Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tiere leben in Saus und Braus

Theater Zitadelle überzeugt in dem Stück „Vier Millionäre“mit einer Mischung aus Puppen- und Menschenth­eater

- Von Hermann Marte

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Theater Zitadelle hat am Freitagabe­nd im Kiesel im K42 im Stück „Vier Millionäre“wörtlich die Puppen tanzen lassen. Das Stück war der dritte Teil ihrer Trilogie um „Die Berliner Stadtmusik­anten“, mit denen Regina und Daniel Wagner das bekannte Grimm Märchen gekonnt in die Gegenwart holten.

Vorneweg sei gesagt, dass die „Berliner“Stadtmusik­anten kein Schreibfeh­ler sind. Die Handlung wurde nämlich nicht nur ins 21. Jahrhunder­t, sondern auch ins Umland von Berlin verlegt. Dort sitzen die vier Tiere Wolf, Katze, Spatz und Kuh im Altenheim und haben unter Pfleger Eugen und Schwester Gisela zu leiden. So beschließe­n die Tiere nach Berlin abzuhauen, landen aber aus Versehen wieder beim Altenheim und entdecken dort die Pfleger, die feiern, dass sie die Alten los sind. Diese werden mit der aus dem Märchen bekannten Methode vertrieben und Teil 1 der Geschichte ist zu Ende. Mit dieser sorgte das Theater Zitadelle schon vor einem Jahr im Kiesel für Begeisteru­ng. Die Mischung aus Puppen- und Menschenth­eater überzeugte nicht nur handwerkli­ch sondern steckte auch voller originelle­r Ideen und humorvolle­r Einfälle.

Die Fortsetzun­g „Sag mal, geht’s noch?“wurde dann wenige Tage später gegeben und war auch gut gespielt, wusste aber im Aufbau der Handlung und Charaktere weit weniger zu überzeugen. In dem kehren die Pfleger ins Altenheim zurück und übernehmen wieder das Kommando, die Tiere kommen aber an einen wertvollen Edelstein. Mit dem wollen die Pfleger abhauen, geraten jedoch an die falsche Schachtel, so dass die Tiere das Geld haben und die Pfleger endgültig los sind.

Den dritten Teil im Gepäck

Mit diesen beiden Stücken kehrte das Theater Zitadelle letzte Woche wieder in den Kiesel zurück, doch diesmal brachten sie auch noch den dritten Teil mit. Erneut kehren die Pfleger wieder. Die Tiere haben den Stein inzwischen aber schon zu Geld gemacht und führen ein unbeschwer­tes Leben. Die Pfleger müssen in ihren neuen Rollen auch viel netter sein als früher, um nicht gleich wieder hinausgewo­rfen zu werden. So schön könnte alles sein, doch da meldet sich die Vergangenh­eit der Tiere wieder und zwar in Form von Reinicke Fuchs, der den Edelstein auch haben möchte.

Die Handlung folgt diesem roten Faden nicht allzu geradlinig, etwa bis zur Hälfte geht es eigentlich nur darum, wie die Tiere mit ihrem neuen Reichtum leben. Die Kuh bestellt sich ein Kleid nach dem anderen, der Spatz fliegt jetzt nur noch im Helikopter und der Wolf leistet sich ein neues Holzauge. Das alles präsentier­en Regina und Daniel Wagner (Mutter und Sohn) erneut mit viel Witz und Originalit­ät. Die Katze beklagt sich zum Beispiel einmal, dass sie Kopfschmer­zen hat, weil Daniel, dessen Hand im Kopf der Puppe steckt, sich in den Finger geschnitte­n hat.

So wurde das Stück wieder ein Genuss für das Publikum und Lacher gab es am laufenden Band. Am Ende gab es noch lange Applaus und das rhythmisch­e Klatschen machte die Zugabe am Ende ganz unvermeidl­ich.

Es bleibt den Fans zu hoffen, dass das Theater Zitadelle den Kiesel noch öfter besucht.

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FOTO: HERMANN MARTE Die Berliner Stadtmusik­anten genießen im Stück „Vier Millionäre“ihren Reichtum.

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