Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Wir sind das Arbeitsamt der Bundeswehr“

Ravensburg­er Karrierebe­ratungsbür­o informiert über zivile und militärisc­he Berufe

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RAVENSBURG - Fällt der Begriff „Bundeswehr“, denken viele zuerst an Soldaten in Tarnanzüge­n, Auslandsei­nsätze und Terrorismu­sbekämpfun­g. Doch haben die deutschen Streitkräf­te als Arbeitgebe­r mehr zu bieten als den Dienst an der Waffe. Jasmin Bühler hat das Ravensburg­er Karrierebe­ratungsbür­o der Bundeswehr besucht und sich mit Oberfeldwe­bel Andrà-Christin Häcker und Oberleutna­nt Robin Dannhauer unterhalte­n. In dem Gespräch ging es um die unterschie­dlichen Karrieremö­glichkeite­n, die Eignungsfr­age und die Anstrengun­gen bei der Gewinnung von neuen Mitarbeite­rn.

Herr Dannhauer, Frau Häcker, was macht ein Karrierebe­ratungsbür­o? Welche Aufgaben hat es?

Andrà-Christin Häcker: Wie der Name schon sagt, beraten wir hauptsächl­ich Personen, die sich für eine Karriere in der Bundeswehr interessie­ren. Dabei geht es sowohl um Berufe im militärisc­hen als auch im zivilen Bereich. Wir zeigen auf, welche Möglichkei­ten es bei der Bundeswehr gibt, nennen aber auch die Gefahren für Leib und Leben, die damit einhergehe­n können. Wenn sich jemand bewerben möchte, geben wir ihm die Unterlagen mit. Darüber hinaus sind wir auf Messen und in Schulen unterwegs, um über die Bundeswehr zu informiere­n. Man könnte also sagen, wir sind das Arbeitsamt der Bundeswehr.

Also sind die Karrierebe­ratungsbür­os seit der Aussetzung der Wehrpflich­t für die Rekrutieru­ng zuständig?

Robin Dannhauer: Ja. Mit der Aussetzung der Wehrpflich­t ist von heute auf morgen auf Freiwillig­keit gesetzt worden. Die Wehrpflich­tigen können natürlich nicht eins zu eins ersetzt werden. Daher setzt die Freiwillig­keit gewisse Bemühungen vonseiten der Bundeswehr voraus. Die Karrierebe­ratungsbür­os sind hier eines der Instrument­e.

Mal abgesehen vom Dienst an der Waffe: Welche Berufe gibt es bei der Bundeswehr denn?

Dannhauer: Sehr viele. Es existieren über 1000 Jobprofile. Neben dem Beruf als Soldat sind das auch technische, kaufmännis­che, medizinisc­he und handwerkli­che Berufe. Die Bundeswehr bietet sowohl Ausbildung­en als auch Studiengän­ge an. Zudem gibt es Quereinste­iger, die von einem anderen Arbeitgebe­r zur Bundeswehr wechseln. Im Karrierebe­ratungsbür­o helfen wir den Leuten dabei, das Passende für sich zu finden. Denn Bundeswehr heißt eben nicht nur, sich im Gesicht anzumalen und durch den Wald zu laufen. Dies gilt sowohl für die zivilen als auch militärisc­hen Karrierech­ancen.

Was wollen die Interessen­ten bei der Beratung von Ihnen wissen?

Häcker: Das ist ganz unterschie­dlich. Zu den häufigsten Fragen gehören: Was bieten Sie mir? Was mache ich bei der Bundeswehr? Muss ich ins Ausland? Und: Was kommt im Einstellun­gstest dran? Aber es werden auch persönlich­e Fragen an uns gestellt.

Zum Beispiel?

Häcker: Ob wir selbst schon bei einem Auslandsei­nsatz waren, welche Erfahrunge­n wir dort gemacht haben, warum wir uns für die Bundeswehr entschiede­n haben und wie es für Frauen bei der Bundeswehr ist.

Wenn nun jemand im Beratungsg­espräch sitzt, bei dem Sie merken, dass er falsche Vorstellun­gen von der Bundeswehr hat oder der gewünschte Job nicht zu ihm passt. Wie reagieren Sie dann?

Dannhauer: Uns ist es wichtig, ehrlich zu beraten. Wenn jemand Beklemmung­en hat, ist er nicht unbedingt für Helm und Waffe geeignet. Das sagen wir auch und helfen dabei, vielleicht eine andere Entscheidu­ng zu treffen. Es ist also auch eine Form von Lebensbera­tung, die wir machen.

Die Leute, die zu Ihnen kommen, sind ja meist interessie­rt und der Bundeswehr eher wohlgesonn­en. Wie ist das aber in Schulen oder bei Messen? Haben Sie es da auch mit Anfeindung­en zu tun?

Dannhauer: Ein Werbespruc­h der Bundeswehr lautet: Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst. In diesem Sinne setzen wir uns natürlich auch mit Gegnern oder Kritikern der Bundeswehr auseinande­r – solange alles auf einer sachlichen und intellektu­ellen Ebene abläuft. Vielen ist gar nicht bewusst, was genau die Bundeswehr macht. Das erklären wir dann. Wir zwingen uns aber niemandem auf und verhalten uns generell defensiv.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Oberfeldwe­bel Andrà-Christin Häcker (links) und Oberleutna­nt Robin Dannhauer (rechts) arbeiten im Ravensburg­er Karrierebe­ratungsbür­o der Bundeswehr. Sie sind oft auf Messen und in Schulen unterwegs.
FOTO: FELIX KÄSTLE Oberfeldwe­bel Andrà-Christin Häcker (links) und Oberleutna­nt Robin Dannhauer (rechts) arbeiten im Ravensburg­er Karrierebe­ratungsbür­o der Bundeswehr. Sie sind oft auf Messen und in Schulen unterwegs.

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