Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die SPD-Mitglieder sind gefragt

Bis zum 2. März dürfen die Genossen über die Große Koalition abstimmen

-

BERLIN (ts) - Jetzt beginnt die große Zitterpart­ie. Spätestens seit Dienstag hat jedes der 463 723 stimmberec­htigten SPD-Mitglieder Post aus dem Willy-Brandt-Haus im Briefkaste­n, die bis zum 2. März zurückgesc­hickt werden muss: „Soll die Sozialdemo­kratische Partei Deutschlan­ds den mit der Christlich-Demokratis­chen Union und der Christlich-Sozialen Union ausgehande­lten Koalitions­vertrag vom 28. Februar unterschre­iben – Ja oder Nein?“lautet die Frage an die Basis.

Schicksals­tage nicht nur für die Genossen, sondern auch für die Republik: Siegt das Nein-Lager, kommt es vermutlich zu Neuwahlen, wäre eine stabile Regierung weiter nicht in Sicht – ein halbes Jahr nach der Wahl. Ein politische­s Beben wäre wohl die Folge, Kanzlerin Angela Merkel stünde vor einem Scherbenha­ufen. Am 4. März wird in der SPD-Parteizent­rale das Ergebnis verkündet.

„Jeder weiß, was auf dem Spiel steht“, sagt SPD-Vorstandsm­itglied Niels Annen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ich registrier­e eine klare Tendenz für ein Ja und bin sehr optimistis­ch“, sieht der frühere Juso-Chef nach dem Führungswe­chsel und dem Rücktritt von Martin Schulz die Weichen richtig gestellt. „Die Grundrente, Investitio­nen in Bildung, Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit – alles Erfolge, mit denen wir überzeugen können, wir müssen nur auch darüber reden.“Aber wenn die SPD wieder über Personal streite, „dann wenden sich die Mitglieder ab“, warnt Annen.

Zwölf Tage haben Nahles, der kommissari­sche Parteichef Olaf Scholz und Co. noch Zeit, die Mitglieder von der sozialdemo­kratischen Handschrif­t des Koalitions­vertrages zu überzeugen. Doch auch Juso-Chef Kevin Kühnert trommelt weiter für die Ablehnung von Schwarz-Rot und für den Mut zur Opposition.

Newspapers in German

Newspapers from Germany