Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Obstanbau steht vor neuen Herausforderungen
Die 38. Obstanbautage eröffneten die Messe „Fruchtwelt Bodensee 2018“
FRIEDRICHSHAFEN - Die Fruchtwelt Bodensee 2018 ist eröffnet. Noch bis morgen, Sonntag, 25. Februar, wird die Fachmesse rund um den Obstanbau, Agrartechnik und Brennereibedarf in der Messe Friedrichshafen stattfinden. Das Kompetenzzentrum Obstanbau (KOB) veranstaltet die 38. Obstbautage im Rahmen der Fruchtwelt. Die Inhalte der geladenen Redner waren jedoch durchweg von den eher schwierigen Zeiten geprägt, in denen sich der Obstanbau zurzeit befindet. Klimawandel, der internationale Wettbewerb und Pflanzenschutz waren hier die Stichworte.
„70 Prozent Ernteausfall im Bodenseekreis im vergangenen Jahr haben den Landwirten zugesetzt“, sagte Helmut Jäger, Vorsitzender der Obstregion Bodensee. Der späte Frost im April habe den Ernteertrag derart gemindert, dass die Stimmung in den Obstbaubetrieben gedrückt sei. Für die finanzielle Unterstützung des Landes, die in den kommenden Wochen ausgezahlt werde, sei man dankbar, dennoch stehe der Obstanbau vor weiteren Herausforderungen.
Hauk: Staatliche Sofort-Hilfen sind keine Dauerlösung
Der Klimawandel und die damit einhergehenden Witterungsveränderungen, bezahlbare Versicherungen bei Ernteausfall durch Naturgewalten, der internationale Wettbewerb sowie neue Schadorganismen und Pflanzenschutz seien weitere wichtige Themen, mit denen sich die Landwirte künftig auseinandersetzen müssten, waren sich die Redner einig, darunter auch Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes BadenWürttemberg. Die Obstbaubetriebe im Land bräuchten Lösungen, wie mit den durch Naturgewalten ausgelösten Ertragsrisiken umgegangen werden könne, sagt der Minister. „Grundsätzlich ist der Umgang mit den verschiedenen produktions- und marktbedingten Risiken in erster Linie Aufgabe des landwirtschaftlichen Unternehmers. Wir stehen allerdings nun vor der neuen Situation, dass das Ausmaß und die höhere Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken infolge von Klimawandel, Weltmarktturbulenzen und Agrarmarktliberalisierung eine völlig neue Dimension angenommen haben“, erklärte der Minister. Gegenwärtig konzentriere sich die staatliche Unterstützung zur Bewältigung von Naturkatastrophen und widrigen Witterungsverhältnissen im Wesentlichen auf staatliche Sofort-Hilfen. Diese könnten jedoch nur die Ausnahme der Regel sein. Auf Dauer müssten langfristige, strategische Lösungen geschaffen werden. Dazu gehören zum Beispiel erschwingliche Mehrgefahren-Versicherungen oder die Frostschutzberegnung als präventive Maßnahmen.
Auch Jens Stechmann in seiner Funktion als Vorsitzender des Bundesausschuss Obst- und Gemüse wies auf die schwierige Marktsituation für die deutschen Obstbauern hin. Bürokratische Mühlen würden manchmal langsam mahlen, dennoch müssten schnell Lösungen gefunden werden, die eine Risikominimierung für die Landwirte darstelle, das schließt auch den Umgang mit Pflanzenschutz ein. In dieser Frage sei er es satt „als Buhmann dazustehen“. Landwirte seien weder Insektenvernichter noch naturfeindlich – ganz im Gegenteil: „Ein Landwirt denkt in Generationen, er betreibt mit Respekt seinen Betrieb und will die Kulturlandschaft und die Biodiversität erhalten“, beteuert er. Manfred Büchele, Geschäftsführer des
ANZEIGE KOB, appellierte an die Obstbauern und die Politiker gleichermaßen, bei der Forschung im Obstbau nicht nachzulassen: „Schwierige Zeiten erfordern ein Zusammenstehen und gemeinsame Anstrengungen“. Er wies explizit auf die heutigen Interreg-Projekte hin, die sich mit brandaktuellen Themen in der Landwirtschaft befassen: der Bekämpfung des Schädlings Maronnia, der Verringerung bei Lagerverlusten, Vermeidung von wirtschaftlichen Schäden durch die Krischessigfliege, nachhaltigen Strategien zur Unkrautregulierung sowie der Vorstellung von Modellanlagen zur rückstandsarmen Produktionen.