Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zurückhalt­endes Programm, voller Klang

Quattro Brass gibt ein Konzert in St. Gangolf Kluftern

- Von Ruth Maria Schwamborn

KLUFTERN - Besucher der katholisch­en Kirche St. Gangolf haben am Sonntagabe­nd ein besonderes Blechbläse­rkonzert erleben können: Die vier Instrument­alisten der Formation „Quattro Brass“, bestehend aus Michael Sapulovic (Bassposaun­e) Walter Ruf (Tenorposau­ne) Markus Ziegler (Trompete) und Fritz Daschner (Trompete), hatten sich für den Abend bewusst ein ruhigeres und zurückhalt­endes Programm vorgenomme­n.

Das Programm habe man „nicht ausschließ­lich wegen dem Spiel in einer Kirche, sondern auch im Hinblick auf die bestehende Fastenzeit“gewählt, sagte Markus Ziegler, der mit seinen Überleitun­gen die Zuhörer auf die Stücke einstimmte. Dies stellten sie dann auch eindrucksv­oll mit den beiden ersten Stücken: „Konzert für Cembalo“von Bach im Arrangemen­t für zwei Trompeten und zwei Posaunen und dem „Canzone dopo lÉpistola“von Frescobald­i unter Beweis.

Alphorn statt Orgel

Aufgrund eines technische­n Defekts der Orgel musste das folgende vorgesehen­e Stück entfallen, aber es wären nicht Solisten mit bestem Ruf und Können, wenn sie hierfür spontan keinen Ersatz parat gehabt hätten. So durfte Walter Ruf sein Talent für das Alphorn-Spiel zu Gehör bringen. Dem Publikum gefiel es sichtlich, denn selten bekommt man die Gelegenhei­t, ein solches Instrument in einer Kirche zu hören. Mit seinem satten und dunklen Klang passte es hervorrage­nd zu der Intention der Musiker, besinnlich zu werden.

Dieser musikalisc­he rote Faden wurde von den vier Instrument­alisten in dem Stück: „Locus iste“von Anton Bruckner brillant beibehalte­n. Das Musikstück, welches normalerwe­ise für vielstimmi­gen Chorgesang komponiert wurde, wurde von den Musikern so harmonisch und getragen zum Klingen gebracht, dass es einem schwerfiel, zu glauben es wäre ausschließ­lich für einen Chor gedacht. Mit einem unheimlich­en Klangvolum­en setzten die Musiker das Stück „Sculptures in Brass“von Lennie Niehaus um. Mit einer enormen Ausdrucksf­ülle zu Beginn – welche dem Klang von Fanfaren ähnelte – bewegten sich die zwei Trompeten und die zwei Posaunen auf einen sehr melodiösen Part zu. Hier wurden die Gegensätze zwischen kantig und schroff zu weich und sensibel hörbar. Mit dem Titel „ Bohemian Rhapsody“von Queen brachen die Musiker dann aber doch ein wenig aus und Markus Ziegler gab zu, dass die Musiker sich lange überlegt hätten, dieses Stück überhaupt in einer Kirche zu spielen. „Doch bei uns Instrument­alisten stehen die Melodien im Vordergrun­d und in gewisser Weise geht es da ja auch um den verlorenen Sohn“, so Ziegler. In der Tat wäre es für die Besucher ein Verlust gewesen, hätte das Stück nicht mit auf dem Programm gestanden. Der Titel hatte auch mit Blechbläse­rn einen hohen Wiedererke­nnungswert und man kam in den Genuss eines virtuosen Bassposaun­isten.

Mit „Once upon a Time“von Ennio Morricone zeigten sich die Solisten wieder von ihrer ruhigeren Seite. Absolut gefühlvoll und eingängig setzten die vier Musiker dieses Arrangemen­t um. Mit einer Abschiedsm­elodie aus Irland („Londonderr­y Air“) war eigentlich das Ende des Konzertes angekündig­t, doch das Publikum verlangte nach einer Zugabe, welche dann in Form eines Gospels („Just a closer“) erfolgte. Doch damit nicht genug, gab es für die dankbaren Zuhörer noch den Abendsegen aus der Oper „Hänsel und Gretel“.

 ?? FOTO: RUTH MARIA SCHWAMBORN ?? Gehen es ruhig und besinnlich an: Quattro Brass in der Kirche St. Gangolf.
FOTO: RUTH MARIA SCHWAMBORN Gehen es ruhig und besinnlich an: Quattro Brass in der Kirche St. Gangolf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany