Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Missbrauch und kein Ende

- Von Barbara Waldvogel

Hinter dem Altar (Arte, Di., 20.15 Uhr) –

Eines vorneweg:

Die Verschwieg­enheit von Amtsträger­n der katholisch­en Kirche hat durchaus ihre Berechtigu­ng. Zum Beispiel zum Schutz Verfolgter in totalitäre­n Staaten, deren es genügend gibt. Dass diese oftmals sinnvolle Verpflicht­ung aber auch ein großes Hindernis bei der Aufarbeitu­ng der Missbrauch­sfälle bedeutet, belegt der britische Historiker John Dickie durch seine ausführlic­hen Recherchen rund um den Globus. So können Täter, die von ihren Bischöfen nicht der weltlichen Justiz gemeldet werden müssen, durch Versetzung in Amt und Würden bleiben – und damit auch weiter die ihnen anvertraut­en Kinder sexuell belästigen und missbrauch­en. So wie der Priester Nicola Corradi, der Italien wegen Übergriffe­n in einer Einrichtun­g für gehörlose Kinder verlassen musste und nach Argentinie­n geschickt wurde, wo er sich ebenfalls an Internatsk­indern verging. Dieses Beispiel allein ist entsetzlic­h und verstörend, allerdings kein Einzelfall.

Es war Benedikt XVI., der als erster Papst keine Nachsicht mit pädophilen Priestern zeigte und sie aus dem kirchliche­n Dienst entfernen ließ. Auch Papst Franziskus versprach bei seinem Amtsantrit­t, diesen Kurs fortzusetz­en, doch der Historiker sieht keine wirklichen Erfolge und belegt dies durch Interviews mit Betroffene­n, Würdenträg­ern und Ermittlern.

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