Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lindauer Thermeninvestor lässt 16 Bäume fällen
Thermengegner kritisieren „Nacht-und-Nebel-Aktion“– Gericht entscheidet Montag über das weitere Vorgehen
LINDAU (dik) - Völlig überraschend hat Thermeninvestor Andreas Schauer am Samstag im Eichwald Bäume fällen lassen. Die Stadt hatte ihm in der Früh die Baugenehmigung erteilt, so dass um kurz nach 7 Uhr die Fällarbeiten beginnen konnten. Nachdem der Bund Naturschutz das Verwaltungsgericht eingeschaltet hatte, gab es zwei Stunden später einen vorläufigen Stopp. Am Montag wird die Richterin entscheiden, ob und wann die Fällarbeiten weitergehen dürfen.
Die Stadtverwaltung habe Schauer die Baugenehmigung erteilt, berichtet Lindaus Pressesprecher Jürgen Widmer auf Anfrage. Daraufhin habe der die Arbeiter mit dem Fällen beauftragt. Der Anwalt der Stadt habe außerdem die Anwälte des Bund Naturschutz darüber informiert, dass die Baugenehmigung erteilt ist und dass die Fällarbeiten laufen.
Im Eichwald waren Anwohner aufgeschreckt, als um kurz nach 7 Uhr die Arbeiten begannen und Motorsägen zu hören waren. Schnell hatten sich ungefähr ein Dutzend Thermengegner dort versammelt. Die Stimmung war aggressiv, die Anwohner waren über die überraschende Aktion verärgert. Aber sie konnten nicht auf das Gelände. Denn Schauer hatte einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt. Der Investor begründet das im Gespräch mit der SZ mit der Sicherheit, denn ein Betreten des Geländes während laufender Fällarbeiten sei gefährlich.
Zudem waren viele Polizisten aus Kempten und Lindau vor Ort. Insgesamt waren so mehr als 50 Polizisten und private Sicherheitskräfte versammelt, die gut einem Dutzend Thermengegnern gegenüberstanden. Hans-Jörg Kleinle von der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Kempten bestätigte am Sonntag, dass der Polizeieinsatz vorbereitet war: „Die Polizei war informiert, dass die Bäume gefällt werden sollten.“Die Thermengegner reagierten nicht nur aufgeregt, sondern auch, indem der Bund seine Anwälte dazu brachte, die vorbereitete Klage gegen die Baugenehmigung beim Verwaltungsgericht einzureichen und auf eine Eilentscheidung zum Stopp der Fällarbeiten zu drängen.
Widmer berichtet, dass es zu Telefonaten zwischen der Richterin des Verwaltungsgerichts und Lindaus Stadtjuristin Tanja Bohnert gekommen sei. Die Richterin habe der Stadt die Wahl gelassen, die Fällarbeiten freiwillig einzustellen, andernfalls werde sie sofort eine Eilentscheidung treffen. Daraufhin habe Bohnert einem vorläufigen Ende der Fällarbeiten zugestimmt.
16 Bäume hatten die Arbeiter im Eichwald bis dahin umgesägt. Somit stehen noch fünf, die auch noch fallen sollen, außerdem stehen noch die Bäume, die lediglich umgepflanzt werden sollen. Die Richterin will nach dem Studium von Klageschrift und Erwiderung der Stadt am Montag über die einstweilige Verfügung entscheiden. Eine Entscheidung über die eigentliche Baugenehmigung der Therme wird wohl erst im Laufe des Frühjahrs folgen.