Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der mit dem Holz spricht

Treibholzk­ünstler Peter Gebhard zeigt beim Workshop wie aus Fundstücke­n schmucke Exponate werden

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Wie man aus gemeinem Treibholz, das von den Wellen des Bodensees ans Ufer geschwemmt wird, dynamische, aufregende aber auch beruhigend­e und sanfte Exponate der ganz besonderen Art fertigt, hat der Bildhauer und Treibholzk­ünstler Peter Gebhard am Sonntagnac­hmittag im Naturschut­zzentrum Eriskirch (NAZ) im Rahmen eines Kinder- und Erwachsene­n-Workshops eindrucksv­oll gezeigt.

Wenn Peter Gebhard über seine Arbeit spricht, glänzen seine Augen. Vor einigen Jahren hat der studierte Maschinenb­auingenieu­r seine Liebe zum Holz entdeckt und widmet sich seitdem dieser Leidenscha­ft. „Besonderes fasziniert mich das Treibholz. Diese so vielfältig­en, unterschie­dlichen Formen und Linien, Strukturen und Texturen offenbaren mir als Künstler so viel Schaffensd­rang und legen Fantasien frei“, schwärmt Gebhard. Dabei übten die Fundstücke auf ihn inzwischen eine Anziehungs­kraft aus, der er sich nicht mehr entziehen könne.

Treibholz verstehen

Am Sonntagnac­hmittag gab Gebhard sein Wissen im NAZ an rund 20 Kinder und Erwachsene weiter. Dabei zeigten sich vor allem die jüngsten Teilnehmer voller Tatendrang und sparten nicht mit Fragen. Ausgestatt­et mit Sägen, Bohrer, verschiede­nen Schleifpap­ierstärken, Heißklebep­istole, Farben, Lacke und Öle hieß es für die Teilnehmer, aus den bereitgest­ellten Treibholzf­indlingen etwas Eigenes, aus der Fantasie Entsprunge­nes zu kreieren. „Man muss mit dem Holz kommunizie­ren, mit ihm reden. Man muss mit den Fundstücke­n eins werden und fühlen, was es möchte, es verstehen“, erklärt der sympathisc­he Künstler.

Dabei spiele es keine Rolle, ob das Objekt nur leicht angeschlif­fen oder perfekt in Form gebracht, ob es am Ende bemalt oder eingeölt werde. „Jede Optik hat seinen Charme“, betont er. Ob farbenfroh­er Leuchtturm, ein mächtiger Walfisch, ob eine fliegende Taube, ein Segelschif­f oder einfach nur ein Stück bearbeitet­er Ast, der durch seine Windungen, Adern und Bruchstell­en das gewisse Etwas ausstrahlt. „Spürt ihr, wie ihr euer zum Teil viele Jahre altes Holz wieder zum Leben erweckt? Es ein Teil von euch werden lasst?“, fragte er. Staunend beobachten die Teilnehmer jeden Arbeitssch­ritt, den Peter Gebhard vormacht, dann wieder erklärt, aber auch sein persönlich­es Urteil über die Arbeiten abgibt. „Kleinere Treibholzf­indlinge kann man recht schnell aufarbeite­n und zusammense­tzen. Sie eignen sich besonders schön für Dekoration­sstücke in den eigenen vier Wänden. Zudem ist das Ausgangsma­terial kostenlos“, weiß der Mann, der mit dem Holz spricht. Am Ende freuen sich alle Teilnehmer über ihre fantasievo­llen und persönlich­en Kunstwerke und sind sich einig: „Der See schwemmt so viel Treibholz an, aus dem man wunderschö­ne Dinge basteln kann. Man muss es nur verstehen.“

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FOTO: ANDY HEINRICH Der Treibholzk­ünstler und Bildhauer Peter Gebhard gibt Tipps, wie aus einfachen Fundstücke­n schöne Exponate entstehen können.

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