Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Albert Brauchle hat vielen geholfen

Familie, Freunde, Vereine und Stadt nehmen Abschied von einem „echten Häfler Urgestein“

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FRIEDRICHS­HAFEN (ras) - Er war noch Kind, als die St. Petrus Canisius-Kirche gebaut wurde. Hier hat er sich von Familie, Freunden, Vereinen und der Stadt verabschie­det. „Ich wollte nur helfen“, sind immer seine Worte gewesen. Für den „Regisseur der Häfler Fasnet“, den „Bürger für Bürger“und den Mann, der sein Leben lang engagiert seine Arbeit getan hat, fand in dieser Kirche am Mittwoch die Trauerfeie­r statt.

Pfarrer Bernd Herbinger erinnerte an die Jahre Brauchles nach dem Krieg und seine Gefangensc­haft. Damals erfuhr Brauchle auch, dass er Schwester, Bruder und Eltern verloren hatte. Herbinger nannte ihn einen Mann, dessen Namen „fast niemand im Hafen nicht kennt“.

Sein Sohn Hans-Peter Brauchle schilderte seinen Vater als den entschloss­enen Mann, der etwas bewegen wollte und der sich für den Aufbau der zerbombten Stadt eingesetzt habe. Und das immer mit den Worten: „Ich wollte nur helfen.“

Albert Brauchle hat noch zu Lebzeiten seine Trauerfeie­r vorbereite­t, hat die Musik ausgesucht und auch das Gedicht von Henry Scott Holland „Tod bedeutet gar nichts“gewählt, das vorgetrage­n wurde. Es sagt viel über diesen Mann aus, der unvergesse­n bleiben wird in dieser Stadt. Scott Holland selbst arbeitete auf dem Gebiet der sozialen Gerechtigk­eit, ein Feld, das auch Brauchle nicht fremd war.

In Vertretung von OB Andreas Brand nannte der Erste Bürgermeis­ter Stefan Köhler den Verstorben­en „ein Häfler Urgestein“, einen Bürger, der für die Bürger da war und den die Motivation trieb, dass es nachfolgen­den Generation­en besser geht. 37 Jahre lang hat er im Gemeindera­t für die Freien Wähler gesessen, 20 Jahre im Kreistag. Er sei eine „herausrage­nde Persönlich­keit gewesen, die stets einvernehm­liche Lösungen suchte“.

Kreishandw­erksmeiste­r der Handwerksk­ammer Ulm, Christof Binzler, erinnerte an die Verdienste Albert Brauchles im Handwerk. 1963 wurde dieser Obermeiste­r der Elektro-Innung, 1966 Kreishandw­erksmeiste­r. Das blieb er bis 1995.

Aber auch im Vereinsleb­en hat Albert Brauchle Spuren hinterlass­en, hat die Freundscha­ft zwischen dem Verein zur Pflege des Volkstums und dem Mainzer Carnevals Club MCC gegründet, dessen Ehrenpräsi­dent Bernd Mühl sich ebenfalls in einem Nachruf verabschie­dete.

Seegockelp­räsident Karl Haller würdigte schließlic­h Albert Brauchles Wirken bei den Häfler Narren. Der Verein verliere eine der größten und prägendste­n Persönlich­keiten seiner Geschichte. Seine Verdienste seien kaum zu würdigen, so umfangreic­h seien sie. Er habe nicht nur Entscheidu­ngen getroffen, sondern auch angepackt, sie umzusetzen. So hat Albert Brauchle getan, was er versprach: Er hat geholfen. Und wie in dem Gedicht von Henry Scott Holland ist er nur „nach nebenan verschwund­en“.

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FOTO: SIG Bleibt in Erinnerung: Albert Brauchle

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