Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Was wird aus der Kunst von Diether F. Domes?
Wo der Nachlass langfristig bleibt, ist unklar – Archivierung des Bestandes verzögert sich
ERISKIRCH - Was wird aus dem Nachlass von Diether F. Domes? Ein Jahr und vier Monate nach dem Tod des Künstlers im Oktober 2016 ist diese Frage weiterhin in der Schwebe. Domes’ Arbeiten lagern wie bislang in der „Alten Schule“in Eriskirch-Mariabrunn, seinem letzten Atelier. Da sollen sie mittelfristig auch bleiben. „Aber dass verschiedene Vereine Interesse an diesen Räumlichkeiten haben, ist ein offenes Geheimnis“, sagt Eriskirchs Bürgermeister Arman Aigner.
„Da bedarf es einer Lösung“, sagt er und meint damit auch die laufenden Kosten, denn die Familie Domes nutzt die Räume entgeltlos. Aigners Vorgänger Markus Spieth hat Diether Domes das Atelier zur Verfügung gestellt; im Gegenzug hatte der Künstler versprochen, es zu einem Ort des Austauschs zu machen und sich auch daran gehalten. Domes rief die „Ateliergespräche“ins Leben, lud ein zu Gesprächsrunden über Kunst, Gott und die Welt. Stets waren die Veranstaltungen bestens besucht. Nun sind die Türen des Ateliers geschlossen und die Kunst dahinter ist nach wie vor noch nicht katalogisiert. „Wir sind alle berufstätig. Was uns fehlt, ist Unterstützung. Wir haben sie aber auch nicht explizit angefordert“, sagt Tim Domes. Zusammen mit seinem Bruder Pit kümmert er sich um den Nachlass des Vaters.
Überlegungen, bei der Bestandsaufnahme personelle Hilfestellung zu leisten, gab es schon im November 2016, damals seitens des Kreiskulturamts. Zuletzt wollte sich dann die Gemeinde Eriskirch darum kümmern, erinnert sich Kreiskulturamtsleiter Stefan Feucht. „Aber das war noch unter Markus Spieth.“Einig sind sich alle Seiten, dass es an der Zeit ist, die Gespräche wieder aufzunehmen und zu konkreten Ergebnissen zu kommen.
Es ist ja auch nicht so, dass nichts getan wurde. Das Kreiskulturamt hat eine Domes-Retrospektive auf die Beine gestellt, die im Roten Haus in Meersburg und im Museum Langenargen gezeigt wurde. Dabei deutete sich an, dass im Atelier noch mancher Schatz schlummern dürfte, denn Teile dieser Ausstellung waren mehrere Arbeiten aus dem Frühwerk, die Diether F. Domes nie gezeigt hatte.
Um Domes als über die Grenzen renommierten Künstler in Erinnerung zu behalten, bedarf es aber mehr als dieser Gedächtnisausstellung. Deshalb, als Basis für künftige Ausstellungen, ist die gründliche Sichtung und Archivierung des Bestandes so wichtig. Zur Frage der Archivierung und des weiteren Verbleibs der Arbeiten will Bürgermeister Aigner noch in diesem Jahr zu einer Lösung kommen. Auch Tim Domes betrachtet die Klärung des künftigen Standorts des Nachlasses als den „schwersten Brocken“, den es zu stemmen gilt.
Wer soll aber die Organisation künftiger Ausstellungen in die Hand nehmen? Das Kreiskulturamt sieht sich nach der Retrospektive als Initiator nicht mehr in der Pflicht, würde aber Ausstellungen „grundsätzlich unterstützen“, wie Stefan Feucht sagt. Wäre vielleicht eine Ausstellung in Ravensburg denkbar? Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung möchte Ravensburgs Erster Bürgermeister Simon Blümcke dazu die Meinung von Ute Stuffer abwarten. Sie tritt am 5. März ihre Stelle als neue Leiterin des Kunstmuseums Ravensburg an. Wichtig wären aber auch Ausstellungen über die Region hinaus. Aus Diether F. Domes’ Adresskartei könnte sich mancher Kontakt ergeben, der Ausstellungen nach sich zöge – wer auch immer sie dann in der Praxis koordiniert.
Kirchenfenster für Kluftern
Mittelfristig wäre die Einrichtung einer Homepage wichtig, um Domes in Erinnerung zu rufen. „Ich habe jemanden, der nur darauf wartet, dass er Texte und Bilder bekommt“, sagt Tim Domes. Allerdings lässt sich auch die Homepage erst auf der Grundlage einer Bestandserfassung gestalten; sonst wird Flickwerk daraus. Die Archivierung bleibt also ein Dreh- und Angelpunkt. Nachdem sie noch nicht geklärt ist, steht die Frage, ob es vielleicht einmal ein DomesMuseum geben wird, weit hintan.
In der Warteschlaufe sind auch noch Kunstprojekte, die Diether F. Domes nicht mehr fertigstellen konnte. Der geplante Kreuzweg im schweizerischen Oberengstringen ist wegen Unstimmigkeiten zwischen der Kirchengemeinde und den Erben auf Eis gelegt. Besser ist es um ein geplantes Kirchenfenster für St. Gangolf in Kluftern bestellt. Dieses soll ganz sicher realisiert werden, so Tim Domes.