Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Abriss der Stadtkasse beginnt

Das Dach wird derzeit abgedeckt – Bis Ende Februar soll das historisch­e Gebäude gänzlich abgerissen sein

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Abriss der Stadtkasse hat begonnen. Seit Dienstagvo­rmittag stehen riesige Container an der Friedrichs­traße, um damit die alte Bausubstan­z des historisch­en Gebäudes abzutransp­ortieren. Bauarbeite­r decken das Dach Ziegel für Ziegel ab. Der ehemalige OBKandidat Philipp Fuhrmann, der sich mit seiner Initiative „Netzwerk für Friedrichs­hafen“gegen den Abriss eingesetzt hat, ärgert sich nach wie vor über diese Entscheidu­ng.

Eine lange Diskussion ist dem Abriss der Stadtkasse – und auch des Hotels Schöllhorn vorausgega­ngen. Die Initiative um Fuhrmann hatte sich dafür eingesetzt, zumindest die Stadtkasse als historisch­es Gebäude in Friedrichs­hafen zu erhalten, wenn schon das Hotel Schöllhorn abgerissen werden musste. Die Gruppierun­g hatte gegenüber der Stadt Interesse für den Kauf des Gebäudes gezeigt. Doch die zeigte sich damals reserviert. Das war im Herbst 2016.

Nach wie vor hat Fuhrmann kein Verständni­s für das Verhalten der Stadt. „Es haben derzeit Leute in der Stadt das Sagen, die eine neoliberal­e Einstellun­g vertreiben. Alles, was zusätzlich Geld kostet, ist für sie nicht von Interesse“, sagt Fuhrmann. Ihn mache der Abriss nach der Aktion seiner Initiative aber nicht zusätzlich betroffen. „Die Stadtkasse ist nicht das letzte Haus auf der Liste der Häuser, die in der Stadt abgerissen werden sollen“, sagt er. Das sei ein weiteres Zeugnis dafür, wer in der Stadt die Kohle mache.

Im Herbst 2017 rief der Immobilien­investor Junker in Absprache mit der Stadt Friedrichs­hafen zu einem Architekte­nwettbewer­b auf. Der Sieger sollte seine Idee auf dem Areal umsetzen. Acht Architekte­n reichten ihre Vorschläge ein. Doch der Entwurf des Gewinners aus Konstanz vom Büro Rogg galt letzten Endes doch nicht als lukrativ. Er sah drei Gebäude vor mit abgeschräg­ten Wänden und auf der Rückseite der Häuser einen Quartiersp­latz.

Mitte November ließ der Immobilien­investor Junker verlauten, dass das Büro Rogg nun aus dem Rennen sei und der neue Favorit das Häfler Büro Kienzle, Vögele, Blasberg sei. „Das Büro hat einen städtebaul­ich lebhaften Entwurf vorgelegt, der nicht nur architekto­nisch überzeugt, sondern auch fantastisc­he Wohnungen bietet, die die Leute an diesem Standort wünschen“, sagte August Junker zur Schwäbisch­en Zeitung im November.

Auch wenn Fuhrmann einsieht, dass er den Kampf verloren hat, möchte er nicht aufgeben und ein Zeichen setzen. „In der kommenden Woche wollen wir noch einmal mit dem Kondolenzb­uch vor der Stadtkasse stehen“, sagt er. Bereits am 25. Januar hatte sich die Initiative mit dem Kondolenzb­uch vor der Stadtkasse getroffen und wollte den Häflern mit dieser Geste die Möglichkei­t geben, sich von dem Gebäude zu verabschie­den. In der Stadt gebe es viele Menschen, die, so Fuhrmann, ebenfalls der Meinung des Netzwerks seien, diese aber nicht ständig kundtun.

Bis dahin wird der Abriss der Stadtkasse noch weiter vorangetri­eben sein. Bis Ende Februar soll das Gebäude gänzlich abgerissen sein. „Länger als drei Wochen können wir die Friedrichs­traße nicht absperren“, sagt Robert Junker auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung.

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FOTO: SAPO Noch steht die Stadtkasse an der Friedrichs­traße.
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FOTO: SAPO Derzeit arbeiten Dachdecker daran, das Dach des historisch­en Gebäudes abzudecken.

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