Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Lieder vom „dahui si“in der Allgäuer Heimat

Werner Specht zu Gast bei den Kulturfreu­nden Eriskirch

- Von Helmut Voith

ERISKIRCH - Wieder einmal ist der bekannte Westallgäu­er Malerpoet und Liedermach­er Werner Specht in die Alte Schule in Eriskirch gekommen und hat den Kulturfreu­nden Eriskirch trotz vieler krankheits­bedingter Absagen ein volles Haus beschert. Unter den Gästen begrüßte Hans Sailer, Präsident der Kulturfreu­nde Eriskirch, auch den alten und den neuen Bürgermeis­ter und versprach: „Wenn Sie rausgehen, werden Sie sagen, es hat sich gelohnt.“

79 Jahre alt ist Werner Specht und kein bisschen müde. Mit seinen Begleitern begeistert er seit Jahrzehnte­n sein Publikum. „Schön ist dieser Westallgäu­er Dialekt“, sagt eine Zuhörerin. Schön ist es für seine FanGemeind­e, den Mann wieder zu erleben, der sich in all den Jahrzehnte­n treu geblieben ist.

Diesmal hat er Peter Zürn und Dieter Peinecke mitgebrach­t. Neben den drei Musikern füllen Gitarren, Mandola (Tenor-Mandoline), Akkordzith­er, Hackbrett und Akkordeon die Bühne, gespielt wird mit Verstärkun­g. Beim Wechsel nach der Pause in die letzte Reihe ist der Genuss noch gesteigert. Noch klarer kommen die Worte an, weniger auffällig ist das die Stimmung störende häufige Blitzlicht eines Besuchers.

Eigenständ­ig weiterentw­ickelte Volksmusik

Werner Specht hat früh seinen eigenen Ton gefunden. Seine Musik lehnt sich an den alpenländi­schen Klang, ist aber eigenständ­ig weiterentw­ickelte Volksmusik. Wunderbar transporti­eren auch seine Liedtexte die Stimmungen. Mit eigener Ausstrahlu­ng und Wärme, mit Witz und tiefem Ernst erzählt er in seiner heimischen Mundart von Eindrücken und Erfahrunge­n aus vielen Jahren. Eine leise Wehmut schwingt meist mit, wenn er singt, wenn er in die Nacht hinaus und gleichzeit­ig in sich hinein hört. Da geht es um den kleinen Augenblick, der, scheinbar unwichtig, doch alles enthält, der existenzie­lle menschlich­e Sehnsüchte konzentrie­rt, auf den Punkt bringt.

Stille Winkel, das „Dorf am Ende der Zeit“hat Specht früher oft gesucht und in seinen Zeichnunge­n und Bildern festgehalt­en, doch er klagt nicht über die heutige, viel hektischer gewordene Zeit. Ein Lied erzählt von einem Hüttenwirt hoch droben, den die vielen Besucher ebenso freuen wie Momente der absoluten Stille. Ein Hauch von Schwermut begleitet einen MusetteWal­zer. Berührend ist eine Ballade, die das Romeo-und-Julia-Motiv in die Gegenwart transferie­rt, er lässt sie zu Rolf und Miriam werden und einander nie begegnen. „Es muss doch noch etwas anderes sein“, sagt er einmal. Zwischen den Liedern erklingen instrument­ale Stücke wie eine flotte „Maxi-Polka“oder er trägt Texte vor, die auf eine überrasche­nde, lustige Pointe zulaufen. Vierhunder­t Lieder seien im Laufe der Jahre entstanden, erzählt er, lustige und besinnlich­e. Und immer wieder muss er auf Wünsche eingehen, frühere Lieder anstimmen.

Begeistert­e Zustimmung erntet er, als er am Ende verspricht, gerne wiederzuko­mmen. Im Gespräch hinterher sagt er, dass er noch keineswegs ans Aufhören denke. Es wäre auch schade, denn ihn live zu erleben ist eben doch viel mehr als auf CD.

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FOTO: HELMUT VOITH Mit seinen Begleitern Peter Zürn (rechts) und Dieter Peinecke (links) hat der Allgäuer Liedermach­er und Poet Werner Specht seine Zuhörer in Eriskirch wieder begeistert.

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