Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Sie wollen nicht eine Nacht tauschen“
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - In einer Stellungnahme äußerst sich Stadtrat Dieter Stauber zum Leserbrief „Das zivilisatorische Minimum“, der in der Schwäbischen Zeitung am 16. Februar erschienen ist.
Stauber schreibt: „Sie haben mich für mein ,abwegiges Postulat vom zivilisatorischen Minimum’ bei der Diskussion um die Obdachlosenunterkunft in der Keplerstraße 7 kritisiert.“Der Begriff „zivilisatorisches Minimum“sei der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung entnommen, die sich gegen Einzelzimmer und Nasszellen für die Bewohner ausgesprochen habe und stamme nicht von Stauber selbst. Der Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen möchte den Obdachlosen mehr zugestehen und habe es deshalb fraktionsübergreifend anders gesehen und einstimmig beschlossen: Die verbleibenden Doppelzimmer sollen sukzessive in Einzelzimmer umgewandelt werden und zumindest immer zwei Zimmer zusammen eine Nasszelle bekommen, so der Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat in der Stellungnahme. Demnach gehe es nicht darum, „ob Sie oder ich schon einmal auf einer Hütte oder in einer Jugendherberge übernachtet oder während einer Ausbildungszeit bei der Bundeswehr oder der Polizei in Mehrbettzimmern gewohnt haben. Es geht darum, ob Menschen mit völlig unterschiedlicher Lebensbiografie und ohne eigene Wohnung gezwungenermaßen mit einem fremden Menschen für längere Zeit in einem Zimmer ohne Privatsphäre zusammenleben und Etagentoiletten und -duschen gemeinschaftlich benutzen müssen.“Dies alles in einer Umgebung, in der nachts und am Wochenende oft die Polizei Streitigkeiten und Schlimmeres schlichten muss, schreibt Stauber.
„Glauben Sie mir – das ist keine übertriebene Annehmlichkeit und Sie wollen nicht eine Nacht tauschen. Für kinderreiche Familien setzten wir uns auch ein. Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen“, schreibt er abschließend.