war schon sehr nervös“, gab Peter Hermann später offen zu. Eine Erfahrung, die er öfter nicht braucht. „Der Platz von Heynckes ist eine Nummer zu groß für mich“, sagte Hermann, der wie gewohnt im Trainingsa­nzug und in schwarzen Fußballtre­tern an der Seitenlini­e arbeitete. „Bei Bayern gibt es nur eines – gewinnen. Etwas anderes gibt es nicht“, merkte er noch an.

Insofern hat Heynckes’ LieblingsC­o-Trainer, ohne viel Mühe, alles richtig gemacht.

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FOTO: DPA Ein Anblick, den die Fans der deutschen Nationalma­nnschaft auch in Russland erwarten könnte? Bundestrai­ner Joachim Löw lobt Bayerns Nummer zwei. Der DFB hat Sven Ulreich ins Visier genommen.

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