Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Der mit dem Holz spricht
Treibholzkünstler Peter Gebhard zeigt beim Workshop wie aus Fundstücken schmucke Exponate werden
ERISKIRCH - Wie man aus gemeinem Treibholz, das von den Wellen des Bodensees ans Ufer geschwemmt wird, dynamische, aufregende aber auch beruhigende und sanfte Exponate der ganz besonderen Art fertigt, hat der Bildhauer und Treibholzkünstler Peter Gebhard am Sonntagnachmittag im Naturschutzzentrum Eriskirch (NAZ) im Rahmen eines Kinder- und Erwachsenen-Workshops eindrucksvoll gezeigt.
Wenn Peter Gebhard über seine Arbeit spricht, glänzen seine Augen. Vor einigen Jahren hat der studierte Maschinenbauingenieur seine Liebe zum Holz entdeckt und widmet sich seitdem dieser Leidenschaft. „Besonderes fasziniert mich das Treibholz. Diese so vielfältigen, unterschiedlichen Formen und Linien, Strukturen und Texturen offenbaren mir als Künstler so viel Schaffensdrang und legen Fantasien frei“, schwärmt Gebhard. Dabei übten die Fundstücke auf ihn inzwischen eine Anziehungskraft aus, der er sich nicht mehr entziehen könne.
Treibholz verstehen
Am Sonntagnachmittag gab Gebhard sein Wissen im NAZ an rund 20 Kinder und Erwachsene weiter. Dabei zeigten sich vor allem die jüngsten Teilnehmer voller Tatendrang und sparten nicht mit Fragen. Ausgestattet mit Sägen, Bohrer, verschiedenen Schleifpapierstärken, Heißklebepistole, Farben, Lacke und Öle hieß es für die Teilnehmer, aus den bereitgestellten Treibholzfindlingen etwas Eigenes, aus der Fantasie Entsprungenes zu kreieren. „Man muss mit dem Holz kommunizieren, mit ihm reden. Man muss mit den Fundstücken eins werden und fühlen, was es möchte, es verstehen“, erklärt der sympathische Künstler.
Dabei spiele es keine Rolle, ob das Objekt nur leicht angeschliffen oder perfekt in Form gebracht, ob es am Ende bemalt oder eingeölt werde. „Jede Optik hat seinen Charme“, betont er. Ob farbenfroher Leuchtturm, ein mächtiger Walfisch, ob eine fliegende Taube, ein Segelschiff oder einfach nur ein Stück bearbeiteter Ast, der durch seine Windungen, Adern und Bruchstellen das gewisse Etwas ausstrahlt. „Spürt ihr, wie ihr euer zum Teil viele Jahre altes Holz wieder zum Leben erweckt? Es ein Teil von euch werden lasst?“, fragte er. Staunend beobachten die Teilnehmer jeden Arbeitsschritt, den Peter Gebhard vormacht, dann wieder erklärt, aber auch sein persönliches Urteil über die Arbeiten abgibt. „Kleinere Treibholzfindlinge kann man recht schnell aufarbeiten und zusammensetzen. Sie eignen sich besonders schön für Dekorationsstücke in den eigenen vier Wänden. Zudem ist das Ausgangsmaterial kostenlos“, weiß der Mann, der mit dem Holz spricht. Am Ende freuen sich alle Teilnehmer über ihre fantasievollen und persönlichen Kunstwerke und sind sich einig: „Der See schwemmt so viel Treibholz an, aus dem man wunderschöne Dinge basteln kann. Man muss es nur verstehen.“