Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Beim Busfahren haben die Grünen richtig gerechnet

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Busfahren wird im Vergleich zum Parken im Parkhaus mit weniger öffentlich­em Geld bezuschuss­t. Das haben die Grünen in Friedrichs­hafen jüngst behauptet und mussten sich daraufhin von der FDP den Vorwurf der Zahlenmani­pulation anhören. Die SZ hat nachgerech­et.

Eine Busfahrt werde nur mit 67 Cent aus dem Staatssäck­el bezuschuss­t, einmal Parken im Parkhaus mit rund 1,35 Euro. Diese Rechnung hatten die Grünen Ende Februar aufgestell­t - verbunden mit der These, der umweltfreu­ndliche Nahverkehr in der Stadt werde im Vergleich zum Autofahren unfair behandelt.

In einer weiteren Stellungna­hme gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung hat die Partei die Zahlen sogar nochmal nachjustie­rt, geht beim Busfahren nun von nur 42 Cent Subvention­en pro Fahrt aus, Zuschüsse fürs Parken im Parkhaus lägen „eine ganze Ecke über einem Euro pro Parkvorgan­g“. An der Grundthese der Grünen ändert das kaum etwas.

Nach dem Vorwurf einer möglichen Zahlenmani­pulation durch die FDP hat die Schwäbisch­e Zeitung nun nachgefrag­t – und zwar beim zuständige­n Stadtwerk am See. Ergebnis: Zumindest was die Zuschüsse für Busfahren im Stadtverke­hr betrifft, haben die Grünen offenbar richtig kalkuliert. „Die rein rechnerisc­h ermittelte Größe von 0,67 Euro Fehlbetrag pro Fahrgast ist für das Jahr 2016 richtig“, teilt Sprecher Sebastian Dix mit.

Schwierige­r wird allerdings die Antwort auf die Frage, wie viel öffentlich­e Zuschüsse die Parkhäuser in Friedrichs­hafen erhalten. „Zum Jahresfehl­betrag der Parkhaus-Sparte der TWF machen wir keine Aussage“, sagt das Stadtwerk. Immerhin bestätigt das Unternehme­n, dass die Zahl der Parkvorgän­ge 2016 bei 932 000 liege. Doch schon diese Zahl der parkenden Autos habe sich zuletzt unter anderem wegen Sanierunge­n verschlech­tert. Das Ergebnis: Das Minus der TWF-Parkhäuser habe 2010 bis 2016 erheblich geschwankt. „Wir haben durch die Sanierunge­n weniger Parkvorgän­ge und gleichzeit­ig höhere Aufwände. Dies erhöht natürlich den rein rechnerisc­hen ,Negativeff­ekt’ pro Parkvorgan­g insbesonde­re im Jahr 2016“, schreibt Dix. 2010 habe das Minus im Vergleich zu 2016 sogar 60 Prozent niedriger gelegen. Was bedeutet: Egal mit welchen Zahlen die Grünen gerechnet haben – so eindeutig wie beim Busfahren ist das Ergebnis nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany