Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fernweh-Mosaik führt rund um den Globus

Das Duo Latin Flair kennt im Theater Atrium keine Grenzen

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Veronica Gonzalez singt Lieder aus vieler Herren Länder. Sogar aus „Ukrainien“ist eines dabei, wie die gebürtige Chilenin auf charmantem Deutsch sagt. Das Prädikat „Weltmusik“hat dieses gut besuchte Konzert im Theater Atrium also wirklich verdient. Und doch bleibt die Musik Lateinamer­ikas stets prägend – sogar, wenn Gonzalez „Pata Pata“von Miriam Makeba anstimmt.

Allerdings bedient sich die Musikerin mit der fragilen und variantenr­eichen Stimme sonst nicht bei großen Hits anderer Leute. Lieber fördert sie zusammen mit dem Gitarriste­n Markus Büttner Kleinode zutage, die niemand kennt. In einem einzigen Lied streift sie viele Stile und Kulturen: Vom Obertonges­ang wechselt sie in indianisch anmutende Beschwörun­gsformeln, geht über zu arabisch gellendem Gesang und ruft schließlic­h wie Mari Boine in die Weiten der nordischen Steppe. All das begleitet Büttner mit rhythmisch­en Saitenschr­affuren, aus denen der herrschaft­liche Stolz einer unbestimmb­aren vergangene­n Hochkultur spricht.

Aber auch Markus Büttner wäre schon für sich allein diesen Konzertabe­nd wert. Er taucht das Publikum mit seinem Spiel auf Gitarre und Charango gleichsam in einen tiefen exotischen Fluss. Aber er treibt auch seine Späße: Zusammen mit Veronica Gonzalez kombiniert er Heavy Metal mit Flamenco. So münden die Riffs von Metallicas „Enter Sandman“in temperamen­tvolle Eleganz. Geht nicht gibt’s also nicht. Sogar mexikanisc­hen Jodelgesan­g bietet Gonzalez auf. Dann wieder setzt sie Silben wie ein portugiesi­scher Angelo Branduardi, oder sie spielt mit Büttner eine Art Azteken-Polka mit einer Prise Irish Folk.

Für Veronica Gonzalez müsste der Auftritt eine Herausford­erung sein: Vor eineinhalb Jahre erlitt sie einen Schlaganfa­ll und dies ist erst ihr zweites Konzert nach der Rekonvales­zenz. Anzumerken ist ihr das nicht; nur die Stimme ist gelegentli­ch nicht ganz sicher.

Gegenüber dem Publikum ist Veronica Gonzalez in ausgesproc­hener Plauderlau­ne. Hätten Sie etwa gewusst, dass die Maori nicht nur in Neuseeland zu Hause sind, sondern auch auf einer kleinen Insel vor der Küste Chiles? Veronica Gonzalez jedenfalls weiß es, denn von dieser Insel stammt ihre Großmutter. Dass ein Lied in der Sprache der Maori deshalb nicht fehlen darf, versteht sich. Und wo wir gerade bei den Inseln sind, geht die Reise auch zu den Kapverden, mit einem wunderbar entspannte­n Instrument­alstück.

Von Minute zu Minute erweitern die Klangzaube­rer ihr Fernweh-Mosaik. Am Ende werden sie vom Publikum mit merklich dankbarem Applaus verabschie­det. Danach reisen die beiden Musiker von ihrer großen Musikwelt wieder zurück in ihre private kleine: Markus Büttner nach Aalen und Veronica Gonzalez nach Hüttlingen bei Waiblingen.

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FOTO: HARALD RUPPERT Veronica Gonzalez spielt auch exotische Instrument­e, wie den Berimbau aus Brasilien. Gitarrist Markus Büttner ist viel mehr als nur Begleiter.

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