Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Um den Bodensee nachhaltig nutzen zu können und zu schützen, ist es entscheidend, dass wir ihn kennen.“
Projekt erforscht, wie viel Grundwasser wo in den Bodensee gelangt – Trinkwasserversorger sind mit an Bord
Staatssekretär Andre Baumann bei einer Pressekonferenz in Langenargen, bei der das Projekt „Seezeichen“vorgestellt worden ist.
LANGENARGEN - Viereinhalb Millionen Menschen in Deutschland trinken Wasser aus dem Bodensee. Allein deshalb gehen Forscher dem Gewässer immer wieder auf den Grund. Im Projekt „Seezeichen“wurde jetzt untersucht, ob, wo und in welchem Umfang Grundwasser einfließt beziehungsweise über welche Pfade damit Problemstoffe ins Wasser gelangen könnten. Kostenpunkt: 1,2 Millionen Euro. Ein Ergebnis: „Der Bodensee ist weniger grundwassergeprägt als andere Seen“, erklärte Staatssekretär Andre Baumann am Montag in Langenargen.
Auch der Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hebt regelmäßig ein Gläschen Bodenseewasser, zumindest wenn er bei der Arbeit in Stuttgart ist. Aber nicht nur deshalb hat er den Weg nach Langenargen gefunden. Andre Baumann besuchte vielmehr die Abschlussveranstaltung des Projektes „Seezeichen“im Münzhof und stellte anschließend bei einer Pressekonferenz fest: „Um den Bodensee nachhaltig nutzen zu können und zu schützen, ist es entscheidend, dass wir ihn kennen.“Das Projekt habe wertvolle Arbeit geleistet und spannende Erkenntnisse über das Seewasser, insbesondere die unterschiedlichen Eintragspfade geliefert.
Die Ergebnisse der Untersuchungen fließen unter anderem in die Gefährdungsbeurteilungen der Trinkwasserversorger ein: „Der Bodensee ist für uns die Ressource“, betonte Roland Schick von der BodenseeWasserversorgung. Das Wissen über Stoffströme im See helfe den 16 Wasserwerken am Bodensee, die Ursachen möglicher Veränderungen in der Beschaffenheit des Rohwassers zu erkennen und zu berücksichtigen.
Problemstoffen auf der Spur
Soll heißen: Wenn Problemstoffe über Grundwasser in den See gelangen, Stichworte: Landwirtschaft und Pestizide, liefert „Seezeichen“Daten und Modelle, um den Ursprung festzustellen. Allerdings seien bislang die Auswirkungen von Stoffeinträgen aus dem Grundwasser auf den Bodensee weitgehend unbekannt gewesen, berichtete Burkhard Schneider, Abteilungsleiter Wasser und stellvertretender Präsident der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), die das Projekt federführend koordiniert.
Im Rahmen von „Seezeichen“sei ein dreidimensionales hydrologisches Modell und darauf aufbauend ein numerisches Grundwassermodell für den Bodenseeraum erarbeitet worden. „Mit der Modellierung wurde jetzt erstmalig die Möglichkeit geschaffen, die Grundwasserzutritte für die verschiedenen Einzugsgebiete zeitlich variabel und räumlich differenziert für den gesamten Bodensee abzubilden“, fuhr Burkhard Schneider fort.
Keine Grundwasserquellen
Dabei ist die „Methoden-Toolbox Grundwasser“angewandt worden, eine umfangreiche Kombination von Mess-, Auswerte- und Modellkonzeptionen – und zwar im Bodensee, Ammersee und Steißlinger See. Wie
Thomas Wolf vom Institut für Seenforschung in Langenargen, das zur LUBW gehört, erläuterte, sei es Anspruch der Forscher gewesen, einen Werkzeugkasten zusammenzustellen, der nicht nur für den Bodensee, sondern auch für andere Gewässer anwendbar ist. Dazu hätten zum Beispiel verschiedene Projektpartner Proben genommen, ausgewertet und die Ergebnisse in einer Datenbank gesammelt. Als eine Erkenntnis formulierte Thomas Wolf: „Im Bodensee sind keine quellartigen Zugänge, sondern diffuse und geringe Grundwassereinträge zu finden.“