Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bayern hofft auf Airbus-Umbau ohne Entlassungen
Unternehmen bestätigt Treffen mit Betriebsrat - Stellenabbau könnte auch Augsburg treffen
TOULOUSE/AUGSBURG/BREMEN (dpa) - Nach einem Medienbericht über eine mögliche Streichung oder Verlegung Tausender Stellen hat der Luftfahrtkonzern Airbus ein Treffen mit dem europäischen Betriebsrat in der kommenden Woche bestätigt. Danach solle die Öffentlichkeit informiert werden, teilte ein Unternehmenssprecher am Samstag in Paris mit. Stellenstreichungen würden auch deutsche Standorte treffen.
Das französische Magazin „Challenges“hatte in seiner Online-Ausgabe berichtet, es gehe wegen der Produktionskürzungen beim Airbus A380 und dem Militärtransporter A400M um 3600 Jobs vor allem in Bremen, Augsburg, im spanischen Sevilla sowie im britischen Filton. Die Werke in Hamburg und Stade könnten ebenfalls betroffen sein, französische Werke kaum. Der Plan solle an diesem Mittwoch bekanntgegeben werden. Der Airbus-Sprecher wollte den Inhalt des Berichts nicht kommentieren. Anpassungen beim weltgrößten Passagierjet A380 und beim Militärtransporter A400M seien allerdings keine Neuigkeit.
In Bremen und Augsburg gab es zunächst keine Hinweise auf Stellenstreichungen. Man habe darüber aus den Medien erfahren, hieß es aus dem Haus des Bremer Wirtschaftssenators Martin Güthner (SPD). „Wir sind darüber informiert, dass es Gespräche geben wird zwischen der Konzernspitze und den Betriebsräten“, sagte Güthners Sprecher Tim Cordßen. Anfang der Woche wolle man sich ein konkretes Bild machen und mit Vertretern von Airbus Bremen sprechen.
Ähnlich äußerte sich Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl. „Bislang gibt es noch nicht einmal offizielle Pläne. Das was heute berichtet wird, ist dem Vernehmen nach und vom Unternehmen noch nicht bestätigt“, sagte der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk. Für den Fall von Jobkürzungen kündigte Gribl an, „dass wir die Ärmel wieder hochkrempeln müssten und zunächst gegen Stellenabbau der Höhe nach kämpfen würden.“
Bayerns Staatsregierung äußerte die Hoffnung, dass ein möglicher Stellenabbau in Deutschland geringer ausfällt, als er derzeit diskutiert wird. Nach Gesprächen mit AirbusManagern sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) der „Augsburger Allgemeinen“(Montag), dass es nur im schlimmsten Fall zu einem Abbau von 3600 Stellen kommen könnte. „Das ist ein Worst-Case-Szenario“, betonte Aigner. Es handele sich bisher nur um eine Schätzung, wie viele Mitarbeiter es europaweit rein theoretisch treffen könnte. Sie gehe davon aus, dass das Unternehmen einen möglichen Stellenabbau ohne Kündigungen umsetzen wolle.
Am bayerischen Airbus-Standort Augsburg könnten nach Informationen der IG Metall 300 Mitarbeiter gefährdet sein, die mit der Produktion des Militärtransporters A400M beschäftigt sind. Wie viele dieser Stellen tatsächlich gefährdet sind, sei aber unklar, sagte der Chef der Augsburger IG Metall, Michael Leppek, der Zeitung. „Die Produktion wird ja nicht eingestellt“, betonte Leppek.
In Augsburg beschäftigt der Konzern rund 2000 Menschen, in Bremen etwa 3000. Weltweit sind es etwa 129 000 Mitarbeiter. Airbus hatte bereits im Sommer 2016 bekanntgegeben, mangels Bestellungen von 2018 an jährlich nur noch zwölf Maschinen des A380 auszuliefern. Von 2019 an sollen es dann nur noch acht sein.