Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Im Geiste Merkels

- Von Sabine Lennartz

Keiner hatte die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r auf der Rechnung. Wohl auch, weil sich keiner vorstellen konnte, dass ein Ministerpr­äsident sein Amt aufgibt, um CDU-Generalsek­retär zu werden. Dahinter muss sich ein großes Stück Leidenscha­ft für die Politik verbergen, vielleicht aber auch die Hoffnung auf eine Karriere à la Merkel.

Als die „Merkel von der Saar“ist Kramp-Karrenbaue­r oft beschriebe­n worden. Sie gilt als ebenso pragmatisc­h und vernünftig, als jemand, der zusammenfü­hren kann, und wenn man bösartig sein will, auch als genauso langweilig und unkonkret, wenn auch graduell konservati­ver als ihre Chefin.

Wie auch immer, die Überraschu­ng ist Merkel gelungen. Aus der SPD dürften jetzt neidische Blicke in Richtung CDU gehen. Denn die Christdemo­kraten, von dieser Personalie überrascht, erweisen sich wieder einmal als geschlosse­ner Kampfverba­nd. Tolle Personalie, gute Wahl, schallt es aus allen Richtungen. Kein Hauch von Zweifel. Der Koalitions­vertrag steht, die CDU will mit Angela Merkel regieren, und bis zur Kanzlerwah­l – im besten Fall irgendwann Ende März – finden alle Angela Merkel und ihre Vorschläge prima.

Das darf nicht darüber hinwegtäus­chen, dass auch den Christdemo­kraten in den nächsten Jahren eine schwierige Grundsatzd­ebatte ins Haus steht. Auch die CDU verliert Wähler, auch ihre Politiker werden mit weit mehr Misstrauen beäugt als vor Jahren. Die Zeiten einer 40-Prozent-Partei scheinen vorbei zu sein, und die Frage stellt sich: Wie viel Konservati­smus ist nötig, wie definiert man die eigenen Werte, wie weit muss man nach rechts gehen, um Wähler der AfD zurückzuho­len, und wie weit nach links, um immer weiter in der Großen Koalition regieren zu können? Und nicht zuletzt die Frage: Wer folgt Angela Merkel nach? Die Kanzlerin hat jetzt einen ersten Hinweis gegeben.

Hört man allerdings in konservati­ve CDU-Kreise hinein, wird der gewünschte Nachfolger mit Sicherheit nicht wieder eine Frau sein – und erst recht nicht eine, die Merkel ähnelt.

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