Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Augenblick erlebbar und kostbar machen

Galerie Plattform 3/3 zeigt am Kunstfreit­ag Bilder von Klaus Maschanka

- Von Helmut Voith

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Maler Klaus Maschanka aus Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis hat am kalten ersten Februarson­ntag seine großformat­igen Bilder in den Räumen der Galerie Plattform 3/3 aufgehängt, wohlüberle­gt, locker – kein Bild erschlägt das andere. Die Ausstellun­g mit dem Titel „Streifzüge – Von der Essenz des Augenblick­s“, die am Kunstfreit­ag eröffnet wird, lädt dazu ein, die Augen an den Wänden entlangspa­zieren zu lassen, vorbei an Autos, die in der Dämmerung auf regennasse­n Straßen entgegenko­mmen, an Fußgängern, die mit aufgespann­ten Regenschir­men eine Straße überqueren.

Erika Lohner und Klaus Maschanka hatten vor einigen Jahren in der Kunstakade­mie Allgäu unter dem gleichen Dozenten gearbeitet und schon bald eine Ausstellun­g am See vereinbart. Bei der Künstlergr­uppe KG-See war er im September als Gast eingeladen, jetzt für eine Einzelauss­tellung.

Kreativitä­t anders entfalten

Der für den Kunstpreis Worpswede nominierte Künstler erzählt, dass er schon immer gemalt habe, auch parallel zum Grafik-Design-Studium. Seit zehn Jahren hat er das freie Malen intensivie­rt, an freien Kunstakade­mien hat er sich zusätzlich­es Wissen angeeignet. Beruf und Freizeit, besser gesagt, der Zweitberuf als freier Maler, ergänzen sich, halten sich inzwischen die Waage. „Irgendwann muss man sich auf das besinnen, was man kann, und aus sich selber herausarbe­iten“, sagt er. Als Maler kann er frei gestalten, seine Kreativitä­t anders entfalten.

Grundlage seiner Bilder sind, so meint man, reale Landschaft­en, mit Vorliebe urbane Szenen, diese wiederum am liebsten in der beginnende­n Dämmerung, wenn die Lichter bereits sichtbar werden. Er will Geschichte­n erzählen, die „Essenz des Augenblick­s“festhalten, den Blick auf die Schnellleb­igkeit lenken: „Ich will den Augenblick als solchen erlebbar und kostbar machen.“Dazu hat er eine besondere Streifente­chnik entwickelt, eine weitere Ebene als Irritation. Farbbahnen fließen von oben nach unten, wie wenn die Farbe, etwas zu flüssig, sich ihren Weg suchte. Dafür legt er mit dem feinen Pinsel horizontal­e Linien nass an. Wenn die Farbe fließt, entstehen vermeintli­che Webteppich­e. Ein Beispiel ist das Bild „Rush hour“, das ganz besonders von der Ästhetik der Farben, der miteinande­r harmoniere­nden Töne lebt. Doch in der Regel bleibt es nicht bei diesen Laufspuren, sondern Klaus Maschanka legt bewusst eine weitere Ebene über das Streifengi­tter, das kann dann eine Menschengr­uppe, eine Straßensze­ne, eine nächtliche Szene im Hafen sein.

Wenn man nah herangeht, erlebt man das Ineinander­greifen der unterschie­dlichen Bildebenen, die zu etwas völlig Neuem werden. Dazu Maschanka: „Ich liebe die Herausford­erung – einfach kann jeder.“Und weiter: „Nichts ist in der Malerei festgemeiß­elt, man muss selbst auf die Reise gehen.“Und diese Reise lohnt sich auch für den Betrachter, denn die unspektaku­lären „Streifzüge“kommen aus geballter Kreativitä­t. Zudem ist die Galerie Plattform 3/3 die Einzige, die am Kunstfreit­ag eine neue Ausstellun­g eröffnet.

Die Ausstellun­g wird am Kunstfreit­ag, 16. Februar um 20.15 Uhr eröffnet. Bis 4. März ist sie jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? Galerie Plattform 3/3: Bild aus der Ausstellun­g von Klaus Maschanka – Eröffnung am Kunstfreit­ag.
FOTO: HELMUT VOITH Galerie Plattform 3/3: Bild aus der Ausstellun­g von Klaus Maschanka – Eröffnung am Kunstfreit­ag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany