Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mahmutis Kampfstil sorgt für Diskussionen
Die Zuschauer des Bodensee-Cups sind begeistert – Die Trainer des Boxteams Langenargen weniger
LANGENARGEN - Noch vor dem Kampfende ist Kushtrim Mahmuti am Samstag auf die Ringseile gesprungen, um sich feiern zu lassen. Und die 350 Boxfans in der heimischen Festhalle jubelten dem Langenargener Weltergewichtler zu. Soeben hatte er seinen Schweizer Kontrahenten Jonathan Brunschweiler im Rahmen des dritten Kampfabends des 3. Bodensee-Cups ordentlich vermöbelt. Doch weil auch er selbst einige Schläge hatte einstecken müssen, hatte sich der vierfache Landesmeister Mahmuti den Zorn seiner Trainer zugezogen; der Sprung auf die Ringseile brachte ihm zudem eine Verwarnung des Ringrichters ein.
„Die Leute bezahlen zehn Euro Eintritt, sie wollen das sehen – das beweist ihre Reaktion während des gesamten Kampfes“, so Kushtrim Mahmuti. Tatsächlich gingen die Zuschauer bei ihm so mit, wie in den vorangegangen acht Kämpfen nicht. Mahmuti, bei den letzten Deutschen Meisterschaften Fünfter, spaltet mit seinem Kampfstil das Volk und erhitzt die Gemüter. Das weiß er auch selbst: „Freilich waren das wieder einige Aktionen mit der Brechstange, aber es waren auch etliche durchdachte Dinge darunter. Ich denke, es war eine gute Mischung“, sagte Kushtrim Mahmuti, dessen Tante kurz vor dem Kampf infolge eines Herzinfarkts verstarb.
Fokussiert auf seinen Auftritt
Der Weltergewichtler wechselte während des Gefechts einige Male die Auslage, boxte variabel. „Die Führhand wird stärker, die Schlaghand variabler“, analysierte der Boxer selbst. Dennoch meinte sein Trainer Thomas Schuler: „Es kann nicht sein, dass Kush ohne Deckung boxt. Wir haben es des Öfteren angemahnt, befolgt hat er es erneut nicht“, so der Vorsitzende und Trainer des Boxteams. Nicht so dramatisch sah es Achim Böhme, der Ressortleiter Leistungssport im BadenWürttembergischen Boxverband (BVBW): „Kushtrim ist eine Turbine. Er hat wieder eine unglaubliche Energieleistung abgeliefert, war jedoch auch übermotiviert und hat unnötig den Zorn des Kampfgerichts auf sich gezogen.“
Kushtrim Mahmuti selbst versteht nicht, warum seine Heimtrainer ihn nicht so boxen lassen, wie es eben sein Ding ist. Was sein Ding ist, beschrieb BVBW-Landestrainer Witali Tarassow einmal so: „Kushtrim hat alles kurz und klein geschlagen, zwei Pokale abgeräumt. Wir haben insgesamt dreimal Gold, das sind Tartaren“, so der Nachfolger von Achim Böhme. Das war nach Mahmutis Sieg beim 26. Internationalen Box-Turnier von Chemnitz. Allerdings: Im Finale verletzte sich Mahmuti damals so stark, dass seine Teilnahme an der deutschen Meisterschaft in Lübeck in Gefahr war.
Dass solche Aktionen ohne Rücksicht auf Verluste den Verantwortlichen des Boxteams nicht gefallen, ist verständlich, zumal Kushtrim Mahmuti das klare Aushängeschild seines Vereins ist. Bitter war für die Langenargener beim 8:10 gegen die Boxgemeinschaft Ostschweiz zudem, dass mit den Mittelgewichtlern Niko Sanduljevic und dem zweimaligen C-Landesmeister Arion Dautaj zwei weitere eigene Boxer schwer einstecken mussten.
Undiszipliniertheiten wie Mahmutis Sprung auf die Ringseile oder der sofortige Abgang von Fidaim Brahimi nach der Urteilsverkündung, ohne dem Kontrahenten gratuliert zu haben, riefen auch den Kampfrichterobmann des BVBW Klaus Kaibach auf den Plan. „Das geht gar nicht. Das können und werden wir nicht tolerieren“, so der langjährige Trainer und Abteilungsleiter des VfB Friedrichshafen.
Der Schweizer Cheftrainer Mathias Luchsinger lobte die fairen Urteile des Kampfgerichts, bemängelte jedoch, dass der Ringrichter bei eben diesen beiden unsauberen Duellen mehr eingreifen hätte müssen. Seine Mannschaft habe die Erwartungen erfüllt, auch wenn Luchsinger nach etlichen Abgängen in Zukunft einige Nachwuchsboxer in sein Team integrieren muss.