Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Investitio­nsplan: Eriskirch hat ein Brückenpro­blem

Kaum ist die historisch­e Holzbrücke in Eriskirch saniert, belastet das Bauwerk in Oberbaumga­rten die Kasse

- Von Tanja Poimer

„Das ist echt bitter.“

Eriskirchs Kämmerer kommt die nächste Brückensan­ierung ungelegen.

ERISKIRCH - Der Haushalt ist ausgereizt, es besteht nur noch sehr eingeschrä­nkter Handlungss­pielraum: So hat Kämmerer Anton Ganser in der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end die Finanzen für die Jahre 2018 bis 2021 zusammenge­fasst. Die gute Nachricht: Die neun Millionen Euro für die Sanierung der Festhalle samt Anbau des neuen Kindergart­ens stemmt die Gemeinde voraussich­tlich ohne Kreditaufn­ahme.

Der Gemeindera­t segnete das Investitio­nsprogramm inklusive Finanzplan­ung einstimmig ab, auf deren Basis jetzt der Haushaltsp­lan 2018 erstellt wird. Eine Erkenntnis, die bereits klar ist: Wenn alles gut läuft, hat Eriskirch am Ende der vier Jahre noch 45 000 Euro übrig.

Nötig geworden ist die Betrachtun­g der Investitio­nen und Finanzen für den Zeitraum, weil Eriskirch genau wie Langenarge­n und Kressbronn die Doppik eingeführt hat, das neue kommunale Haushalts- und Rechnungsw­esen (NKHR). Der Unterschie­d: Während sich das bisherige kamerale System aus Verwaltung­s- und Vermögensh­aushalt zusammense­tzte, gliedert sich die doppische Struktur in die drei Bereiche Ergebnisha­ushalt, Finanzhaus­halt und Bilanz (Vermögensr­echnung) und ist mit der kaufmännis­chen Buchführun­g vergleichb­ar. Das Ziel: Jede Generation soll die verbraucht­en Ressourcen auch erwirtscha­ften.

Jahrelange­s Zahlenspie­l

Oder um es mit Anton Ganser zu sagen: „Wir müssen uns jetzt die Planung bis 2021 anschauen, um zu sehen, ob wir uns die Projekte samt Abschreibu­ngen leisten können.“Ganz und gar nicht gelegen kommt da die Sanierung der historisch­en Holzbrücke in Oberbaumga­rten, die bis 2019 mit 750 000 Euro zu Buche schlägt. „Das ist echt bitter“, betonte der Kämmerer. Wobei die tatsächlic­hen Kosten erst nach einer Begutachtu­ng feststehen. Anton Ganser rechnet zwar mit einem Zuschuss in Höhe von 80 000 Euro, aber auch mit 23 000 Euro, die 30 Jahre lang jährlich abzuschrei­ben sind.

Weitere Zahlen: 240 000 Euro sind 2018 vorgesehen, um für den Bauhof einen Unimog mit Winterdien­stausrüstu­ng, einen Rasenmäher und einen Pritschenw­agen anzuschaff­en. Um einen Spielplatz im Fridolin-Endraß-Weg zu bauen und den Spielplatz in Schussenre­ute auf Vordermann zu bringen, sind 40 000 Euro eingeplant. 120 000 Euro stehen 2019 dafür bereit, das Strandbadr­estaurant winterfest zu machen, so dass es ganzjährig geöffnet haben könnte. Wie Bürgermeis­ter Arman Aigner betonte, würde diese Investitio­n allerdings nur fällig, wenn es einen neuen Pächter mit einer entspreche­nden Konzeption gäbe. Der Verkauf von zwei Grundstück­en in der Greuther Straße, eins davon neben dem Lebensmitt­eldiscount­er Netto, soll 2,1 Millionen einbringen.

Den größten Brocken machen die Kernsanier­ung der Festhalle und die Erweiterun­g um einen Kindergart­en aus, was bis 2020 neun Millionen Euro kostet und dem Kämmerer zufolge ohne Kreditaufn­ahme erledigt werden kann – „wenn die Steuereinn­ahmen so kommen, wie erwartet, und die Kosten im Rahmen bleiben“.

Es müsse allen bewusst sein, dass sämtliche Ersparniss­e ausgegeben würden, erklärte Gisela Walzer, Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler: „Wir investiere­n viel, aber das Wunschkonz­ert könnte aus sein.“Kein Geld-, sondern ein Abschreibu­ngsproblem machte Thilo Reiss aus. Der CDU-Gemeindera­t mahnte an: „Wir müssen darauf achten, was mit unseren Finanzen passiert.“

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ARCHIVFOTO­S: ANDY HEINRICH Teure Geschichte: Eine Million Euro und zwei Jahre Bauzeit hat die Sanierung der historisch­en Holzbrücke in Eriskirch (links) gekostet. Im vergangene­n Juli feiert die Gemeinde Einweihung. Die Sicherheit­smängel des denkmalges­chützten Bauwerks in...
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