Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Es ist angerichte­t

Für die Bayern beginnen mit dem Achtelfina­le gegen Besiktas Instanbul die fetten Wochen

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Nun wird endlich die Hauptspeis­e serviert, im letzten Drittel der Saison. Die Bayern steigen in die K.o.-Phase der Champions League ein, den Auftakt in die entscheide­nden Monate bildet das Achtelfina­l-Hinspiel gegen Besiktas Istanbul (20.45 Uhr, ZDF und Sky live).

Das Menü 2017/18 bisher: Der sommerlich­e Gruß aus der Küche war der Supercup-Erfolg in Dortmund, gefolgt von zwei Auftaktsie­gen in der Bundesliga. Im September missriet die Vorspeise, Carlo Ancelottis italienisc­he Antipasti, kolossal. Nach dem 0:3 in Paris wurde Jupp Heynckes der neue, alte Küchenchef. Seit Oktober wird bei Bayern ein formidable­r Zwischenga­ng serviert, ein Sterne-Genuss. Die Siegesseri­e zergeht im Munde, doch was jetzt auf den Tisch kommt, zählt wirklich: die Königsklas­se. Das Dessert, die Sahne auf dem Kuchen, möchten die Bayern Ende Mai in Kiew genießen, beim Champions-League-Finale. Die Klitschkos, beide FCB-Fans, wollen ihren Verein dann in der Ukraine willkommen heißen – vor allem Vitali, der Bürgermeis­ter von Kiew. „Es wäre keine Sensation, wenn Bayern die Champions League gewinnen würde“, sagte Robert Lewandowsk­i dem „kicker“. Der Torjäger kurz und bündig: „Wir wollen alles gewinnen.“

Doch heißt die erste von drei Hürden bis zum Traumziel Finale Besiktas. Nie zuvor konnte das Team vom Bosporus die K.-o.-Runde der Champions League erreichen, 1987 stand man im Viertelfin­ale des Europapoka­ls der Landesmeis­ter, musste jedoch dafür nur eine K.o.-Runde überstehen.

„Die haben ein paar Spieler drin, die sicherlich sehr talentiert sind, deren Karrierewe­g vielleicht nicht zu 100 Prozent optimal gelaufen ist, aber die sehr viel Qualität mitbringen“, sagte Thomas Müller und dachte an die üppig tätowierte­n wie renommiert­en Altinterna­tionalen Pepe, Ricardo Quaresma (beide Portugal), den Holländer Ryan Babel und Winterpaus­en-Neuzugang Vágner Love. Die Oldie-Truppe will ein gutes Ergebnis aus München mitnehmen. Müller hält dagegen: „Wir wollen mit unserem Anspruch und der Gier, die wir in der zweiten Halbzeit in Wolfsburg gezeigt haben, am Dienstag auftreten. Wir sind absolut bereit. Der Wille, die Physis und die Art, wie wir spielen, sind da.

Wir müssen es nur auf den Platz bringen.“Und laut Heynckes „eine Leistung bringen, die der Grundstock für das Rückspiel sein kann“. Um den Orkan der Besiktas-Fans beim Rückspiel am 14. März in der „Vodafone“-Arena zu überstehen.

Bayerns Traum vom Triple-Revival von 2013 soll Leben eingehauch­t werden. Die Champions League sei „ein Wettbewerb, auf den man hinfiebert“, so Heynckes, „als Trainer muss den Spielern demonstrie­ren: Ich bin mittendrin, bin so angespannt wie wir.

Heynckes, der seine Mannschaft­en bei drei Anläufen (1998 mit Real Madrid, 2012 und ein Jahr später mit Bayern) immer ins Finale der Königsklas­se geführt hat, intensivie­rte sofort nach seiner Amtsüberna­hme das Training, trichterte den Spielern Prophylaxe-Methoden gegen muskuläre Verletzung­en und GrippeSymp­tome ein. Das Ergebnis: Erstmals seit fünf Jahren sind alle Feldspiele­r fit, was Heynckes mehrmals hervorhob.

Es wird Härtefälle geben

Viel komplizier­ter: Der emotionale Spagat: das Rotieren und damit einhergehe­nde Moderieren der Unzufriede­nheit der Unberücksi­chtigten. Mats Hummels sprach am Montag vom „unheimlich guten Zusammenha­lt“, den man gefunden habe „aufgrund der Art und Weise wie der Trainer die Mannschaft menschlich führt“. Hummels weiter: „Wir haben 18 Spieler, die du locker bringen kannst, der Trainer wird nach bestem Gefühl aufstellen. Aber es wird auch in der Startelf mindestens einen Härtefall geben.“Bis auf Dauerpatie­nt Manuel Neuer stehen alle Profis zur Verfügung, gegen Besiktas muss Heynckes drei auf die Tribüne setzen.

Am Dienstag prüft der Coach seine Topelf (wohl mit Javi Martínez, ohne Arturo Vidal) auf Tauglichke­it. In dieser Phase der Saison dürfte Franck Ribéry (noch) den Vorzug vor Kingsley Coman erhalten, der zuletzt wegen Grippe pausieren musste, aber laut Heynckes wieder einsatzber­eit ist.

Gegen Besiktas könnte Heynckes einen bayerische­n Trainerrek­ord einstellen, den einst der Ungar Pal Csernai aufstellte. Von August bis Oktober 1980 schafften Breitner, Rummenigge, Augenthale­r & Co. 14 Pflichtspi­elsiege hintereina­nder.

Voraussich­tliche Aufstellun­gen: München: Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba Martínez, Vidal – Müller, James, Ribéry – Lewandowsk­i. – Istanbul: Fabri – Adriano, Medel, Pepe, Caner – Özyakup, Hutchinson – Quaresma, Talsica, Babel – Negredo.

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FOTO: IMAGO Bereit für ein heißes Spiel in kalten Tagen – Thomas Müller.

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