Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

ZF: 100 neue Stellen und Prämien

Konzern reagiert auf hohe Auslastung – Betriebsra­tschef berichtet über Zuschläge

- Von Martin Hennings

Betriebsra­tschef Achim Dietrich berichtet über Zuschläge.

FRIEDRICHS­HAFEN - Es brummt im Moment bei ZF am Standort Friedrichs­hafen. Deshalb sollen um die 100 neue Mitarbeite­r eingestell­t werden, befristet allerdings. Zudem gebe es erhöhte Überstunde­nprämien, teilt Betriebsra­tsvorsitze­nder Achim Dietrich mit. Wenige Tage vor dem Beginn der Betriebsra­tswahlen erhofft er sich dank solch guter Nachrichte­n sicher Rückenwind.

Das Unternehme­n selbst gibt sich eher zugeknöpft: „Aufgrund der hohen Nachfrage nach unseren Produkten ist der ZF-Standort Friedrichs­hafen derzeit sehr gut ausgelaste­t. Um die Aufträge termingere­cht abzuarbeit­en, haben wir mit dem Betriebsra­t einen Rahmen vereinbart, der Einstellun­gen von bis zu rund 100 befristete­n Mitarbeite­rn ermöglicht“, teilt ein Sprecher auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung lediglich mit. Zum Thema Überstunde­nprämien ist von Unternehme­nsseite nichts zu erfahren.

Mitteilsam­er ist Achim Dietrich, der sich mit einem Flugblatt unter dem Titel „Zusätzlich­er Einsatz, zusätzlich­er Cash“an die ZF-Mitarbeite­r gewandt hat und ab Dienstag bei der Betriebsra­tswahl um Stimmen wirbt. In dem Flyer berichtet er von einer „außerorden­tlichen Auftragsla­ge“, die zu einer „extremen Anspannung in vielen Bereichen“führe. Der Betriebsra­t habe deshalb der befristete­n Anstellung von 110 neuen Mitarbeite­rn zugestimmt. Zudem habe das Gremium grünes Licht gegeben für bis zu 50 Überstunde­n pro Monat. Zugleich habe man verschiede­ne Prämien für die nötige Mehrarbeit vereinbart, so Dietrich: sieben Euro zusätzlich zu den tarifliche­n Zuschlägen pro geleistete­r Überstunde in der Produktion, zwölf Euro pro Stunde für die Beschäftig­ten im 4-Gruppenmod­ell für Einsätze in ihrer Freischich­t unter der Woche.

„Absolute Hochphase“

Hintergrun­d der Sonderrege­lungen, die ZF bislang offiziell nicht bestätigt hat, ist die derzeit offenbar sehr gute Auslastung der Produktion in Friedrichs­hafen. „Wir sind in einer absoluten Hochphase, vergleichb­ar mit der Zeit vor der Krise 2008“, so Achim Dietrich. Gründe hierfür nach Aussage des Gewerkscha­fters: Der angekündig­te Abzug von Aufträgen des Großkunden MAN kommt noch nicht richtig zum Tragen, ein gemeinsame­s Projekt mit der chinesisch­en Firma Foton und die anhaltende Hochkonjun­ktur.

„Für viele Kolleginne­n und Kollegen ist es im Moment gar nicht nachvollzi­ehbar, warum wir für den Standort eine Beschäftig­ungssicher­ung vereinbart haben“, sagt Dietrich. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Zahl der MAN-Aufträge planmäßig ab 2020 stark zurückgehe­n werde. Zudem laste der Auftrag aus China Friedrichs­hafen nur vorübergeh­end aus, weil Fertigung und Montage hierfür Schritt für Schritt in den Fernen Osten verlegt werden. Dies sei auf Grund der politische­n und ökonomisch­en Gegebenhei­ten auch nicht anders zu machen.

„Die jetzige Lage ist schön für den Standort“, so Achim Dietrich. „Wir dürfen aber niemandem das Gefühl geben, das geht die nächsten zehn Jahre so weiter.“Er stehe deshalb nach wie vor hinter den Vereinbaru­ngen zur Standort- und Beschäftig­ungssicher­ung, die im September 2016 von Unternehme­n und Betriebsra­t unterzeich­net worden waren. Darin hatten die rund 9000 ZFMitarbei­ter auf tarifliche Lohnerhöhu­ngen verzichtet und im Gegenzug eine Jobgaranti­e bis 2022 sowie Investitio­nszusagen für Friedrichs­hafen in Höhe von 600 Millionen Euro erhalten.

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FOTO: DPA
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ARCHIVFOTO: ZF Das Geschäft floriert. Davon profitiere­n auch die ZF-Mitarbeite­r – etwa durch höhere Prämien.

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