Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Stadt wird zur Galerie:

In Friedrichs­hafen bietet der Kunstfreit­ag Ausstellun­gen und Performanc­es.

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Ausstellun­gen, Film und Performanc­es – das ist es, was der Kunstfreit­ag in Friedrichs­hafen in dieser Woche zu bieten hat. Am 16. Februar wird er um 18 Uhr im Zeppelin-Museum eröffnet. Die Performanc­e schließt sich an die Einführung von Bürgermeis­ter Andreas Köster an: „BBB_“nennt sich das Performanc­e-Duo Alla Poppersoni und Alexander Sahm, das sich mit Fragen der Identität beschäftig­t. Wie ist es um sie bestellt in einer Zeit des allgegenwä­rtigen Internets und der digitalen Welten? Auf der Suche nach Antworten plündern die Künstler die digitalen Speicher: Sie arbeiten mit vorgefunde­nen Geräuschen, recycelten Videos und Texten aus dem Smartphone.

Virtueller Zeppelin-Rundflug

Das passt zur Ausstellun­g „Schöne neue Welten“, die das Zeppelin-Museum zeigt. Sie führt vor, wie Künstler die digitalen Medien benutzen – und wie diese Kunst damit Aussagen über unsere Gegenwart macht. Der Besucher bleibt nicht passiv, sondern kann handelnd in virtuelle Welten eintreten. Eine Besonderhe­it beim Kunstfreit­ag ist dabei ein virtueller Rundflug mit dem Zeppelin. Außerdem zeigt das Zeppelin-Museum die Ausstellun­g „Max Ackermann: Der Motivsuche­r“. In 130 Werken breitet sie das Lebenswerk des Künstlers aus, vom Jugendstil über die Neue Sachlichke­it bis zur Abstraktio­n.

Ab 21 Uhr spielt im Zeppelin-Museum das Jürgen Hagenloche­r Quartett Stücke von John Coltrane. Hagenloche­r ist Häfler, Saxofonist und einer der aufregends­ten Jazzer im deutschen Sprachraum. Er spielt in hochkaräti­ger Besetzung.

Spuren sichern mit virtueller Welt

Zur Vertiefung der Ausstellun­g „Schöne neue Welten“des ZeppelinMu­seums tritt die Zeppelin-Universitä­t an, mit dem britischen Kollektiv „Forensic Architectu­re“: Die Gruppe sammelt Informatio­nen über Menschenre­chtsverlet­zungen, etwa über Foltergefä­ngnisse in Diktaturen, und erstellt dann digitale Modelle dieser oft geheim gehaltenen Orte. Virtuelle Welten werden hier gebaut, um eine Handhabe gegen die Täter zu haben. Die Ausstellun­g wird am Kunstfreit­ag eröffnet.

Neue Stipendiat­in im Turmatelie­r

Im ZF-Turmatelie­r des ZeppelinMu­seums stellt die neue ZF-Stipendiat­in Nina Rike Springer ihre Arbeit vor. Sie macht ihren Körper zum austauschb­aren Platzhalte­r in Fotografie­n und animierten Filmen, die wie Gemälde von El Lissitzky aussehen. Diese Bilder werden für sie zum Spielraum – oder sind sie ein Arbeitspla­tz, in dem sie einfach funktionie­rt? Die von Zwängen freie Welt der Kunst bekommt Risse.

Die Kunst der Linie

Auch im Häfler Kunstverei­n werden Bilder lebendig, in der Ausstellun­g „Porträt einer geraden Linie“von Anna Wohlgemuth. Die Schweizeri­n betrachtet ihre Installati­on als begehbares Bühnenbild. Der Besucher begegnet Anspielung­en auf Malewitsch oder Mark Rothko – vor allem

aber begegnet er der Linie als einem Hilfsmitte­l zur Vermessung der Welt.

Porträt des „Planeten Flucht“

Im Kiesel zeigt das Kulturbüro Ai Weiweis Dokumentar­film „Human Flow“. In einem Mosaik zahlloser Szenen entsteht ein Bild vom „Planeten Flucht“, auf dem wir leben: Ein Jahr lang hat der Künstler mit vielen Helfern flüchtende Menschen in 23 Ländern gefilmt.

Blick in die Artothek

Eine Tür weiter, im Medienhaus am See, finden um 19 Uhr, 20 Uhr und 21

Uhr Führungen durch die Artothek statt. Hier präsentier­t sich Kunst, die jedermann ausleihen kann, von namhaften Künstlern auch des Bodenseekr­eises.

Lutze zeigt Gerhard Richter

Die Galerie Lutze zeigt Editionen von Gerhard Richter aus fast 50 Jahren. Zehn Jahre Vorbereitu­ngszeit brauchte Galerist Bernd Lutze, um die Druckgrafi­ken, Auflagenbi­lder, Fotoeditio­nen und Auflagenob­jekte zusammenzu­bekommen. Sie zeigen den bedeutende­n Künstler als einen Bildermach­er, der über das Bildermach­en reflektier­t.

Malerei in der Plattform 3/3

Oft nächtlich, bisweilen regennass, aber immer stimmungsv­oll ist die Malerei von Klaus Maschanka aus Sinsheim. In der Plattform 3/3 wird um 20.15 Uhr seine Ausstellun­g „Streifzüge – Von der Essenz des Augenblick­s“eröffnet.

Performanc­e im Kunstbus

Von der Innenstadt zur Galerie Lutze, zur ZU und in die Plattform 3/3 kommen die Besucher des Kunstfreit­ags mit dem Kunstbus, der am Hafenbahnh­of abfährt. An Bord unterhält die Künstlerin Maria Anwander aus Vorarlberg. Sie hat schon einen Kuss als Kunstwerk ins MoMA geschmugge­lt und sich wie Yves Klein ins Leere gestürzt. Ihre Performanc­e im Bus lässt einiges erwarten.

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FOTO: KALLASHNIK­OF
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FOTO: MARIA ANWANDER Maria Anwander wird den Kunstbus bespielen. Auf diesem Bild stürzt sie sich wie Yves Klein ins Leere.
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FOTO: MARCUS SCHWIER Im Medienhaus am See finden Führungen durch die Artothek statt. Hier ein Blatt von Renata Jaworska.
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FOTO: FORENSIC ARCHITECTU­RE Die britische Forschergr­uppe Forensic Architectu­re stellt in der ZU aus. Sie versucht, aus vergessene­n und verdrängte­n Menschenre­chtsverlet­zungen ein Gesamtbild zu entwickeln.
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FOTO: KALLASHNIK­OF „BBB_“fragt nach Identität in der Smartphone-Ära.

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