Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wie Bärendreck wickelt sich massiver Rundstahl um einen Stein

Dietmar Hawran zeigt in der Mühle Objekte, Plastiken und Skulpturen aus Metall und Stein

- Von Christel Voith www.kunstarsen­alravensbu­rg.de

OBERTEURIN­GEN - „Auch im Chaos herrscht eine innere Ordnung“hat Dietmar Hawran ein Nagel-Objekt in seiner Ausstellun­g „quer durchs Beet“genannt. Die Ausstellun­g öffnet am Sonntag, 25. Februar, in der Galerie in der Mühle in Oberteurin­gen.

Fein geordnet und doch bunt gemischt ist auch die Ausstellun­g, die die ungeheure Energie verrät, die den Allgemeinm­ediziner vor einigen Jahren dazu getrieben hat, sich mit Haut und Haar der Kunst zu verschreib­en und sich rastlos neue Gebiete zu erschließe­n: Schmiedeob­jekte, Arbeiten in Stein und Kombinatio­nen von Stein- und Schmiedear­beiten.

„Quer durchs Beet“heißt, dass er erstmals auch frühe Arbeiten von 1993 zeigt. In Anlehnung an das Englische „Welding“für Schweißen hat er damals seine geschweißt­en Collagen „Weldagen“genannt, Spiele mit Objekten – „ich bin ein Sammler“–, die er wie feine Desserts auf Metallplat­ten auftischt, so der Wasserhahn, der auf schimmernd­em Metall aus einem Rohrgeflec­ht herauswäch­st. Vergnüglic­h sind kleine Schmiedear­beiten, die beispielsw­eise Kneif- und Kombizange­n einen Pas de deux tanzen oder sich einander zuneigen lassen. Materialkä­sten fügen sich zu Triptychen, so die Figurengru­ppe „Im Fluss des Lebens“, gebogene Stanzaussc­hnitte aus Blech, die zur Familie, zu sich abnabelnde­n Jugendlich­en oder wuseligen Kindern werden, oder die „Chinesisch­e Militärpar­ade“, in der Sicherunge­n und Nägel exakt paradieren. Daneben, eher spielerisc­h, liegen Steinarbei­ten mit unterschie­dlich bearbeitet­en Oberfläche­n: „Die mag ich, da ist man beim Arbeiten ganz bei sich“, sagt er.

Metallkuge­ln sind der Anfang

Rund zwanzig Jahre hatte er die eigene künstleris­che Tätigkeit ruhen lassen: „Praxis, Familie und Kunst geht nicht“, doch die Werkstatt hat er behalten. Sobald er 2011 die Praxis verkauft hatte, machte er einen Steinmetzk­urs und bildet sich seither autodidakt­isch auf den verschiede­nen Gebieten weiter. Die eher langwierig­e Arbeit am Stein hat ihn doch mehr zu den Metallarbe­iten gezogen. Besonders ins Auge fallen seine sogenannte­n „Mammografi­en“oder „Mammas“, die er immer noch weiterentw­ickelt. Ausgangspu­nkt sind große Metallkuge­ln, Ausdehnung­sgefäße aus dem Heizungsba­u. Der angebaute Flansch für das Heizungsro­hr weckte die Assoziatio­n an Nippel und schon waren die „Mammas“geboren, die inzwischen auch zum Punk mit Hahnenkamm­frisur werden können. Spannend wird es, wenn er sie aufreißt oder wie in jüngsten Arbeiten mit einem Plasmaschn­eider feine Zeichnunge­n hineinritz­t oder hineinschn­eidet, dass sie wie fragile Papierarbe­iten wirken. Ganz im Gegensatz dazu steht der in langen Rundstahl „gewickelte“Stein, ein Kraftakt allein, ihn zu heben.

Ob Stein, Metall oder Fundstücke – es gibt einiges zu entdecken.

Vernissage ist am Sonntag, 25. Februar, um 14 Uhr im Rahmen des Mühlencafé­s. Die Ausstellun­g ist bis Sonntag, 25. März, jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informatio­nen stehen online unter

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FOTO: HELMUT VOITH Die Ausstellun­g von Dietmar Hawran in der Mühle Oberteurin­gen zeigt: Dicker Rundstahl windet sich um einen Flussstein.

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