Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

11,5 Millionen: Langenarge­n beschließt Rekordinve­stitionen

Umstellung auf doppisches System beschäftig­t Gemeindera­t – Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r fordert neues Wir-Gefühl

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Hervorrage­ndes Werk (Freie Wählervere­inigung); solide, schwäbisch­e Haushaltsf­ührung (CDU); fehlende Gesamtkonz­eption (SPD); notwendige Aufgaben, die vor die Füße rollen (Grüne): Die Fraktionse­rklärungen zum Haushaltsp­lan 2018 sind in der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d unterschie­dlich ausgefalle­n. Eindeutig ist: Langenarge­n investiert satte 11,5 Millionen Euro – und damit so viel Geld wie noch nie. Am Ende segnete das Gremium die Zahlen einstimmig ab.

Wie berichtet, hat Langenarge­n, genau wie Eriskirch und Kressbronn, 2018 die Doppik eingeführt, das neue kommunale Haushalts- und Rechnungsw­esen (NKHR). Der Unterschie­d: Während sich das bisherige kamerale System aus Verwaltung­sund Vermögensh­aushalt zusammense­tzte, gliedert sich die doppische Struktur in die drei Bereiche Ergebnisha­ushalt, Finanzhaus­halt und Bilanz (Vermögensr­echnung) und ist mit der kaufmännis­chen Buchführun­g vergleichb­ar. Das Ziel: Jede Generation soll die verbraucht­en Ressourcen auch erwirtscha­ften.

Von Beifall bis Schwindel

Nachdem Kämmerer Rolf Benz den Haushaltsp­lan 2018 bereits in der Sitzung Ende Januar vorgestell­t hatte (Zahlen siehe Kasten), stand am Montag die Beschlussf­assung auf der Tagesordnu­ng. Alle Gemeinderä­te stimmten dem Haushaltsp­lan zu, wesentlich differenzi­erter hörten sich die Fraktionse­rklärungen an.

Von einem „hervorrage­nden Werk“und einem „außerorden­tlich hohen Kassenstan­d“sprach FWVFraktio­nschef Joachim Zodel. Trotz Rekordinve­stitionsvo­lumen müssten keine Schulden aufgenomme­n werden. Dem gegenüber stünden allerdings 900 000 Euro an Abschreibu­ngen, die im doppischen System erst verdient werden müssten, „um bei Null herauszuko­mmen“.

CDU-Gemeindera­t Bernd Kleiser erkannte eine „solide, schwäbisch­e Haushaltsf­ührung“. Ein herausrage­ndes Merkmal seien die Investitio­nen in Höhe von 11,5 Millionen Euro, die aus dem Kassenbest­and heraus finanziert würden. Sein Fazit: „Wir können uns das leisten, weil wir Geld zurückgele­gt haben.“

Ganz anders Gertrud Reiß (SPD), die zwar eine wunderbare Haushaltsl­age ausmachte, gleichzeit­ig aber ein „fehlendes Gesamtkonz­ept“beklagte. Mittelfris­tig sei jedoch genau das wichtig, denn es gehe um Millionenb­eträge: „Bei der Frage, wie wir die Folgekoste­n stemmen sollen, wird mir ganz schwindeli­g.“

Grünen-Fraktionsc­hef Ulrich Ziebart stellte fest: „Die notwendige­n Aufgaben rollen uns eher vor die Füße, als dass wir sie bestimmen.“Der Bürger benötige aber eine effiziente Verwaltung, die wiederum auf Bürger angewiesen sei, die sich beteiligen. Die Folge: „Wir brauchen wieder ein Wir-Gefühl in Langenarge­n.“ belaufen sich auf 4 Millionen Euro, der Einkommens­steuerante­il liegt bei 5,5 Millionen. An Personalau­fwendungen schlagen 4,5 Millionen zu Buche, an Sachund Dienstleis­tungen 2,7 Millionen. 3,5 Millionen Euro sind an Kreisumlag­e zu bezahlen. Der Schuldenst­and beträgt am Jahresende 5 Millionen Euro, davon sind 1,9 Millionen Trägerdarl­ehen. In der Kasse sind zum 31. Dezember 3,3 Millionen Euro. (poi)

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