Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
50 Jahre Senkrechtstarter
Das Dornier-Museum feiert das Jubiläum der Do 31 mit Veranstaltungsreigen.
FRIEDRICHSHAFEN - Technisch wegweisend, aber kommerziell erfolglos: Mit dem Senkrechtstarter Do 31 hat Dornier Flugzeuggeschichte geschrieben. Heute jährt sich der Erstflug zum 50. Mal. Das DornierMuseum wird das ganze Jahr über daran erinnern, unter anderem mit einer Sonderausstellung und einem Modellflugwettbewerb.
„Mit der Entwicklung der Do 31 hat Dornier den Schritt zum HighTech-Konzern geschafft“, sagt David Dornier, Enkel des Firmengründers Claude Dornier und Direktor des Museums. Senkrecht starten – das war in den 50er- und 60er-Jahren das erklärte Ziel vor allem der militärischen Fliegerei weltweit. Und so geht die Do 31 auch auf einen Auftrag der Bundeswehr zurück. Fast 250 Millionen D-Mark hatte die Bundesregierung seit 1962 investiert, bis es am 28. Februar 1968 auf dem DornierTestgelände in Oberpfaffenhofen zum VTOL kam, zur ersten vollständigen Vertical Take-Off and LandingPlatzrunde. Das heißt, dass die Do 31 und Testpilot Drury Wood an diesem Tag zum ersten Mal senkrecht starteten, in den Horizontalflug übergingen, eine kleine Runde drehten und wieder senkrecht landeten.
Stahlkoloss von 25 Tonnen
„Mich fasziniert am meisten, wie es die relativ kleine Entwicklungs- und Versuchsmannschaft des Do 31-Programms damals geschafft hatte, die enorme Kraft der acht Hubtriebwerke und zwei Marschtriebwerke so fein mittels eigens entwickelter Computertechnik aufeinander abzustimmen, damit dieser 25 Tonnen schwere Stahlkoloss das gesamte Flugprogramm stabil absolvieren konnte“, sagt Dornier. Und all das ohne nennenswerte Zwischenfälle. Bis heute hält das weltweit einzige senkrecht startende Jet-Transportflugzeug der Welt mehrere Weltrekorde.
Ein Verkaufsschlager wurde die Militärmaschine trotzdem nicht. Der erhoffte Folgeauftrag der Bundeswehr bliebt aus, wie überhaupt die Senkrechtstart-Technologie nicht den großen Durchbruch geschafft hat. Was Dornier aber geblieben ist, sind Anerkennung und Zugewinn an technologischer Erfahrung, die später auch beim Bau von der Do 228, der Do 328 und des Alphajets hilfreich waren. Zwei Senkrechtstarter wurden für die Flugerprobung gefertigt, seit einigen Jahren schmückt die Do 31 E1 den Vorplatz des Dornier-Museums.
Nun freut sich Museumsdirektor Dornier auf eine Reihe von Veranstaltungen im Do 31-Jubiläumsjahr: „Die Technologie sowie die Entwicklung senkrechtstartender Flugzeuge wird unsere Mobilität in Zukunft stark beeinflussen. Das beweisen derzeit zahlreiche Projekte im Bereich ,air mobility’ wie autonome Flugautos und Flugtaxis“, sagt er. „Aus diesem Grund lautet unser Motto für die Veranstaltungsreihe: Aus der Vergangenheit lernen und mit Blick in die Zukunft das Machbare für die Gegenwart entwickeln.“
Los geht es am 17. April mit einem Senkrechtstarter-Symposium. Drei Vorträge werden die Geschichte der VTOL-Technologie beleuchten sowie aktuelle Projekte, Innovationen und Perspektiven aus dem Bereich Senkrechtstart vorstellen. Am selben Tag wird die Sonderausstellung eröffnet, in der auf einer Fläche von 450 Quadratmetern die Entwicklung senkrechtstartender Flugzeuge, ihre Bedeutung damals, aber auch Zukunftskonzepte gezeigt werden sollen. Die Schau läuft bis Ende des Jahres und wird danach möglicherweise in die Dauerausstellung eingebaut.
Do-Days mit Modellflugtreffen
Vom 8. bis 12. August gibt es während des Flugwochenendes „Do-Days“ein internationales Modellflug-Treffen. Die Modellflug-Community gilt mit ihren Entwicklungen in der miniaturisierten Antriebs- und Flugsteuerungstechnologie als Wegbereiter in der bemannten und unbemannten Luftfahrt.
Zu dem Treffen „sind alle Modellflugpiloten eingeladen, die im Besitz eines voll funktionsfähigen, strahlgetriebenen, Semi-Scale VTOL-Flächenmodells bis zu einem Abfluggewicht von 25 Kilogramm sind“, heißt es in einer Presseerklärung. Für den Wettbewerb sind Preisgelder in Höhe von 500 bis 3000 Euro ausgelobt.